Die Stimmung war explosiv bei der Infoveranstaltung der Gemeinde Allershausen zum Neubau der Ortsdurchfahrt Leonhardsbuch. Viele Bürger gingen nicht gerade begeistert nach Hause.
Leonhardsbuch – Von der ersten Minute an war gehörig Dampf auf dem Kessel. Die Ortsdurchfahrt Leonhardsbuch wird in den kommenden zwei Jahren erneuert und viele Bürger fühlten sich bei der Vorstellung der Pläne an der Kreisstraße vor vollendete Tatsachen gestellt. Natürlich ging es um die Detailfragen wie Schulbus, Müllabfuhr oder der Erreichbarkeit der Grundstücke. Vor allem aber hat der Ortsteil der Gemeinde Allershausen ein Hochwasserproblem. Die Experten sehen mit den Erneuerungen unter der Straße Verbesserungen, während die Bürger eher eine Verschlechterung der Situation befürchten. Die Stimmung war gereizt – und viele Einwohner der Ortschaft gingen nicht gerade begeistert nach Hause.
Leonhardsbuch hat ein von Westen her starkes Gefälle, und das sorgt bei Starkregenereignissen für katastrophale Zustände. Quasi im Tal befindet sich die Dorfstraße, dort haben manche Anlieger regelmäßig den Keller voll. Die Gemeinde Allershausen erneuert größtenteils die Wasserleitung und den Regenwasserkanal unter der Dorfstraße, mit dem Ziel, die Lage zu verbessern.
Ein Hochwasser-Rückhaltebecken soll her
Der Ausbau der Straße und des Regenwasserkanals kann keine Lösung der Hochwasserprobleme bringen. Das machten bei der Versammlung in Leonhardsbuch Allershausens Bürgermeister Martin Vaas und sein Bauamtsmitarbeiter Alois Portz deutlich. Die Ortschaft braucht dringend einen Wasserrückhalt am Berg westlich des Wohnbereichs.
Die Gemeinde wird ein Konzept für Sturzflutregenmanagement beauftragen. Am Berg neben dem Ort befinden sich 67 Hektar langwirtschaftliche Flächen, von denen Starkregen Wasser und Dreck in den Ort bringt. „Mit der neuen Verrohrung alleine ist es nicht getan“, betonte Martin Vaas. Alle müssen zusammenhelfen, um das Wasser vor der Wohnbebauung mit Dämmen aufzuhalten und kontrolliert abfließen zu lassen. Das Konzept wird das Maß des benötigten Rückhalts an den verschiedenen Straßen zeigen.
Vaas erinnerte daran, dass sein Vorgänger Rupert Popp auch schon einen Rückhalt realisieren wollte. Er bekam jedoch die benötigten Grundstücke nicht. „Jeder kleine Rückhalt bei den 67 Hektar Flächen am Berg hilft dem Ort“, verdeutlichte Portz.
Alois Portz vom Bauamt der Gemeinde Allershausen stellte den Straßenausbau auf den rund 900 Metern durch den Ort vor. So wird der bisherige Regenwasserkanal mit 60 Zentimetern Durchmesser ersetzt durch ein Rohr mit 70 Zentimetern Durchmesser. Damit steigt das Volumen um rund 20 Prozent. Die Bürger waren von der Vorstellung nicht sonderlich angetan. Nachgefragt wurde beispielsweise die Option, den neuen neben den alten Regenwasserkanal zu legen. Portz sagte jedoch, dass dafür der Platz unter der Straße nicht ausreicht. Weiter angefragt wurde ein viereckiger Kanal statt eines runden mit mehr Volumen. Das Thema wischte der zuständige Ingenieur vom Tisch, ohne den Bürgern eine zufriedenstellende Erklärung zu liefern.
Ein ganz heißes Thema im Ort sind die Abflüsse aus dem Regenwasserkanal in Gräben Richtung Autobahn. Die Abflüsse haben sich in der neuen Planung von vier auf drei reduziert, weil ein Graben auf Höhe der Häuser Dorfstraße 6/8 geschlossen werden soll. Direkt in der Nähe dieses künftig nicht mehr genutzten (unterirdischen) Grabens kommen mit den Straßen „Am Möselberg“ sowie „Am Kirchberg“ binnen weniger Meter zwei Wege den steilen Berg herunter. Die Bürger haben dort regelmäßig Wasser im Keller und befürchten mit einem Durchlass weniger eine Verschärfung der Lage.
Bürgermeister Martin Vaas betonte mehrfach, dass die Gemeinde strenge Vorgaben des Wasserwirtschaftsamtes bekam und in einem komplizierten Verfahren drei wasserrechtliche Anträge stellen musste. Eine Genehmigung für den vierten Graben sei unmöglich zu erreichen oder nur in jahrelangen Verhandlungen. Die Gemeinde habe alle Vorgaben für eine leistungsstärkere Ableitung des Regenwassers erfüllt. Die Bürger gingen dann eher mit Bauchschmerzen nach Hause. Ab Mai 2025 werden der Regenwasserkanal und die marode Wasserleitung erneuert, 2026 folgt dann der finale Ausbau der Straßendecke und des auf 1,80 Meter verbreiterten Gehwegs.