Schiefer Turm von Inkofen: Kirche muss dringend saniert werden – Erste Gräber bereits gesperrt

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Hat sich um 1,5 Grad zur Seite geneigt: Der Turm von St. Michael in Inkofen steht leicht schief. © Gleixner

Die Kirche St. Michael in Inkofen muss dringend saniert werden. Dass sich ihr Turm geneigt hat, ist dabei noch nicht einmal das drängendste Problem.

Inkofen – Sie thront oben am Steilhang der Amper, stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist umringt von einem kleinen Friedhof: Die Rede ist von der Filialkirche St. Michael in Inkofen (Gemeinde Haag, Kreis Freising). Wer ihren Turm genauer betrachtet, der wird vielleicht die frappierende Ähnlichkeit zur Moosburger Johanniskirche bemerken. Möglicherweise fällt aber auch etwas anderes, Beunruhigendes auf: Der Kirchturm steht schief.

„Er hängt in einer Höhe von 20 Metern 54 Zentimeter über“, bestätigt Martin Bormann, Verwaltungsleiter des zuständigen Pfarrverbands Zolling. So schräg wie der berühmte Schiefe Turm von Pisa (Neigungswinkel knapp vier Grad) ist das Inkofener Objekt zwar nicht, die immerhin eineinhalb Grad lassen sich aber bereits mit bloßem Auge erkennen.

Momentan steht das Bauwerk stabil

Aber wie kam es dazu? Laut Martin Bormann haben Gutachten ergeben, dass das Gebäude auf verschiedenen, „nicht ganz stabilen“ Bodenschichten errichtet wurde. Dieser Umstand sei den Verantwortlichen der Kirche schon länger bekannt, weshalb ein Vermessungsbüro seit mehreren Jahren auch regelmäßig prüfe, ob der Turm in Bewegung ist. „Momentan steht er stabil“, sagt der 63-Jährige mit Erleichterung in der Stimme. „Es ist nicht zu befürchten, dass da was umfällt.“

Zur Schräge beigetragen habe einige Zeit der Dachstuhl des Kirchen-Hauptschiffs, der an den Kirchturm anliegt. „In einer Notmaßnahme und mit einer sehr aufwändigen Konstruktion hat die Zimmerei Maier aus Inkofen den Dachstuhl zusammengespannt“, berichtet Martin Bormann. „Jetzt steht der Turm wieder ohne diesen Seitendruck da.“

Gräber wegen Gefahr von oben gesperrt

Die Bewegungen im Bauwerk in der Vergangenheit haben jetzt allerdings noch ein weiteres Problem erzeugt, das deutlich dringender angegangen werden muss als die Schiefstellung des Turms. „Die Dachziegel des Turms stellen derzeit eine Gefahr dar“, erklärt Bormann. Die Mönch- und Nonnenziegel auf dem gotischen Spitzturm seien fest eingemauert worden, „und nachdem sich das Ganze ein bisschen gerührt hat, sind diese Dachziegel instabil geworden“. Bei starkem Wind würden nun Dachplatten herabstürzen. „Gottseidank ist nichts passiert, sie sind nur aufs Dach des Hauptschiffs gefallen.“ Trotzdem habe man umgehend reagieren müssen, weshalb nun mehrere Gräber im direkten Umgriff der Kirche gesperrt seien.

Gesperrte Gräber in St. Michael Inkofen
Weil sich durch die Gebäudebewegung Dachplatten gelöst haben, mussten einige Gräber auf dem Friedhof vor St. Michael gesperrt werden. © Birgit Gleixner

Wie es weiter geht, und welche Maßnahmen in St. Michael ergriffen werden müssen, damit beschäftigen sich nun Ingenieurbüros. Bormann erwartet eine schnelle Sicherung und dann eine Sanierung. „Wir sind ganz akut dabei, in Zusammenarbeit mit dem Ordinariat zu schauen, wie man das am Besten und Schnellsten hinbekommt.“

Kuriose Entdeckung sorgt für einige Lacher

Über Kosten oder Zeitpläne könne man noch nichts sagen. Abzusehen sei jedoch, „dass die Kirchengemeinde die Sanierungskosten selbst tragen muss“. Entsprechende Spenden würden daher „gerne angenommen“. Bormann: „Wir hoffen, dass wir die Arbeiten schnellstmöglich noch im Frühjahr 2025 hinbekommen.“ Messen, Beerdigungen oder andere Veranstaltungen in der Kirche seien nicht beeinträchtigt und der Haupteingang normal geöffnet.

Alte Bierflasche im Dachstuhl von der Kirche St. Michael Inkofen
Zimmermannsgruß im Gebälk: Bei der Analyse des Dachstuhls tauchte eine Bierflasche aus den 1960ern auf. © Bormann

Eine kuriose Entdeckung hat Martin Bormann dann noch ganz persönlich gemacht, als er vor einigen Tagen ins Gebälk der Kirche gekraxelt war, wie er erzählt: „Ich wollte ein Loch im Dach untersuchen – und hab‘ einen lustigen Zimmermannsgruß gefunden.“ Die alte Bügelflasche der Brauerei Moy, die an einem rostigen Nagel hängt, sorgte für einige Lacher. Dem Etikett zufolge handelt es sich dabei um ein Helles aus den 1960er Jahren.

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