Schluss mit dem Gemotze über die Gen Z: Wer sie aufgibt, verpasst eine Chance
Sie liegen auf der Couch rum, gucken nur TikTok, verlangen Homeoffice und Sabbaticals – und sollen gleichzeitig die Zukunft retten? Wenn es nach so manchem Stammtischklopfer geht, steht die Welt kurz vor dem Untergang. Schuld? Natürlich die Generation Z.
Doch wer so denkt, hat die Rechnung ohne die Realität gemacht – und ohne die psychologische Tiefe, die hinter dem Verhalten dieser jungen Generation steckt.
Malik (22) als Symbol für die Gen Z: Im Start-up, mit Nachhaltigkeitsblog
Stellen wir uns einen 22-jährigen namens Malik vor. Abi 2021. Kein Abiball. Statt Uniparty: Zoom-Seminare. Statt WG-Feeling: Einsamkeit. Statt Aufbruch: Dauerkrise. Pandemie, Ukrainekrieg, Inflation, Klimawandel, Wohnungsnot, Rechtsruck – Malik kennt keine stabile Welt.
Trotzdem sitzt er heute in einem Start-up, kämpft für Diversität im Recruiting und betreibt einen Nachhaltigkeitsblog.
Psychologisch gesehen ist das kein Wunder: Menschen entwickeln in Unsicherheit neue Strategien der Selbstwirksamkeit.
Die Generation Z ist gezwungen, Resilienz zu entwickeln – oder unterzugehen. Dass sie dabei nicht immer brav "Ja, Chef!" sagt, ist kein Trotz, sondern ein Akt innerer Selbstschutzlogik.
Heute heißt es: „Ich will einen Job, der zu meinem Leben passt – nicht umgekehrt“
„Die wollen doch gar nicht arbeiten!“, heißt es oft. Doch das ist ein Trugschluss. Studien zeigen: 81 Prozent der jungen Erwerbstätigen arbeiten in Vollzeit. Und das oft unter höherem Druck als frühere Generationen. Nur: Sie definieren Leistung nicht mehr ausschließlich über Stunden, sondern über Wirkung. Stichwort: Sinn.
Früher war es "Arbeiten, um zu leben." Dann kam "Leben, um zu arbeiten." Heute heißt es: „Ich will einen Job, der zu meinem Leben passt – nicht umgekehrt.“
Über Christoph Maria Michalski
Christoph Maria Michalski ist „Der Konfliktnavigator“ – renommierter Streitexperte, Autor des neuen Buches „Streiten mit System – Wie du lernst, Konflikte zu lieben“ und gefragter Redner. Seine praxiserprobten Methoden helfen Führungskräften und Teams, auch knifflige Situationen souverän zu meistern. Mit einem ungewöhnlichen Dreiklang aus Musikpädagoge, Erwachsenenbildner und IT-Profi bringt er Verstand, Gefühl und System in Einklang. Sein Versprechen: weniger Stress, mehr Erfolg, mehr Leichtigkeit. Privat ist er Zauberer, Marathonläufer und Motorradfan – ein lebendiger Beweis dafür, dass Energie und Kreativität keine Gegensätze sind.
Gen Z ist nicht faul, sie ist achtsam
Was wie Bequemlichkeit klingt, ist in Wahrheit ein Ausdruck der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie, Zugehörigkeit und Kompetenz (nach Deci & Ryan). Generation Z ist nicht faul – sie ist achtsam.
Die Shell-Jugendstudie 2024 zeigt:
- 55 Prozent der Jugendlichen sind politisch interessiert
- 51 Prozent wollen sich engagieren
- 42 Prozent fühlen sich durch die Gesellschaft allein gelassen
Das ist kein Desinteresse. Das ist Enttäuschung. Und: Enttäuschung ist ein Beweis von vorheriger Hoffnung.
Wenn wir der Jugend vorwerfen, sie sei resigniert, übersehen wir, dass diese Resignation meist die Folge eines nicht eingelösten Versprechens ist: „Ihr habt alle Möglichkeiten!“ – Ja, aber bitte mit Studiengebühren, Praktikumshölle und Klimakollaps?
Konflikt mit Ansage: Wenn Babyboomer auf Zoomer treffen
Die Unternehmen sind der Ort, an dem die Welten prallen. Die Babyboomer sagen: „Wir haben uns hochgearbeitet!“ – Die Gen Z fragt: „Wofür eigentlich?“. Und genau hier beginnt der wertvolle Konflikt: Der eine glaubt an Pflicht. Der andere an Passung. Der eine an Karriere. Der andere an Klima.
Wenn man Personalführung als Beziehung versteht, dann ist die junge Generation kein Problem, sondern eine neue Einladung,
Führung neu zu denken: mehr Gespräch, weniger Gehorsam.
Schon Sokrates sagte: "Die Jugend liebt den Luxus,, sie verachtet die Autorität"
Wer der Gen Z vorwirft, sie sei illoyal, bequem oder sprunghaft, sollte sich selbst fragen:
- Welche Vorbilder haben wir ihnen gegeben?
- Welche Arbeitskultur haben wir ihnen angeboten?
- Welche Gesellschaft haben wir ihnen hinterlassen?
Ein alter Spruch sagt: "Die Jugend liebt heutzutage den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität."
Das ist von Sokrates. 2500 Jahre alt. Generationen-Bashing ist kein neues Phänomen – es ist nur heute lauter durch Social Media.
Generation Z will gestalten, nicht gehorchen
Wenn also das nächste Mal ertönt: „Die Jugend taugt nichts!“, dann lautet die Antwort:
- Sie hat mehr Krisen durchlebt als du in deinem halben Leben
- Sie arbeitet, denkt mit, fordert Sinn
- Sie will gestalten, nicht gehorchen
- Sie ist die erste Generation, die trotz allem Hoffnung auf Zukunft hat
Und das ist mehr, als man von manchem Talkshow-Pöbler behaupten kann.
Fazit: Die Gen Z ist keine Last – sie ist unser Lackmustest
Wir können mit dieser Generation jammern, meckern und schimpfen. Oder wir hören ihr zu, lernen, diskutieren, wachsen.
Denn wer glaubt, alles besser zu wissen, wird bald merken: Die Zukunft kommt – mit oder ohne dein Verständnis. Und die Gen Z? Sie geht schon mal vor.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.