Ein letztes Geschenk: „Am Ende ist es genau das, was bleibt“ – Hospizbegleiterin ist für sterbende Menschen da

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Eine Stütze auf dem letzten Weg: Iris Buchstab ist Hospizbegleiterin im Christophorus Hospizverein. Durch ihre Arbeit erlebt sie Momente „voller Echtheit, Nähe und Menschlichkeit“ erklärt sie im Interview. © Privat

Iris Buchstab spricht über ihre Arbeit – über das Sterben, die Angst und den Tod. Aber auch über Augenblicke voller Echtheit, Nähe und Menschlichkeit.

Geretsried – Die Hospizbegleiter des Christophorus Hospizvereins sind für schwerkranke und sterbende Menschen da. Sie nehmen sich ihrer Ängste und Sorgen kurz vor dem Tod an und schenken den Besuchten das höchste Gut: ihre Zeit. Schon seit 25 Jahren ist Iris Buchstab eine der ehrenamtlichen Hospizbegleiter. Unsere Zeitung hat mit der 52-Jährigen über ihre Tätigkeit gesprochen.

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Frau Buchstab, erklären Sie doch bitte, was eine Sterbebegleitung ist.

Sterbebegleitung bedeutet, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten – physisch, emotional und auch spirituell. Jeder Sterbeprozess ist anders. Es ist wichtig, jeden einzelnen Menschen zu sehen und zu unterstützen – einfach da zu sein, zuzuhören, die Personen aufzufangen und Trost zu spenden.

Warum ist diese Arbeit so wichtig?

Sterben ist ein Teil des Lebens – es gehört dazu. Und trotzdem ist es oft mit Angst, Einsamkeit und Unsicherheit verbunden. Der Umgang mit dem Thema Tod erfordert sehr viel Kraft und bringt die Betroffenen – auch ihre Familien – oft an ihre Grenzen. Dazu kommt leider, dass das Thema größtenteils von der Gesellschaft verdrängt wird. Für Kranke ist das oft sehr belastend. Die Sterbebegleitung schafft hier einen Raum, in dem diese Empfindungen erlaubt sind. Außerdem fühlen sich die Menschen gehalten, weil da jemand ist, dem das Thema Sterben und Tod vertrauter ist. Niemand sollte allein sterben müssen – und auch die Angehörigen, wenn sie es wünschen, erhalten Begleitung in dieser herausfordernden Zeit.

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Sie haben die Familien der Sterbenden erwähnt. Unterstützt der Hospizverein auch die Hinterbliebenen?

Ja, das gehört auch zum Angebot des Vereins. Für die Angehörigen stellen die Krankheit und das Sterben sowie die Zeit nach dem Tod einer nahen Person eine große Herausforderung dar. Oftmals werden ihre Sorgen und Ängste von den Mitmenschen nicht verstanden, oder man möchte sie damit nicht belasten. Jeder Mensch trauert auf seine ganz individuelle Art. Da hilft es den Angehörigen oft, wenn sie über das Sterben, die Trauer und ihre Sorgen sprechen können. Vielen hilft es auch, sich mit anderen Trauernden auszutauschen. Der Christophorus Hospizverein Bad Tölz-Wolfratshausen bietet die Möglichkeit, gemeinsam zu trauern, beispielsweise während Spaziergängen, in Trauergruppen oder im Trauercafé. Manchen tut der Austausch gut – andere machen das mit sich selbst aus. Wir helfen jedem, seinen Weg zu finden.

Schon mit einer kleinen Spende an „Leser helfen helfen“ kann jeder bedürftigen Menschen im Landkreis helfen.
copy-of-leser-helfen-2.jpg © Archiv

Die Angst vor dem Tod ist ein großes Thema. Wie helfen Sie, diese erträglicher zu machen?

Die Hilfe ist sehr individuell und orientiert sich an den Bedürfnissen der Betroffenen. Manche möchten reden – über das Leben, den Tod, ihre Ängste und Sorgen oder einfach über Alltägliches und Vergangenes/Erlebtes. Nähe, Mitgefühl, Zuhören und ehrliches Verständnis für die Situation sind zentrale Elemente einer Hospizbegleitung.
Es ist wichtig, intuitiv zu spüren, was gebraucht wird.

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Der Umgang mit dem Sterben ist schwer. Blicken Sie durch Ihre Arbeit anders auf das Leben?

Ja, auf jeden Fall. Durch meine Arbeit durfte ich Momente erleben, die mich tief berührt haben – Augenblicke voller Echtheit, Nähe und Menschlichkeit. In der Begleitung wird das Wesentliche sichtbar: nicht das, was wir besitzen oder erreichen, sondern wie wir füreinander da sind. Es ist ein großes Geschenk, einem Menschen in seinen letzten Tagen meine Zeit, meine Aufmerksamkeit und einfach mein Dasein zu schenken. Diese Erfahrungen haben mich gelehrt, das Leben bewusster wahrzunehmen – die kleinen Gesten, das Lächeln eines geliebten Menschen, die Wärme einer Berührung. Sie haben mir gezeigt, wie kostbar und flüchtig unser Dasein ist und wie wichtig es ist, die Verbindungen zu den Menschen, die wir lieben, zu pflegen. Am Ende ist es genau das, was bleibt: die Liebe und die Verbundenheit, die wir in den Herzen anderer hinterlassen.

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