Landfrauentag in Gmund: „Die Landwirtschaft ist kein Klotz am Bein“

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Ernste Worte fand Landtagspräsidentin Ilse Aigner beim Landfrauentag im Neureuthersaal in Gmund. © Stefan Schweihofer

Mehr als 200 Gäste kamen zum Landfrauentag nach Gmund. Die Proteste gegen die Ampel-Politik waren ein großes Thema bei der Veranstaltung. Die Bäuerinnen wollen mehr Anerkennung.

Landkreis – Mit Demonstrationen drücken die Landwirte im Landkreis derzeit ihren Unmut über die Politik aus. Beim Landfrauentag in Gmund machten auch die Bäuerinnen deutlich, was sie bewegt. Mehr Miteinander und Wertschätzung lautete das Motto der Veranstaltung, die auch unter dem Licht der Proteste stand.

Bauernproteste: Kreisobmann bedankt sich bei Landfrauen für Unterstützung

Rund 200 Gäste folgten der Einladung zum Landfrauentag in den festlich geschmückten Neureuthersaal. Darunter Landfrauen, zahlreiche Bürgermeister aus dem Landkreis, die Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan (CSU) und Karl Bär (Grüne) sowie Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Nach einer gemeinsamen Messe mit Pfarrer Stephan Fischbacher in der St. Ägidius Kirche eröffneten Kreisbäuerin Brigitta Regauer und der Landfrauenchor den „Wohlfühltag“.

Bürgermeister Alfons Besel freute sich, dass der Landfrauentag in diesem Jahr in Gmund stattfindet. „Die Landwirtschaft und die Gesellschaft stehen aktuell vor großen Herausforderungen“, sagte er. Deshalb sei ein starkes Miteinander der Landwirte wichtig. Angesichts dieser Herausforderungen und der aktuellen Proteste bedankte sich Kreisobmann Josef Huber bei den Bäuerinnen für ihre Unterstützung. „Die Männer sind mit dem Traktor auf und davon, haben Feuer gemacht“, sagte er. Die Stallarbeit und vieles mehr sei deshalb oft an den Frauen hängen geblieben. „Danke für eure Hilfe.“

Kreisbäuerin Regauer fordert mehr Wertschätzung

Kreisbäuerin Regauer zeigte sich gerührt, dass so viele Gäste kamen. „Das gibt Mut für unsere Arbeit.“ Eigentlich sei das vergangene Jahr ein „wunderbares Landfrauenjahr“ gewesen, erzählte die Fischbachauerin. Doch die „Hiobsbotschaften“ aus Berlin hätten vielen den Boden unter den Füßen weggezogen. Regauer sprach zum Beispiel über das Verbot der Anbindehaltung oder den Vorstoß der Grünen, weniger Fleisch zu essen. Die „Spitze“ habe das Bilderbuch „Die Häschchenschule“ der Komikerin Anke Engelke dargestellt, das Mähdrescher als todbringende Maschinen stilisiere und ein falsches Licht auf die Landwirtschaft werfe (wir berichteten im überregionalen Teil).

„Die Landwirtschaft ist eine essenzielle Säule in der Gesellschaft und kein Klotz am Bein“, betonte Regauer. Daher hätten die Landwirtinnen und Landwirte mehr Wertschätzung und Vertrauen verdient. An die Politiker im Raum äußerte sie die Bitte, Entscheidungen auf Basis fundierter Erfahrungen und nicht nach Meinungen oder Ideologien zu treffen. Denn diese Entscheidungen hätten Auswirkungen auf die Familien. Bei den Landwirten und Landfrauen im Landkreis bedankte sich die Kreisbäuerin für ihren Zusammenhalt während der Proteste. „Wir haben uns nicht spalten lassen, sondern an einem Strick gezogen“, sagte sie.

Ilse Aigner zeigt Verständnis für Proteste

Vor dem Mittagessen hielt Aigner noch ihre Festrede zum Thema „Bayern und Bauernfamilien – Stark im Miteinander“. Die Stimmkreisabgeordnete fand vor allem ernste Worte über die aktuelle Situation der Landwirtschaft. Ohne Zusammenhalt funktioniere eine Gemeinschaft nicht, sagte sie. „Doch die Wertschätzung ist nicht mehr so selbstverständlich wie früher.“ Grund dafür sei, dass viele Bürger wenig Kontakt zur Landwirtschaft hätten. Auch vielen Politikern fehle das Verständnis dafür, was auf den Höfen passiert und mit welchen Ängsten und Realitäten die Landwirte leben.

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Besonders in den vergangenen zwei Jahren sei viel falsch gelaufen. „Viele Landwirte sind ausgebrannt, die wollen nicht mehr.“ Das liegt laut Aigner vor allem an den Vorschriften, die viele kleinere Betriebe überfordern. „Der Agrardiesel und die Kfz-Steuer waren nur ein Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“ Aigner zeigte daher Verständnis für die Proteste gegen die Bundesregierung, betonte aber auch, dass es wichtig sei, sich gegen Rechtsextremismus abzugrenzen.

Aigner lobt Landfrauen - Zwei Mitglieder geehrt

Von der Landwirtschaft werde ein Bild gemalt, das dringend korrigiert werden müsse, stellte Aigner fest. Dafür müsste mehr Aufklärung stattfinden, zum Beispiel an Schulen. Sie begrüßte daher das Vorhaben der Miesbacher Landfrauen, auch dort zu informieren. An die Landfrauen richtete Aigner lobende Worte. „Ihr seid der Anker für den Betrieb, den Mann, die Kinder.“ Die Frauen könnten mit Selbstbewusstsein und stolzgeschwellter Brust auf ihre Arbeit blicken. Die Landfrauen bedankten sich mit Applaus bei ihrem Ehrengast. Kreisbäuerin Regauer freute sich über die unterstützenden Worte der Landtagspräsidentin. „Sie spricht uns aus der Seele.“

Kreisbäuerin Brigitta Regauer und ihre Stellvertreterin Manuela Zehendmaier mit Andrea Deisenrieder (r.) und Vreni Gloggner.
Für ihre Arbeit ehrten Kreisbäuerin Brigitta Regauer (2.v.l.) und ihre Stellvertreterin Manuela Zehendmaier (l.) Hauswirtschafterin Andrea Deisenrieder (r.) aus Hausham und Dorfhelferin Vreni Gloggner aus Gmund. © Stefan Schweihofer

Zum Abschluss der Veranstaltung durften sich zwei Mitglieder über eine Ehrung durch Regauer und ihre Stellvertreterin Manuela Zehendmaier freuen: Andrea Deisenrieder aus Hausham wurde für ihren Meister in Ernährung und Versorgung ausgezeichnet, Vreni Gloggner aus Gmund für ihren Abschluss als Dorfhelferin.

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