„Mein Ortsteil“: Der Weiler an der Landkreisgrenze

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Schätzt Prack und insbesondere seinen Hof als Refugium: Alfons Wagner. Hier ist er auch als Kunstmaler kreativ. © Gottfried Obermair

Alfons Wagner lebt seit seiner Geburt in Prack – und schätzt sein Refugium. 28 Menschen wohnen in dem Weiler am Ende an der Landkreisgrenze zu Dachau.

Prack – Was ist vor ungefähr 750 Jahren entstanden und hießt früher „Prech“? Die Antwort auf diese Frage dürften nur wenige wissen, bestimmt aber die 28 Menschen, die heute im Maisacher Ortsteil Prack leben.

Wo sie heute wohnen, machten zwei Bauern den Anfang: Sie siedelten sich auf gerodeten Waldflächen an. Deshalb heißen zwei der heute bestehenden drei Höfe „beim Oberbauern“ und „beim Unterbauern“. An der Straße nach Einsbach steht der dritte Pracker Bauernhof mit dem Hausnamen „beim Berghans“. Dieser wird heute von Kunstmaler Alfons Wagner und seiner Familie bewohnt. Landwirtschaft gibt es auf diesem Hof nicht mehr.

Früher gehörte man zu Rottbach

Wagner, der weit über die Landkreisgrenzen als Kunstmaler und Restaurator bekannt ist, erinnert sich gerne an seine Kindheit in Prack, das vor der Gebietsreform zur damals noch eigenständigen Gemeinde Rottbach gehörte. Seine ersten Schuljahre verbrachte Wagner in der Schule in Einsbach (Gemeinde Sulzemoos, Landkreis Dachau), kam aber nach der Schulreform nach Maisach. Der Weg zur Schule nach Einsbach wurde zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt. Eine Schülerbeförderung nach Einsbach gab es nicht. Die kam erst mit dem Wechsel nach Maisach: Dann wurden die Kinder aus Prack mit einem VW-Bus abgeholt und zurückgebracht.

Das Ortsschild von Prack
Das Ortsschild von Prack. Der Weiler liegt fast schon im Landkreis Dachau. © Gottfried Obermair

Einsamkeit in den Kinderjahren gab es für Alfons Wagner in dem kleinen Weiler nicht. „Ich war in den Arbeiten der Landwirtschaft mit eingebunden und habe mich mit Basteln und Malen schon als Kind immer sehr gerne selbst beschäftigt.“

Nur alle 14 Tage zum Einkaufen

„Damals gab es noch keine großen Supermärkte in Maisach“, erinnert sich Mutter Irmgard Wagner. „Unsere Einkäufe haben wir in den Kramerläden in Einsbach, Ebertshausen oder Rottbach erledigt.“ Auf die Frage, wo sie am liebsten eingekauft hätte, antwortet sie: „Das war eigentlich egal, denn bezahlen musst du überall.“

Auch heute noch kauft die Rentnerin auf Vorrat, denn man fährt von Prack nicht alle Tage nach Maisach zum Einkaufen. Sie sorgt meist gleich für 14 Tage vor. Für Sohn Alfons war in den Kinder- und Jugendjahren ein Ausflug zum Kaufhaus X nach Fürstenfeldbruck etwas ganz Besonderes, da man dort zum Beispiel einen Kassettenrekorder und Kassetten kaufen konnte – so etwas gab es nicht in den Kramerläden um Prack.

Hofladen mit Selbstbedienung

Ganz ohne Nahversorgung stehen die 28 Einwohner von Prack (davon 16 weiblich und fünf minderjährig) heute nicht da: Die Familie Fink bietet in ihrem Selbstbedienungshofladen, der von Montag bis Sonntag von 8 bis 10 Uhr geöffnet ist, Lebensmittel und sogar Eis an.

Im Garten verläuft die Landkreisgrenze

Die Wagners wohnen in einem Paradies, das der Kunstmaler mit seiner Frau liebevoll pflegt. Durch ihren großen Garten zieht sich die Landkreisgrenze nach Dachau. Für Wagner ist sein elterliches Anwesen ein Refugium. Er habe in seinem Leben viel gesehen, sei aber immer wieder gerne hierher zurückgekommen.

Fehlt etwas zum Glück in Prack? Vielleicht eine öffentliche Verkehrsanbindung, hört man als Antwort von der Familie. „So ein Bus muss auch nicht jeden Tag fahren. Das würde einmal in der Woche durchaus reichen“, sagt Irmgard Wagner.

Eine Bushaltestelle könnte also in die Zukunft weisen – quasi als Gegenstück zur Verbindung in die Vergangenheit, die eine Steinsäule am Ortsrand symbolisiert. Sie soll anlässlich der überstandenen Pest um das Jahr 1500 errichtet worden sein.

von Gottfried Obermair

In der Serie „Mein Ortsteil“ werden kleine Orte und Weiler im westlichen Landkreis vorgestellt. Bewohner erzählen, was ihren Wohnort ausmacht. Lesen Sie auch die Folgen zu Hanshofen, Loitershofen, Hörbach und Tegernbach.

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