Weyarn will Flüchtlinge in Arbeit bringen
Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels will die Bahn mehr internationales Personal gewinnen. Ein Teil davon könnte künftig aus dem Kreis Miesbach kommen: Das Mitmachamt der Gemeinde Weyarn hat eine Initiative gestartet, die Flüchtlinge mit der DB Regio
zusammenbringt.
Kleine Gemeinde, großes Engagement: Weyarn ist bekannt für seine rührigen Arbeitskreise, in denen Bürger das Gemeindeleben aktiv mitgestalten. Jetzt hat der Arbeitskreis (AK) Asyl eine neue Initiative auf den Weg gebracht: Die Integration von Flüchtlingen in die Arbeitswelt. Auslöser war ein Artikel in dieser Zeitung über die Personalsuche der DB Regio Bayern im Ausland: 13 Ägypter haben demnach gerade die 13-monatige Quereinsteigerausbildung zum Lokführer begonnen, im September beginnen 14 Azubis aus Tunesien die dreijährige Lehre als Eisenbahner im Betriebsdienst. „Da kam der Gedanke auf, es doch mit den hier vorhandenen und unbedingt zu integrierenden Menschen zu versuchen“, erklärt Katja Klee, die im Mitmachamt der Gemeinde die Bürgerbeteiligung koordiniert.
Etwa 100 Flüchtlinge leben in Weyarn, von denen etwa die Hälfte aus der Ukraine stammt, die andere Hälfte aus anderen Krisenregionen. Viele von ihnen sind in der Gemeinschaftsunterkunft in Thalham untergebracht, andere dezentral auf dem regulären Wohnungsmarkt. Der AK Asyl unterstützt die Asylbewerber, mit dem Ziel, sie dauerhaft in die deutsche Gesellschaft einzugliedern. Nicht zuletzt, weil manche bereits seit Jahren in Weyarn leben und eine Perspektive brauchen. „Darunter sind etliche Menschen, die eine Arbeit suchen und die sich für eine Ausbildung bei der Bahn eignen würden“, so Klee. Der AK Asyl kenne die Menschen, die er begleite und wisse um ihre Vorkenntnisse, Qualifikationen und sozialen Kompetenzen. Dieses Wissen soll nun helfen, potenziell geeignete Kandidaten mit der DB Regio zusammenzubringen beziehungsweise jobsuchende Flüchtlinge auf das Quereinsteiger-Programm aufmerksam zu machen – auch wenn sich freilich nicht alle dafür eigneten.
Eine Perspektive bei der Bahn für Asylbewerber
Klee hat bereits das Gespräch mit der DB Regio, dem Landratsamt und dem Integrationsbeirat gesucht. Denn die Initiative soll sich nicht auf Weyarn beschränken: Auch die übrigen 16 Asylhelferkreise im Landkreis sollen eingebunden werden, um geeignete Flüchtlinge aus dem gesamten Landkreis in ein Beschäftigungsverhältnis zu bringen. „Wir sehen Chancen“, sagt Klee. Sogar eine weitere Eisenbahngesellschaft habe sich bereits bei ihr gemeldet, nachdem sie von der Initiative gehört hatte, in der Hoffnung, auf diesem Weg den Mangel an Lokführern, Elektrikern und Servicepersonal zu lindern.
Allerdings gibt es Hürden. Darunter vor allem die Sprache. Üblicherweise müssen Bewerber für qualifizierte Tätigkeiten das Sprachniveau B2 nachweisen, das eine flüssige Kommunikation auch in komplexen Situationen voraussetzt. Klee hat bereits mit dem Integrationszentrum der VHS Oberland Kontakt aufgenommen, das unter anderem Deutschkurse anbietet. „Die würden sich darauf einstellen“, sagt Klee. Das allein reicht aber nicht: Der Transport der Flüchtlinge zum Sprachunterricht muss organisiert werden, da der öffentliche Personennahverkehr oft keine passende Verbindung bietet. Gegebenenfalls muss auch eine Kinderbetreuung für Mütter während des Sprachunterrichts organisiert werden. Je nach Herkunftsland erlaubt der Aufenthaltsstatus den Flüchtlingen nicht, von Bayern nach Bad-Württemberg zu ziehen, wo die Bahn manche ihrer Ausbildungsprogramme durchführt. „Wir prüfen jetzt, was machbar ist, ob und wie wir das aufs Gleis bringen können“, so Klee.