Paradiesisch: Diese Frau lebt schneckenfrei
Nahezu jeder Gartenbesitzer kennt das Schneckenproblem, das die Freude am Blumen- und Gemüsebeet zunichte macht. Doch das muss nicht sein, sagt Andrea Halbwirth aus Aßling.
Aßling – In einem Meer aus Schneckenschleim ist der Hof von Andrea Halbwirth eine Insel der Glücksseeligen. In diesem nass-warmen Sommer 2024 kriechen wahre Nacktschnecken-Armeen auf wehrlose Salatköpfe, Erdbeerstauden, Sonnenblumen los – im Schneckengalopp von rund fünf Metern die Stunde. Nur die 48-jährige Landwirtin aus Obereichhofen bei Aßling sagt: „Wir sind seit 40 Jahren so gut wie schneckenfrei. Ich erschrecke direkt, wenn ich einen Stein umdrehe und es klebt mal eine drunter.“ Sie sagt auch: „Laufis sind einfach die besten Gartenhelfer ever!“
Nachtschnecken sind die Lieblingsspeise der Laufis
Die Laufis, das sind ihre Laufenten. Drei Erpel und eine Entenmama mit acht Küken. Sie laufen wesentlich schneller als fünf Meter die Stunde – und Nacktschnecken sind ihre Lieblingsspeise. Der markant-gereckte Hals dieser Art ist offenbar wie geschaffen, um sich die schleimigen Plagegeister pfundweise einzuverleiben. „Die Ente lebt komplett nach der Schnecke“, sagt Halbwirth.
Zwischenzeitlich hatte die Landwirtin sogar ein Geschäft daraus gemacht, hatte mehr als zwei Dutzend Laufenten auf dem Hof. Für zehn Euro die Woche konnten Privatkunden ein Pärchen mieten, das ihnen in dieser Zeit die Schnecken aus dem Garten schluckte.
Schnecken-Stress wurde den Laufenten zu viel
Doch irgendwann merkte Andrea Halbwirth: Sie und ihren Laufis wurde der Schnecken-Stress zu viel. „Die waren durch“, sagt sie über die Tiere, denen ihr dienstreiselastiger Job nicht gutgetan habe. Das habe sie schon an der Panik gemerkt, wenn es wieder mal ans Einfangen für den Transport ging.
Außerdem habe es manche Kunden gegeben, die es mit dem Tierwohl nicht so genau genommen hätten. Über eine über Nacht verschwundene Laufente trösten auch 15 Euro Kaution nicht hinweg, wenn die Besitzerin vermuten musste, dass sie wohl der Fuchs geholt hat, weil sie in der Nacht nicht richtig eingesperrt war.
Lustige Erlebnisse im Mietenten-Gewerbe
Dabei habe es im Mietenten-Gewerbe immer wieder auch lustige Erlebnisse gegeben. Wie den Erpel, der sich auf seiner Dienstreise vor lauter Schnecken so dick und fett gefressen hatte, dass er erst einmal auf Diät musste. Auch den völlig entkräfteten und nassgeschwitzten Entenmieter, der die Tiere schon nach ein paar Stunden zurückbrachte, sieht Halbwirth heute noch vor sich. Die Laufenten hatten sich, von Grundstücksgrenzen wenig bekümmert, in den Pool des Nachbarn abgesetzt und sich den Rückholbemühungen wenig aufgeschlossen gezeigt. Bis der Mann eingesehen habe, dass im Schneckenkrieg der Nachbarschaftsfrieden in Gefahr geraten war.
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Bis heute bekommt Andrea Halbwirth noch Anfragen, obwohl die letzte Entenvermietung schon mehr als zehn Jahre zurückliegt, erzählt sie. „Da ergeben sich oft nette Gespräche.“ Doch die Tiere bleiben bei ihr, abgesehen davon, dass ssie manchmal Nachwuchs an geeignete Besitzer verkauft. Dann geht es zum Beispiel darum, dass sie ausreichend Wasser, Ruhe und Gesellschaft haben. Allein verkümmere eine Laufente, die eher menschenscheuen Tiere brauchen Ihresgleichen für ein geregeltes Sozialleben. Und gäben dafür so viel zurück: „Wenn du sie ein Jahr im Garten hast, hast du keine Schnecken mehr“, sagt die Obereichhofenerin. „Mein Garten ist für mich Ausgleich und Therapie“, befindet sie. Ganz ohne Schneckenstress. „Die Laufenten, die brauche ich!“