Warum Männer mit Dauer-Display häufiger schlapp machen – und was dagegen hilft
Der stille Lustkiller in der Hosentasche
Das Smartphone ist überall dabei – in der Hosentasche, auf dem Nachttisch, sogar auf der Toilette. Über 80-mal am Tag greifen wir zum Handy, oft unbewusst. Was harmlos klingt, hat Auswirkungen: Push-Nachrichten, Reels, Bilder, Videos, Infos, E-Mails von morgens bis abends – die Reizflut reißt nie ab. Das Gehirn bleibt im Alarmzustand, der Körper auf Standby. Viele Männer spüren die Folgen dort, wo es besonders sensibel wird: im Bett. Die Lust sinkt, die Erektion schwächelt.
Über Beatrix Roidinger
Beatrix Roidinger ist Autorin, Sexualberaterin und klinische Sexologin mit Spezialisierung auf männliche Sexualität. Sie ist Gründerin von "Best Lover", einem Zusammenschluss aus Sexualberatern, Sexologen und Urologen. Mit ihrem Online-Coaching-Programm "Best Lover Academy" hilft sie Männern bei der Behebung ihrer sexuellen Probleme.
Eine Stunde Bildschirmzeit vervierfacht das Risiko für Erektionsstörungen
Eine große Studie mit über 200.000 Männern zeigt: Wer mehr als 1,2 Stunden täglich am Computer verbringt – also surft, streamt oder zockt – hat ein 3,6-fach höheres Risiko für Erektionsstörungen. Fernsehen oder Autofahren zeigten diesen Effekt nicht.
Auch wenn sich die Studie auf Computerzeit bezieht, trifft es das Smartphone oft noch härter: Es wird impulsiver, länger und näher am Körper genutzt – häufig bis tief in die Nacht. Wer abends stundenlang am Handy hängt, holt sich dieselben Risiken ins Schlafzimmer wie der Dauer-Gamer am PC – nur kompakter, näher und oft noch unbewusster.
Blaulicht bremst das Schlafhormon
Das helle Licht von Smartphones, Tablets und Co. wirkt im Körper wie ein Wachmacher. Das blaue Lichtspektrum hemmt besonders die Produktion von Melatonin, dem Hormon, das den Schlaf einleitet. Schon geringe Mengen künstlichen Lichts am Abend – etwa beim Scrollen im Bett – können die Melatoninbildung empfindlich stören. Die Folge: Man schläft später ein, schlechter durch – und fühlt sich am nächsten Tag wie gerädert.
Zu wenig Schlaf? Zu wenig Testosteron
Wer nachts zu kurz kommt, zahlt tagsüber mit weniger Männlichkeit. Schon wenige Nächte mit nur fünf Stunden Schlaf können den Testosteronspiegel um bis zu 15 Prozent senken – besonders zu den Tageszeiten, in denen Lust und Leistungsfähigkeit gefragt wären. Schlafmangel lässt also nicht nur die Augen müde wirken – sondern auch die Libido.
Wenn Testosteron fällt, fällt auch die Lust
Testosteron ist der Taktgeber für männliche Sexualität. Sinkt der Spiegel, sinkt oft auch das Verlangen. Weniger Energie, weniger Initiative, weniger Sexlust – klassische Symptome eines Testosteronmangels. Und der digitale Lebensstil spielt dabei eine entscheidende Rolle: Wenn Bildschirmzeit den Schlaf raubt und damit das Testosteron drückt, leidet indirekt auch die Lust.
Die gute Nachricht: Bessert sich der Schlaf, erholt sich oft auch der Hormonhaushalt – und mit ihm kehren Lust, Lebensfreude und sexuelles Selbstvertrauen zurück.
Sitzen macht schlapp
Ein weiterer Faktor von exzessiver Handynutzung: Bewegungsmangel. Männer mit mehr als zwei Stunden passiver Bildschirmzeit pro Tag haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Erektionsstörungen. Der Grund liegt auf der Hand – oder besser gesagt: im Blutfluss. Langes Sitzen drosselt die Durchblutung im Beckenbereich, belastet die Gefäßgesundheit und kann so auf Dauer die Erektionsfähigkeit beeinträchtigen.
Je länger der Po klebt, desto schlechter läuft’s im Bett. Wer seiner Sexualität etwas Gutes tun will, steht öfter auf – im wahrsten Sinne des Wortes.
