Nachgefragt beim Haus International: Wie ist die Sichtweise des Leitungsteams?

  1. Startseite
  2. Bayern
  3. Augsburg & Schwaben
  4. Kreisbote Kempten

Kommentare

HI-Leitungsteam: Gaby Heilinger 1. Vorsitzende (v. r.), Kjemal Tushi, 2. Vorsitzender, und Eda Azak, Geschäftsführerin. © Lajos Fischer

Bei der aktuellen Diskussion über das Haus International in den städtischen Ausschüssen wird die Sichtweise der Verwaltung dargestellt.

Kempten – Der Kreisbote fragte im Haus International nach, was der Standpunkt des dortigen Leitungsteams ist.

Ihnen wird immer wieder vorgeworfen, kein tragfähiges Konzept erstellt und die Hilfe der Verwaltung nicht angenommen zu haben.

Gaby Heilinger: Am 25. Oktober letzten Jahres wurde im Sozialausschuss angekündigt, unsere Haushaltsmittel drastisch zu reduzieren. Am 8. November stellte Herr Baier-Regnery dem Vorstand seine damit verbundene Vision dar: Das Haus soll einem Manager unterstellt werden und unser Verein nur einer der Nutzer sein (Der Kreisbote berichtete am 4. November). Gleichzeitig wurde uns nahegelegt, den damaligen Geschäftsführer zu kündigen, da er sich zu wenig um Drittmittelakquise kümmern würde – eine Forderung, der wir nachgekommen sind. Am 14. November 2023 hatten wir einen Termin beim Oberbürgermeister. Für uns war es beruhigend, dass Herr Kiechle klarstellte, dass er das Haus International erhalten wolle, obwohl Herr Baier-Regnery sagte, dass ihm geraten worden sei, die Einrichtung zuzumachen („einzustampfen“).

Kjemal Tushi: Ich habe gesagt, dass dieses Konzept der Beginn des Untergangs des Haus International wäre. Ohne Geschäftsführer kann der Verein seine in der Satzung festgelegten Aufgaben nicht erfüllen. Der Oberbürgermeister sagte, dass er merke, dass hinter unserem Engagement viel Herzblut steckt.

Heilinger: Am 21. November 2023 hat der Haupt- und Finanzausschuss entschieden, unser Budget weniger radikal zu kürzen und beauftragte die Verwaltung mit der Erstellung eines Konzepts, mit Einbeziehung unseres Vereins. Wir verstanden es so, dass es um das Konzept für die neue Vision der Verwaltung geht. Am 21. Dezember forderte Herr Wagner nun uns auf, ein Konzept zu erstellen. Bis Anfang April hatten wir aber keine Geschäftsführung und wir brauchten dringend eine. Die neue Geschäftsführerin musste dann in Teilzeit eingearbeitet werden, auf Druck der Verwaltung schnellstens Projekte akquirieren und mit uns das Konzept erstellen. Als Termin wurde von Herrn Wagner der 30. Juni 2024 festgelegt. Am 27. Juni stellten wir ihm und Frau Hecht unseren Entwurf vor. Es gab von den beiden zwei kleine Änderungsvorschläge, die wir eingearbeitet haben. Am 30. Juni habe ich das Konzept dem Amt zugeschickt, in dem Glauben, es sei alles in Ordnung. Umso überraschender war es, als wir im Sozialausschuss am 31. Juli hörten, dass das Konzept, das Herr Wagner abwertend als „Papier“ bezeichnete, nicht akzeptabel sei. So wurde uns die Ablehnung der Verwaltung mitgeteilt. Vor der Ausschusssitzung hat uns niemand gesagt, dass wir etwas nachbessern sollten. Wir wissen bis heute nicht, was konkret bemängelt wird.

Tushi: Ich kann es akzeptieren, dass die Stadt den Zuschuss kürzt. Nicht akzeptieren kann ich aber, dass viel über uns, aber nichts offen mit uns gesprochen wird. Die Art und Weise, wie wir schlechtgeredet werden und nicht die volle Wahrheit gesagt wird, ist für uns Ehrenamtliche, die seit Jahren hier sehr viel Zeit und Energie einbringen, ein Schlag ins Gesicht und keine Motivation. Herr Hartmann hat in der Sitzung genau auf den Punkt gebracht, wie wir uns fühlen.

Heilinger: Heute war eines unserer langjährigen Mitglieder bei mir, um zu sagen, dass er die Aussage der Verwaltung, hier passiere nichts, als diffamierend empfindet. Er ist oft hier und weiß, was wir anbieten. Vom Amt für Integration war seit sehr langer Zeit niemand mehr bei unseren Veranstaltungen.

Ein weiterer Vorwurf ist, dass Sie die personelle Unterstützung des Amtes nicht annehmen wollten.

Heilinger: Uns wurde Frau Hecht zunächst als Interimsgeschäftsführerin angeboten. Im Januar gab es dann ein Gespräch mit Herrn Baier-Regnery, Herrn Wagner, Frau Urban und Frau Hecht. Letztere erklärte, sie möchte acht Stunden die Woche bei uns arbeiten, in dieser Zeit sollen Frau Azak und die Vorstandsmitglieder ihr zur Verfügung stehen. Was diese Arbeit genau bedeutete und was sie für uns hätte bringen können, wurde nicht thematisiert.

