„Wir müssen es ernst nehmen“: Eindringliche Appelle bei Kundgebung auf der Tegernseer Point

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Hunderte Menschen kamen auf die Point, um mit Lichtern und Transparenten für Vielfalt und Menschlichkeit zu demonstrieren. © Thomas Plettenberg

Rund 500 Menschen setzten am Sonntag (3. März) auf der Tegernseer Point mit Lichtern, kubanischer Musik, emotionalen Forderungen und Gebeten ein leuchtendes Zeichen für Demokratie und Menschlichkeit.

Tegernsee – Zu der Kundgebung waren nicht nur Vertreter des 13 Organisationen, Vereine und Verbände umfassenden jungen Bündnisses um Laura Mandl und Bernhard Fischer gekommen. Auch die Bürgermeister von Tegernsee und Kreuth, Johannes Hagn und Josef Bierschneider (beide CSU), Stadt- und Gemeinderäte aus wirklich allen Fraktionen aller Tal-Kommunen inklusive Waakirchens, Kreis- und Bezirksräte sowie der Integrationsbeauftragte des Landkreises, Max Niedermeier, trotzten am späten Nachmittag dem empfindlich kalten Wind auf der Point und damit quasi auch dem zunehmend harscher werdenden politischen Klima.

Musiker von Trovasur bringen Demonstranten zum Tanzen und Jubeln

Zunächst heizte die Band Trovasur den Demonstrierenden mit ihrem von Freiheit und Frieden, Leidenschaft, Schmerz und Liebe kündenden Son Cubano ein. Insgesamt sieben Lieder sollte das Minikonzert der Lokalmatadore Georg Höss, Markus Aldenhoven, Andreas Erlacher, Matthias Erhardt, Sebastian Erhardt, Klaus Miller, Raúl Piminchumo und Thomas Rebensburg umfassen. Es begeisterte derart, dass die Besucher tanzten und jubelten.

Menschen kommen mit Lichtern und Transparenten zur Kundgebung

Die meisten der Demonstrierenden waren ausgestattet mit Laternen, LED-Kerzen, Stirnlampen und Handys, die sie schwenkten. Einige hatten sich sogar ganze Lichterketten um die Schultern drapiert, wieder andere hatten Regenbogen-Fahnen und einige auch Transparente mit dabei. „Nie wieder ist jetzt“, „Boomer gegen Rechts“, „Hass ist keine Meinung“ und Ähnliches stand darauf geschrieben.

Laura Mandl organisierte die Kundgebung auf der Tegernseer Point
Eindringliche Worte sprach Versammlungsleiterin Laura Mandl © Thomas Plettenberg

Auch in der Region: Vorfälle, die zum Nachdenken bringen

Mandl erklärte, dass ihr Bündnis mit der Kundgebung einen Nerv getroffen zu haben scheine. In jüngster Zeit häuften sich auch hier in der Region Vorfälle, die einen zum Nachdenken brächten: „In Chatgruppen werden rechtsextreme Inhalte geteilt und Menschen radikalisieren sich. Der Landrat wurde von einer wütenden Menge als Judas beschimpft“, sagte sie. All das zeige, „dass wir aktiv werden müssen“, rief Mandel unter Applaus und forderte die Anwesenden bei aller Unterschiedlichkeit der politischen Gesinnung dazu auf, das zu verteidigen, was uns verbindet: unsere Demokratie, unser Grundgesetz und ein Mindestmaß an Menschlichkeit und Toleranz.

Mandl: „Wir wehren uns gegen den Hass und die Hetze“

„Wir wehren uns gegen den Hass und die Hetze, gegen Fake News und die hinterfotzigen Lügen der AfD. Gegen Rassismus und Antisemitismus, egal aus welcher Richtung er kommt. Und gegen Menschenfeindlichkeit insgesamt“, rief die Tegernseerin. Sie forderte, es ernst zu nehmen, wenn gewählte Vertreter davon redeten, die Parteiendemokratie abschaffen zu wollen. „Wenn sie die NS-Zeit verharmlosen, Kinder mit Behinderung absondern wollen, wenn sie zu Gewalt gegen Geflüchtete aufrufen und gegen Menschen mit Migrationshintergrund hetzen: Sie meinen es ernst. Und wir müssen es auch ernst nehmen“, sagte Mandl.

AfD-Vertreterin aus Gmund kam mit Flugblättern auf die Point

Sie forderte die Menschen in der Region dazu auf, für Toleranz und Menschlichkeit einzustehen. In diesem Sinne bat sie Alexandra Motschmann aus Gmund, die sich schon bei der Warngauer Bürgerversammlung als Vertreterin von Die Basis, Werteunion und AfD bezeichnet hatte und die mit Flugblättern im Gepäck gekommen war, um das Gespräch mit Mandl und Fischer zu suchen, die Veranstaltung zu verlassen und einen Dialog auf später zu verschieben.

Vertreter der beiden Kirchen sprechen bei der Kundgebung

Die Gruppe Trovasur spielt bei einer Kundgebung für Vielfalt in Tegernsee
Die im Tegernseer Tal beheimatete Musikgruppe Trovasur spielte bei der Kundgebung. © Thomas Plettenberg

Damit konnte nach einer weiteren Musikeinlage von Trovasur die evangelische Pfarrerin Sabine Arzberger über Nächstenliebe als innere Haltung, die bewahrt und trainiert werden müsse, sprechen. Der katholische Pastoralreferent Johannes Mehringer zitierte das Friedensgebet von Franz von Assisi. Während die Kirchenglocken im Tegernseer Tal zu läuten begannen und über den See schallten, bekannten sich die Demonstranten im gemeinsamen Gebet zu Frieden, Hoffnung, Toleranz, gegenseitiger Achtung und einer Zukunft, in der Liebe spürbar werden solle. Es war das gewünschte starke Zeichen.

ak

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