150 Jahre Veteranen Otterfing-Baiernrain: „Frieden braucht Mut“

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Die Jubilare: Der Veteranenverein Otterfing-Baiernrain, der heuer sein 150-jähriges Bestehen feiert, marschierte im Festzug mit seinen Gästen durch den Ort. © Thomas Plettenberg

Fest eingebettet ins Otterfinger Dorffest, hat der Veteranen- und Kriegerverein Otterfing-Baiernrain am Wochenende den Höhepunkt seiner Feierlichkeiten zum 150-jährigen Bestehen begangen.

Otterfing – Zum Auftakt zogen am Samstagnachmittag, angeführt von der Blaskapelle Baiernrain, knapp zehn Fahnenabordnungen der Ortsvereine und zahlreiche Bürger zum Totengedenken an die Kriegergedächtniskapelle. Bei der von Pfarrer Slawomir Fijalkowski zelebrierten Feier legte Bernhard Grasberger, Vorsitzender des Veteranen- und Kriegervereins Otterfing-Baiernrain, traditionell mit dem Gruß der bayerischen Armee „In Treue fest“ den Gedenk-Kranz unter den Klängen vom „Alten Kameraden“ und drei Böllerschüssen nieder. In seiner Ansprache erinnerte Grasberger an die Weltkriegs-Toten und die Bundeswehr-Soldaten, die in Ausübung ihres Dienstes ihr Leben gaben. Er schloss in das Gedenken die vielen Menschen ein, die in Folge politischer Verfolgung, ihres Glaubens oder ihrer Überzeugungen noch heute tagtäglich Opfer von Terror, Extremismus oder Antisemitismus werden: „Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen bei uns und auf der ganzen Welt. Aber Frieden braucht Mut.“

Festgottesdienst 150 Jahre Veteranenverein Otterfing-Baiernrain
Am beeindruckenden Freialtar feierte Abt Petrus Höhensteiger den Festgottesdienst. © Thomas Plettenberg

Eintreten für zentrale Werte

Der Verein mit gut 150 Mitgliedern hat sich auf die Fahne geschrieben, neben einem ehrenden Gedenken an die Toten aktiv für Frieden und Verständigung einzutreten und dabei bewusst die Jugend mit einzubeziehen. „Krieg ist kein Video㈠spiel“, sagte dann auch Bürgermeister Michael Falkenhahn nach dem Totengedenken. Daher sei es legitim und richtig, dass der Verein mit dieser Thematik gezielt an die Schulen gehe. „Werte von Menschenrechten, Demokratie und Frieden zu vermitteln und ganz klar die katastrophalen Folgen von Extremismus, Nationalismus und Rassismus aufzuzeigen, erachte ich als überaus wichtig für alle Generationen.“

Festgottesdienst 150 Jahre Veteranenverein Otterfing-Baiernrain
Zahlreiche Abordnungen und Gäste waren zur Feldmesse vor der Berghamer Kirche gekommen. © Thomas Plettenberg

Frieden „nichts für gleichgültige Schlurfis“

Dem Kirchenzug zur Feldmesse am Sonntag am beeindruckenden Holzaltar vor der Berghamer Kirche schlossen sich 30 Gruppen an. Dass Frieden harte Arbeit und „nichts für schwache Nerven und gleichgültige Schlurfis“ ist, hob Abt Petrus Höhensteiger vom Benediktinerkloster Schäftlarn hervor, der den Festgottesdienst zelebrierte. In seiner engagierten Predigt unterstrich er, dass sich jeder Einsatz für den Frieden lohnt: „Tun wir das nicht, geht alles vor die Hunde. Dafür muss auch die Erinnerungskultur wachgehalten werden.“ Gegen die Gleichgültigkeit in einer Zeit, in der nicht nur mit Waffengewalt, sondern zunehmend „mit digitalen Vernichtungsmechanismen und skrupellosem Zynismus scharf geschossen wird“, setze sich der Veteranen- und Kriegerverein Otterfing-Baiernrain mit großem Engagement ein. In Anerkennung dieser Arbeit überreichte Benedikt Klima, Bezirks-Geschäftsführer des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, dem Verein das zuvor geweihte Ehrenfahnenband mit der Aufschrift „Mortui viventes obligant“ („Die Toten verpflichten die Lebenden“).

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Dorffest Otterfing 2024
Die Festzelte waren beim Dorffest gut besucht, etwa beim Wunschkonzert der Blaskapelle Baiernrain am Samstag. © Max Kalup

Feier eingebettet ins Otterfinger Dorffest

Weil trotz ernster Gedanken ein Jubiläum ein Grund zum Feiern ist, gab Abt Petrus dann dem Festzug mit einem Augenzwinkern mit auf den Weg: „Obacht, ihr Leut, Halleluja singa, heut is Geburtstag!“ In diesem Sinne fanden die Feierlichkeiten am Sonntag bei der 21. Auflage des Dorffests ihren griabigen Ausklang. Erstmals hat die aus 14 Ortsvereinen bestehende Dorffest-Familie heuer auf das große Brillantfeuerwerk am Sonntagabend verzichtet. Der guten Stimmung bei Veranstaltern und Besuchern über die drei Festtage in Otterfing hinweg tat das ebenso wenig einen Abbruch wie der ein oder andere Regenschauer.

Helmut Hacker

Dorffest Otterfing 2024
Beim Kinder- und Jugendprogramm war unter anderem beim Masskrugschieben Geschick gefragt. © Max Kalup

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