Das Ende der Pappeln am Waldschwaigweg
Schnee, Sturm, Biberschäden: Die Bäume am Waldschwaigweg in Karlsfeld müssen gefällt werden.
Karlsfeld – Seit Jahrzehnten säumen mächtige Pappeln den Waldschwaigweg in der Nähe des gleichnamigen Sees unweit der Reitanlage im Westen von Karlsfeld. Sie prägen mit ihrer beträchtlichen Größe das Landschaftsbild im Dachauer Moos und bieten zahlreichen Arten ein Zuhause. In den üppigen Baumkronen wachsen Misteln. In den Rissen, Höhlen und Spalten der Stämme der Pappeln haben es sich Spechte, Fledermäuse, Eichhörnchen und andere Tiere gemütlich gemacht. „Derartige Strukturen sind somit wertvolle Habitate“, schreibt das Landratsamt Dachau in einer Pressemitteilung. Doch die Tage eben jener Pappelreihe am Waldschwaigweg sind gezählt. Denn die Bäume müssen gefällt werden! Die Arbeiten werden voraussichtlich Ende Februar abgeschlossen. Im Bereich des Waldschwaigsees kommt es daher zu Sperrungen.
Wie das Landratsamt weiter in der Pressemitteilung erklärt, handelt es sich bei den Bäumen um sogenannte Hybrid-Pappeln, also schnell wachsende Weichholzbäume, die vor vielen Jahren zum Schutz vor Winderosion gepflanzt wurden. Die Bäume stehen mittlerweile aber nicht mehr in der Blüte ihres Lebens, sondern befinden sich in ihrer „Endphase“, wie das Landratsamt schreibt.
Auch die Stürme, die im vergangenen Jahr über den Landkreis gefegt sind, sowie die enorme Schneelast im Dezember haben folgenschwere Auswirkungen.
Die idyllischen Bäume bergen nun eine erhöhte Gefahr für Verkehr und Fußgänger. Denn im Bereich der Pappelreihe verläuft nicht nur eine Straße, sondern auch ein Feldweg, der von Spaziergängern, Hundebesitzern und Reitern benutzt wird.
Neben Sturm und Schnee wurde der Pappelreihe noch etwas Weiteres zum Verhängnis: ihre Lage. Denn die Bäume wurden damals entlang des Enten- und Reschenbachs gepflanzt. Und dort ist jemand am Werk, der Bäume zum Fressen gern hat: der Biber. Für das Landratsamt Dachau ein weiteres Risiko. Der Nager kann den Wurzelbereich der Bäume unterhöhlen, „sodass die Standsicherheit der Bäume nicht mehr gewährleistet werden kann“, wie Silka Fendt vom Landratsamt erklärt. Damit die Verkehrssicherheit also wiederhergestellt wird, müssen die Pappeln gefällt oder stark zurückgeschnitten werden.
Eigentlich hätten die Baumfällungen schon im Lauf der vergangenen Woche beginnen sollen, doch laut Landratsamt kam es aus unbekannten Gründen der ausführenden Firma zu Verzögerungen. Wichtig ist jedoch, dass die Baumfällungen vor der Vogelbrutzeit, also vom 1. März bis 30. September, vorgenommen werden müssen. Bereits vor einigen Wochen untersuchten ein Baumsachverständiger und Experten für Artenschutz, ob in den Höhlen der Pappelstämme streng geschützte Arten wie Fledermäuse leben. Diese dürften nicht verletzt oder getötet werden.
Und auch ihre Lebensstätte darf nicht beschädigt werden. Befindet sich das Fledermausquartier in einer Pappel, die zugeschnitten werden muss, können die Höhlungen durch entsprechende Pflegemaßnahmen erhalten bleiben, indem zum Beispiel Die Baumkrone reduziert wird oder betroffene Stellen bei den Pappeln gekappt werden, erklärt Silke Fendt. Wenn sich die Habitate der Fledermäuse jedoch in akut umsturzgefährdeten Bäumen befinden, und die Pappeln daher gefällt werden müssen, dann werden die Tiere samt ihres Quartiers „in geeignete Ersatzlebensräume in der unmittelbaren Nähe“ umgesiedelt, so Fendt weiter. Dazu werden Stammabschnitte auf geeignete Ausweichflächen gebracht.
Für die gefällten Pappeln soll es aber Ersatz geben, versichert das Landratsamt. Der Eigentümer werde heimische Baumarten nachpflanzen, damit die landschaftsbildprägende Struktur langfristig erhalten werden könne. „Eine Lücke wird da sein“, sagt Marion Matura-Schwarz, Vorsitzende der Karlsfelder Ortsgruppe des Bund Naturschutz. Denn ein 50 Jahre alter Baum sei ökologisch wertvoller als ein neugepflanztes Bäumchen. „Bis man das wieder aufgeholt hat, wird es ein paar Jahre dauern.“
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Die Standsicherheit der einzelnen Bäume ist nicht mehr gewährleistet