Cortisol kills the Mood
Das Smartphone macht nicht nur wach – es macht auch nervös. Ständige Erreichbarkeit, Nachrichtenflut und das Gefühl, jederzeit reagieren zu müssen, lassen den Cortisolspiegel steigen. Und Cortisol ist der Gegenspieler von Testosteron. Dauerstress durch digitale Reize senkt also nicht nur das Energielevel, sondern dämpft auch die Libido.
Pornos am Handy: Der schnelle Kick, der echte Lust bremst
Viele Männer nutzen ihr Smartphone nicht nur für Nachrichten – sondern scrollen sich auch von Porno zu Porno. Der visuelle Dauerreiz sorgt für Dopaminkicks im Sekundentakt. Aber: Das Belohnungssystem stumpft mit der Zeit ab. Die Folge? Reale sexuelle Begegnungen wirken weniger spannend, der Körper reagiert schwächer. Auf Dauer kann das zu Lustlosigkeit und Erektionsproblemen führen.
Wenn das Handy zwischen Ihnen liegt
Die ständige Ablenkung durch das Smartphone betrifft auch die Partnerschaft. Wer mehr Zeit mit dem Display als mit dem Gegenüber verbringt, baut Nähe ab. Zärtlichkeit, Gespräche und gemeinsame Rituale bleiben auf der Strecke. Digitale Distanz wird zur echten Distanz – auch im Bett.
Selbsttest: Hat Ihr Smartphone Einfluss auf Ihre Potenz?
Checkliste: Stört mein Handy mein Liebesleben?
☐ Ich nehme das Handy mit ins Bett
☐ Ich checke morgens als Erstes mein Display
☐ Ich schlafe oft zu spät ein wegen Bildschirmzeit
☐ Ich habe weniger Lust auf Sex oder bin öfter erschöpft
☐ Ich fühle mich ohne Handy „nackt“ oder unruhig
Auswertung: 3 oder mehr Haken? Zeit für einen Digital-Reset!
So einfach kann’s gehen: Der 24-Stunden-Reset-Plan
- 18 Uhr: Push-Nachrichten stummschalten
- 20 Uhr: Blaulichtfilter aktivieren, warmes Licht verwenden
- 21 Uhr: Handy aus dem Schlafzimmer verbannen
- 22 Uhr: Schlafraum abdunkeln, analoger Wecker statt Smartphone
- 07 Uhr: Tageslicht tanken, 5–10 Minuten Bewegung
Ergebnis: Melatonin normalisiert sich über Nacht, Testosteron schießt wieder hoch, die Gefäße öffnen sich – viele Männer spüren schon am nächsten Morgen mehr Härte.
Sonnenlicht: Der einfachste Hormonbooster der Welt
Natürliches Tageslicht direkt nach dem Aufstehen wirkt Wunder für den Hormonhaushalt. Fenster auf, Vorhänge zur Seite, Licht ins Gesicht. Das aktiviert den Biorhythmus, bremst die Melatoninproduktion und signalisiert dem Körper: Jetzt beginnt der Tag. Gezieltes Tageslicht am Morgen kann sogar einem durch Schlafmangel ausgelösten Testosteronabfall entgegenwirken. Besonders wirksam ist der Effekt, wenn man sich zusätzlich ein paar Minuten bewegt – etwa beim Spaziergang, Radeln zur Arbeit oder ein paar Yogaübungen im Park.
Was tun statt scrollen? 4 Ideen für abends ohne Bildschirm
- Eine Podcast-Folge oder ein Hörbuch mit Schlaf-Timer hören
- Stretching oder Atemübung im Bett
- Ein Kapitel in einem echten Buch lesen
- Journaling: Ein paar Sätze ins Dankbarkeitstagebuch schreiben
Kuscheln, Berühren, Nähe statt Likes – mit echter Haut statt Touchscreen
Fazit Weniger Screen – mehr Sex-Appeal
Wer abends zu lange aufs Display starrt, schwächt seinen Schlaf, senkt seinen Testosteronspiegel – und riskiert Erektionsprobleme. Dazu kommt das Dauersitzen – ein echter Risikofaktor für Gefäßprobleme, die Erektionen zusätzlich erschweren. Auch Cortisol, Pornokonsum und immer weniger Qualitytime in der Beziehung tun de, Wohlbefinden nicht gut.
Deshalb: Ein bewusster Umgang mit digitalen Medien, vor allem abends, mehr Bewegung, Sonnenlicht und echte Nähe – das sind einfache, aber wirkungsvolle Schritte, um Testosteron und Standfestigkeit wieder auf Kurs zu bringen.
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.