Der Alltag ist nicht wie bei „Hubert ohne Staller“: Hobby-Barista ist Wolfratshausens Polizei-Vize
Er sammelte Erfahrung im Disco-Viertel und beim OEZ-Attentat. Jetzt ist Alexander Möckl in der Wolfratshauser Dienststelle - und freut sich auf den Alltag.
Wolfratshausen – Privat verwendet er viel Zeit darauf, den perfekten Cappuccino zu kredenzen. Auf der Dienststelle muss es meist schneller gehen. In seinem Alltag als neuer Vize-Polizeichef in Wolfratshausen hat Alexander Möckl keine Zeit für sein Barista-Hobby. „Ich war schon sehr skeptisch, aber der Kaffee auf der Dienststelle ist tatsächlich ganz gut“, sagt er. Der allmorgendliche Koffeinkick ist bei Weitem nicht der einzige Grund, warum sich der Polizeihauptkommissar über seine neue Rolle freut.
Der Alltag ist anders als bei „Hubert ohne Staller“: Hobby-Barista ist Wolfratshausens Polizei-Vize
Seit Anfang Mai ist Möckl Stellvertreter von Andreas Czerweny. Sein Vorgänger Thomas Wackerle war nur ein halbes Jahr in diesem Amt. „Das war von vorneherein aber klar“, sagt Wackerle. „Wenn ich könnte, würde ich hier bleiben“, so der scheidende Vize. Er beginnt jedoch bald ein Studium an der Polizeihochschule in Münster. Möckl möchte länger in der Loisachstadt arbeiten – und die Vorzüge der Dienststelle genießen. Zum einen sei da die gute Atmosphäre, die in der Zusammenarbeit auf der verhältnismäßig kleinen Dienststelle herrsche. Und: „Das Einsatzgebiet ist natürlich wahnsinnig schön“, weiß der 37-Jährige schon jetzt.
Neuer Vize-Chef bei Wolfratshauser Polizei: „Job besteht aus viel Verwaltungsarbeit
Er macht sich aber keine falschen Hoffnungen: Ständig wie die Hubert-ohne-Staller-Protagonisten in die schönsten Winkel des Nordlandkreises zu fahren, gehört nicht zum täglichen Brot im Wolfratshauser Polizeirevier. „Mein Job besteht aus viel Verwaltungsarbeit“, sagt er. Für ihn ist das ein wenig Neuland: „Bisher war ich immer sehr einsatzaffin.“ Damit die Umstellung funktioniert, gibt’s eine Neuheit: „Ich kriege zum ersten Mal in meiner Karriere einen eigenen Schreibtisch – nach 15 Jahren Schichtdienst.“ Zum Zeitpunkt des Gesprächs mit unserer Zeitung war das Premieren-Mobiliar aber noch nicht wirklich präsentabel: „Ich ziehe ja gerade erst hier ein.“
Er arbeitete schon im Disco-Viertel und beim OEZ-Attentat
In seiner Karriere hat der Familienvater mehrere Dienststellen von innen gesehen. Er arbeitete einige Zeit in einem Münchner Innenstadtrevier – mit vielen Nachtclubs im Zuständigkeitsgebiet. „Das war eine spannende Erfahrung. Man lernt ganz neue Welten kennen, die man als Normalo nicht sieht.“ Und in Wolfratshausen wohl auch nicht – zumindest kann sich Wackerle an keinen Disco-Einsatz im vergangenen halben Jahr erinnern. Einen besonders eindrücklichen Dienst hatte Möckl ebenfalls in München: Während des OEZ-Attentats arbeitete er in der Einsatzleitung mit. „Das war der krasseste Einsatz meines Lebens.“ Und es war einer der Momente, die ihn lehrten, dass man im Polizeialltag auf alles gefasst sein muss.
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„Es kann immer alles passieren“: Vize-Polizei-Chef hat viele Erfahrungen gesammelt
Deshalb gilt zum Amtsantritt sein Credo: „Es kann immer alles passieren.“ In Wolfratshausen vielleicht nicht in so einer dichten Taktung wie in einer großen Dienststelle, „aber ich muss mit allem rechnen“. Wie der Alltag in einer eher ländlichen Inspektion aussieht, weiß Möckl genau: Zuletzt arbeitete er als Dienstgruppenleiter in Weilheim, zuvor war er in Dießen. An den bisherigen Stationen lernte er etwas, was die Uniformierten in Wolfratshausen gerne hören dürften: „Es ist wichtig, dass sich die Leute wohlfühlen. Wenn es den Kollegen gut geht, ist es deren Arbeit auch.“