Immer mehr soziale Aufgaben - Wohnraum fehlt im Süden von München, Integration ist wichtig
Die soziale Landschaft verändert sich ständig. Die Politik muss Schritt halten, findet die Sozialreferentin Wolfratshausens. Konkret sieht sie mehrere Themenfelder.
Die soziale Landschaft in der Stadt hat sich verändert. Das sagt eine Frau, die es wissen muss: Gerlinde Berchtold stellte kürzlich im Stadtrat ihren Sozialbericht vor. Die Referentin für Familien und Soziales der Stadt hat mehrere große Themengebiete ausgemacht, die aktuell besondere Priorität haben. Sie sieht Wohnraum und Integration als zentrale Fragestellungen. Die Stadt wächst – und damit auch die Anforderungen an den Sozialraum.
Immer mehr soziale Aufgaben - Wohnraum fehlt, Integration ist wichtig
19 943 Menschen seien in Wolfratshausen gemeldet. Davon 3851 ohne deutschen Pass, darunter sind viele Ausländer aus einem EU-Staat. Der Zuzug „von Menschen aus verschiedenen Herkunftsländern bringt Chancen und Herausforderungen mit sich“, erklärte Berchtold. Seit Februar 2022, also seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, kommen viele ukrainische Flüchtlinge – „zusätzlich zu den bereits hier lebenden Asylsuchenden“.
Integration ist eine Kernaufgabe: Viele Ukrainer leben hier
Die Integration dieser Menschen erfordert Arbeit. „Diese Menschen mussten und müssen weiterhin in unserem Land, Landkreis und in unserer Stadt untergebracht werden.“ Wichtig findet Berchtold auch, dass „gezielte Maßnahmen“ ein „harmonisches Zusammenleben fördern und Vorurteile abbauen“. Der Helferkreis, verschiedene Institutionen und Ehrenamtliche würden die Integration in der Loisachstadt stützen. Diesen Eindruck hat Berchtold auch beim Runden Tisch für Asyl und Integration im Rathaus gewonnen. Dort werden etwa Probleme rund um die Unterbringung von Migranten in der Farcheter Turnhalle besprochen.
Sozialer Mietraum ist Mangelware – „ein zentrales Problem“
Nicht nur wegen der Neuankömmlinge weiß Berchtold: „Die Wohnungsnot ist ein zentrales Problem.“ Bezahlbarer Wohnraum ist Mangelware, „seit Jahren kann die Nachfrage nicht befriedigt werden“. Als bezahlbarer Wohnraum gilt eine Wohnung, wenn die Mietkosten nicht mehr als 30 Prozent des Monatseinkommens betragen.
Mit dem Bevölkerungswachstum steigt auch der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder. „Die Einrichtung neuer Kindergärten und die Erweiterung bestehender Betreuungsangebote sind notwendig“, denn die 851 bestehenden Betreuungsplätze reichen auf lange Sicht nicht aus. Verschärft wird die Not durch Inklusionskinder – je I-Kind werden drei Plätze belegt. Erzieher und pädagogische Fachkräfte fehlen überall, auch in Wolfratshausen. Laut Berchtold würden dadurch „vorhandene Plätze gefährdet“.
Neues Demenzzentrum ein wichtiger Schritt: AWO plant Neubau im Wohngebiet
Die langwierige – und am Ende erfolgreiche – Suche nach einem Standort für ein Demenzzentrum der AWO, die unkomplizierte Anlage von neuen Wartebänken, die Betreuung von Menschen mit Behinderung und viele weitere Tätigkeiten im Sozialbereich zeigen Berchtold: „Die sozialen Themen in Wolfratshausen erfordern ein gemeinsames Handeln von Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft.“ Gerade für den Neubau eines Demenzzentrums – und damit dem Erhalt einer renommierten Einrichtung in der Stadt – war viel Arbeit nötig. Wie berichtet, darf die bestehende Einrichtung in naher Zukunft nicht mehr in den Räumlichkeiten am Paradiesweg betrieben werden. Planungen für ein Demenzzentrum nahe des Gewerbegebiets haben sich jedoch nach langer Prüfung zerschlagen: Der Lärmschutz beendete diese Idee. Nun gibt es einen neuen Anlauf am Gipsenweg in der Nähe des S-Bahnhofs.