Tushi: Wir hätten sie sofort angestellt als Geschäftsführerin, aber regelmäßig am Abend nach der Arbeit als Ehrenamtlicher herzukommen, das schaffen wir nicht. Deswegen haben wir das Angebot abgelehnt.

Heilinger: Wir hätten Frau Hecht akzeptiert, obwohl wir von unseren Kursteilnehmern immer wieder zu hören bekommen haben, dass sie den Leuten von einem Sprachkurs im Haus International abgeraten habe. Sie kamen trotzdem, weil bereits ihre Mütter und Väter, Tanten und Onkel bei uns Deutsch gelernt hatten und zufrieden waren. Ich fand es auch nicht in Ordnung, als Ende Juni bei der Vorstellung der damaligen Geschäftsführerin im Amt Herr Wagner ihr gegenüber von „Schmerzen und Tränen“ sprach, die auf das Haus International zukommen würden. Er hat es geschafft, sie zu demotivieren.

Und wie sah es mit den Empfehlungen des Amtes für mögliche Projekte aus?

Heilinger: In diesem Zusammenhang hatten wir bereits einige schlechte Erfahrungen. Vorschläge kamen nicht von dort, sondern von uns, wurden dann aber nicht mit uns umgesetzt. Die Initiative für das Projekt „Demokratie leben!“ kam vom Haus International, wir leisteten auch einiges an Vorarbeit. Dann kooperierte das Amt aber lieber mit der Volkshochschule und zog dafür bei uns die Ressourcen für eine halbe Stelle ab. Erst dann verstanden wir, warum im Vorfeld die Konzepte für diese halbe Stelle, die durch das Akquirieren von zusätzlichen Landesmitteln unsererseits frei geworden war, ohne Begründung immer abgelehnt wurden. Besonders unverständlich war es für uns, dass das Amt bei den Konzeptentwürfen in der Rohfassung mitgewirkt hatte, die fertig formulierten Konzepte dann aber ohne Begründung ablehnte. Mir fällt ein, dass wir ein Konzept zur Akquirierung von Projekten und somit Fördergeldern erstellten. Dieses allerdings wurde mit einer Begründung abgelehnt: „Das braucht ihr nicht, das ist nicht eure Aufgabe.“ Und nun soll es unsere alles entscheidende Aufgabe sein? Auch bei der Idee, einen runden Tisch der Vereine einzurichten, waren wir gut genug, um die Informationen zu möglichen Teilnehmern zu liefern, aber dann hat man das Projekt ohne uns durchgeführt.

Es wurde in der letzten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses mehrfach behauptet, dass Sie nicht bereit waren, einen Leistungsnachweis über die Verwendung der städtischen Mittel zu erstellen.

Heilinger: Für das Jahr 2023 haben wir wie jedes Jahr einen Tätigkeitsbericht, einen speziellen Bericht über die Schülerbetreuung und die Abrechnung über die erhaltenen Personalkosten und Mietzuschuss dem Amt zugeschickt. Die Erstellung war nicht leicht, weil in der Zeit die Stelle des Geschäftsführers nicht besetzt war. Für das Jahr 2024 erfolgt der Nachweis natürlich erst 2025.

Haben Sie Landesmittel für die Hausaufgabenbetreuung für 2025 beantragt?

Eda Azak: Ja, haben wir beantragt, sogar auch schon für das Jahr 2026. Da es unsicher war und noch ist, ob wir und wenn ja, in welcher Höhe von der Stadt eine Kofinanzierungszusage bekommen, haben wir dort rund 20.000 Euro angesetzt. In Absprache mit der Regierung von Mittelfranken können wir nach der Entscheidung diese Summe – falls nötig – anpassen. Bei der Antragsstellung war auch in den vorangegangenen Jahren die einzige Absprache mit dem Amt die über die Kofinanzierung. Ich gehe davon aus, dass eine schriftliche Bestätigung erst nach dem Beschluss des städtischen Haushalts möglich sein wird.

Mehrere Stadträte haben gefragt, ob sich der Verein mit den gekürzten Mitteln den Betrieb der Einrichtung überhaupt leisten kann.

Azak: Eine sehr schwierige Frage. Wir bekommen von der Stadt 30.000 Euro Mietzuschuss, zahlen aber an die Stadt 50.000 Euro Miete. Die Kosten für den alltäglichen Betrieb des Hauses müssen wir selbst aufbringen. Bei dem Projekt Nachmittagsbetreuung ist ein Eigenanteil von mindestens zehn Prozent notwendig. Falls wir, wie gewollt, neue Projekte akquirieren, müssen wir dort auch zehn oder 20 Prozent Eigenanteil haben. Und wir müssen all das ohne Personal aufbringen und abwickeln.

Tushi: Das öffentliche Schlechtreden des Vereins macht das Sammeln von Spenden auch nicht einfacher.

Vielen Dank für das Gespräch!

Lesen Sie auch den Kommentar von Lajos Fischer.

Auch interessant

Kommentare