Sie kümmerten sich um Senioren: Jetzt wurden 85- und 87-Jährige als Helfer verabschiedet

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Erinnerungen: (hinten v. li.) Ingrid und Peter Schöbel (ehemalige Leiter von Seniorenhilfe und Seniorentreff), Eva-Maria Rühling (Vorsitzende des Vereins „Bürger für Bürger“) und Agnes Seiffarth (heutige Seniorenhilfe und -treffleitung) blättern mit (sitzend v. li.) Gerda Auracher und Inge Rumpff im © album. Foto: Sabine Hermsdorf-Hiss

Gerda Auracher (87) und Inge Rumpff (85) waren Helferinnen bei „Bürger für Bürger“. Nun gehen sie in den Ehrenamts-Ruhestand - bleiben den Angeboten aber treu.

Wolfratshausen – Einen Seitenwechsel der anderen Art haben Inge Rumpff (85) und Gerda Auracher (87) vollzogen. Beide Damen waren bis zum vergangenen Jahr aktive Helferinnen bei „Bürger für Bürger“ (BfB). Nun wollen sie die Angebote als Teilnehmer wahr nehmen. „Vorausgesetzt“, sagt Auracher und lacht, „man schafft es, die Kaffeekanne auch wirklich stehen zu lassen. Irgendwie steckt das Helfen und Mitmachenwollen nach so langer Zeit einfach in einem drin. Das kann man sich nicht so schnell abgewöhnen.“

„Reden und Zuhören ist das Wichtigste“: Seniorinnen (87 und 85) als Ehrenamtliche verabschiedet

Die 87-Jährige kam 1996 über Mundpropaganda zur Seniorenhilfe. „Damals war die Nachbarschaftshilfe gerade einmal sechs Jahre jung“, berichtet Peter Schöbel, der sich ab 1993 gemeinsam mit seiner Frau Ingrid sowohl im Ressort Seniorenhilfe als auch im Seniorentreff über 28 Jahre hinweg in der Leitung engagierte.

Gegründet wurde Bürger für Bürger von zehn Wolfratshausern, um im Bedarfsfall, so das Motto, schnell und unbürokratisch handeln zu können. Schnell entstanden sieben Ressorts, vom Kinderpark bis zum Tages- und Notmütterdienst. „Heute sind wir bei 13“, sagt die jetzige BfB-Vorsitzende Eva-Maria Rühling. „Allerdings wurden auch Bereiche, in denen keine oder kaum Nachfragen bestanden, im Laufe der Zeit wieder stillgelegt.“ Der Verein hat heute rund 1356 Mitglieder, die 254 Helfer in allen Bereichen leisten über 30 100 Stunden.

Auracher blättert in ihrem Aktenordner, zeigt Bilder von Senioren, die sie im Laufe von 20 Jahren betreut hat. Zu den Tätigkeiten beim wöchentlichen „Besuchsdienst“ gehörten Spazierengehen – teilweise auch mit dem Rollstuhl –, Begleitungen zu Arztbesuchen aber auch kleinere Unterstützungen im Haushalt. Das Wichtigste sei aber das Reden und das Zuhören gewesen. „Zeitweise habe ich mehrere alte Menschen im Alter zwischen 80 bis 96 Jahren gleichzeitig betreut, viele auch bis zu ihrem Ende begleitet.“

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Seit 1995 engagierte sie sich zudem im Seniorentreff, war an Kaffeenachmittagen dabei, begleitete die Teilnehmer bei Ausflugsfahrten, oder half bei Bastelnachmittagen. Hier traf sie auch auf Inge Rumpff. Sie begann ein Jahr später als Auracher bei Bürger für Bürger. Bis zum Jahr 2004 kümmerte sie sich nacheinander um vier Senioren zwischen 82 und 90 Jahren, brachte sich ebenfalls bis 2023 bei den Seniorentreffs ein. „Es haben sich viele Freundschaften im Laufe der Zeit entwickelt“, sagt sie.

Seniorenhilfe und Seniorentreff bei der Nachbarschaftshilfe: Zwei Rentnerinnen lernen jetzt die andere Seite kennen

Dass die alten Menschen und ihre Helferinnen auch wirklich zusammenpassen, darauf hat die heutige Leiterin der Seniorenhilfe und des -treffs, Agnes Seiffarth, wie ihre Vorgänger ein Auge. „Es ist wie bei der Partnervermittlung: Die Chemie muss einfach stimmen.“ Und so besucht sie im Vorfeld den um Unterstützung bittenden Senior, um ihn kennenzulernen. „Ich höre dann auf mein Bauchgefühl, wen ich mit wem zusammen bringe.“ Denn damit auch Vertrauen zueinander aufgebaut werden kann, sei es wichtig, dass immer die gleichen Helferinnen kommen. „Und: Wir sind bei Fragen immer da.“

Nun lernen Auracher und Rumpff die andere Seite kennen. Beide nutzen selbst Angebote der Freizeitbörse und nehmen an den geselligen Nachmittagen teil. „Aber ganz so einfach“, sind sich die beiden Damen einig, „ist das Nichtstun dabei auch nicht. Wenn Not am Mann ist – wir springen gerne mal ein.“ SABINE HERMSDORF-HISS

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