Neues Bussystem in Kempten: Interimsstandort für den Umsteigepunkt nördliche Innenstadt wird am Stadtpark sein
Lautes Zähneknirschen war im jüngsten Ausschuss für Mobilität und Verkehr zu vernehmen. Nur widerwillig stimmten die Grünen und Future for Kempten (FFK) dafür, die Interimslösung für den neuen Umsteigepunkt nördliche Innenstadt am Stadtpark zu errichten.
Kempten – Lange hatten sich die Räte darüber gestritten, wo der Übergangsumsteigepunkt sein soll, für den etwa fünf Bussteige nötig sind. Wie berichtet, stellt Kempten auf ein neues dezentrales und leistungsfähigeres Bussystem um, bei dem die Umsteigepunkte am Hauptbahnhof und in der nördlichen Innenstadt eine zentrale Rolle spielen.
Im Gegenzug wird die ZUM aufgelöst. Dort verbleiben nur ganz wenige Haltestellen. Der Beschluss für den endgültigen Umsteigepunkt Nord fiel bereits auf den Parkplatz am Hofgarten in der Nähe des Klecksgebäudes. Dieser soll Anfang 2027 in Betrieb gehen. Weil das neue Bussystem, deren wesentlicher Bestandteil die Ringbusse sind, bereits früher vollumfänglich genutzt werden können soll und weil auch die Baustelle im Sparkassenquartier zusammen mit der ZUM nicht funktioniert, braucht es eine Übergangslösung für den Umsteigepunkt Nord.
Blick zurück
Die Entscheidung für diese Interimslösung war eigentlich schon gefallen: auf den Bereich zwischen Residenz und dem „Horten“-Gebäude, wo sich einst Galeria Kaufhof befand. Doch wie Thomas Landerer (FW/ÜP) im Ausschuss erklärte, hätte seine Partei auf Sorgen von Einzelhändlern in der nördlichen Innenstadt und an den langen Ständen reagiert, die sich durch die dann nötige Verkehrsberuhigung am Residenzplatz abgehängt gesehen hätten. Im Stadtrat war die Entscheidung schließlich vertagt worden. Auch von der Tagesordnung der vergangenen Verkehrsausschusssitzung war der Punkt wegen Uneinigkeiten wieder verschwunden.
Nun hatte die Verwaltung geprüft, ob der Stadtpark als Zwischenlösung taugt. Verkehrsmanager Stefan Sommerfeld betonte, dass es sich dabei dann eben NICHT mehr um die ZUM handelt, weil die Frequenz des Busverkehrs deutlich geringer ausfällt, als sie heute ist. Folglich könnten in dem Bereich Baustellen- und Busverkehr gleichzeitig abgewickelt werden. Von den für den Interimsstandort genutzten bereits vorhandenen Bussteigen befinden sich drei entlang der Südseite des Stadtparks, vier zwischen Mona-Gebäude und Stadtpark und einer südlich an der Kreuzung Bodman- und Königstraße.
Interimsstandort für den Umsteigepunkt nördliche Innenstadt: So fahren die LKW, so fahren die Busse
„Der Wunschtermin der Verwaltung für die Umstellung auf das neue Bussystem ist August 2025“, sagte Sommerfeld. Ab diesem Zeitpunkt verläuft die Achse der Busse in Nord-Süd-Richtung entlang der Königstraße, in Ost-West-Richtung auf der Bodmanstraße. Die Baustellenfahrzeuge steuern das Sparkassenquartier über die Königstraße an und verlassen es über die Linggstraße. In manchen Bauphasen dreht sich die Richtung um, sodass laut Sommerfeld dort, wo sich Umstiegsstellen befinden, nie Schwerlastverkehr rollt.
„Während der Baustellenzeit ist die Innenstadt vom Stadtpark aus weiterhin gut erreichbar“, sagte der Verkehrsmanager. Einzelhändler hatten die Sorge geäußert, dass die Fußgängerzone während der zweijährigen Bauphase am Sparkassenquartier nicht mehr „anlaufbar“ sein könnte. Dem sei nicht so.
Der Haken: Zur Allgäuer Festwoche und zu den Märkten müssen die Bushaltestellen umziehen: Für die Zeit vor, während und nach der Festwoche in die Linggstraße, auch die Sparkasse muss eine Baustellen-Einrichtungsfläche räumen. Und zum Himmelfahrts- und Kathreinemarkt wandert ein Teil der Bushalte zwischen Mona-Gebäude und Linggpark. Mit der Folge, dass sich in diesen beiden Wochen „in der Linggstraße der Baustellenverkehr und der Busverkehr kreuzen“, erklärte der Verkehrsmanager die Nachteile.
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Für einen dauerhaften Umsteigepunkt komme der Stadtpark nicht in Frage, da stets auf diese Veranstaltungen reagiert werden müsse. Außerdem ziele das neue Bussystem darauf ab, dass die Regionalbusse früh wenden und die Region besser anbinden. Als dritten Minuspunkt eines Hauptumsteigepunkts nannte er die mögliche Entwicklung dieser Stelle als Übergang zwischen Stadtpark und Stadt.
Thomas Hartmann: „Fauler Kompromiss“
Während sich die Freien Wähler erleichtert über die Lösung zeigten – „Die Geschäftsleute sind dankbar.“ (Alexander Buck) – , stimmten Grüne und FFK nur für den Vorschlag, um das neue Bussystem vollständig ins Rollen zu bringen und der Sparkasse den Weg freizumachen für den Baustart im Herbst 2025. „Wenn es nur mit einem faulen Kompromiss möglich ist, müssen wir es halt so machen“, sagte Thomas Hartmann von den Grünen.
Er warnte davor, dass der „Baustellenbetrieb Überraschungen bergen“ könne und wies auf „vertane Chancen“ hin. Seiner Meinung nach hätte man mit einer Übergangslösung an der Pfeilergrabenstraße eine Verkehrsberuhigung am Residenzplatze erproben, den Baustellenverkehr deutlicher vom Busverkehr trennen und somit die Sicherheit erhöhen können.
Diskussion im Ausschuss für Mobilität und Verkehr
Helmut Berchtold (CSU) widersprach deutlich: „Es ist ein Kompromiss, aber kein fauler“, so der Fraktionsvorsitzende. Man habe viele Stunden darüber diskutiert, viele Fragen geklärt. Die nun präsentierte Lösung sei die einzige, die man guten Gewissens gehen könne, mit einer teilweisen Trennung von Baustellen- und Busverkehr. „Beim Pfeilergraben hätte ich Bauchweh gehabt“, sagte Berchtold, dem auch die geringen Kosten zusagten.
Anders sah es Dr. Stefan Thiemann (Grüne). Er nannte die Untersuchungen am Residenzplatz, die gezeigt haben, dass die meisten Autos dort nicht halten, sondern durchfahren. „Der ‚Aufschrei‘, dass die Langen Stände nicht erreichbar seien, zählt nicht“, so Thiemann. „Ich gehe mit, aber ganz schweren Herzens.“ Ihm gefiel zudem nicht, dass nun die schweren LKW den Fußweg der Kinder von den Schulen in Richtung Innenstadt kreuzten.
Am Ende stimmte nur ein Mitglied im Ausschuss gegen die Vorlage: Wolfgang Hennig (SPD), der sich während der Sitzung aber nicht zu den Gründen äußerte.
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