Unsichtbare Gefahr beim Sex: Kondom weg, Vertrauen da: Sexualberaterin sagt, warum das gefährlich werden kann

„STI-Infos verderben mir den Spaß am Sex!“

Wir leben im Zeitalter von Dating-Apps, One-Night-Stands und Poly-Beziehungen. Freiheit, Selbstbestimmung, Lust auf Lust. Man könnte meinen, dass in dieser aufgeklärten, sex-positiven Welt auch das Interesse daran gestiegen ist, wie man sich dabei nicht gleich was einfängt. Spoiler: ist es nicht.

Sexuell übertragbare Krankheiten – oder etwas sachlicher: STI, kurz für Sexually Transmitted Infections – sind immer noch ein Tabuthema. Und das, obwohl wir mit einem Swipe nach rechts potenziell mehr neue Menschen treffen als unsere Großeltern in einem ganzen Jahrzehnt.

Ich arbeite als Tantralehrerin und habe regelmäßig mit Menschen zu tun, die sich intensiv mit ihrer Sexualität auseinandersetzen. Theoretisch also eine Zielgruppe, die aufgeklärt und achtsam unterwegs ist. Praktisch? Manchmal nicht. Eltliche meiner Teilnehmer haben Sex ohne Schutz – und das, obwohl sie es eigentlich besser wissen könnten.

Neulich sagte mir jemand: „Wenn ich mich zu sehr mit STIs beschäftige, macht mir Sex keinen Spaß mehr. Ich will genießen, nicht grübeln.“ Verständlich? Vielleicht. Verantwortlich? Nicht wirklich.

Denn leider gilt: Wer denkt, dass STI nur andere treffen, irrt gewaltig. Viele Infektionen wie Chlamydien oder HPV sind oft völlig symptomfrei – und trotzdem ansteckend. Man kann also putzmunter durchs Leben spazieren, ohne zu ahnen, dass man bereits zur mobilen Virenschleuder geworden ist.

Und dann gibt’s da noch den Klassiker: „Ich will doch nicht gleich mit einem neuen Date über Krankheiten sprechen. Das killt die Stimmung.“ Klar – romantischer ist natürlich, wenn beide später zusammen in der Gyn- oder Urologenpraxis sitzen.

Ironie beiseite: Es ist kein Zeichen von Misstrauen, sondern von Respekt, sich vor dem Sex über Gesundheit auszutauschen. Absprachen, Tests und Safer Sex sind keine Lustkiller – sie schaffen im besten Fall Vertrauen. Und mal ehrlich: Was ist heißer als ehrliche Kommunikation und ein gutes Gefühl im Bauch (und sonst nirgendwo)?

Also, Leute: Augen auf beim Liebesspiel! Wer frei und lustvoll leben will, darf den Kopf nicht komplett ausschalten. Wissen schützt – und ja, Safer Sex kann sogar sexy sein.

Über Regina Heckert

Regina Heckert ist Leiterin von BeFree Tantra, der größten Tantraschule Deutschlands, Sexualberaterin, Buchautorin und Expertin für die Lust der Frau. Seit mehr als 35 Jahren trägt sie bundesweit durch Seminare, Vorträge und Online-Kurse dazu bei, die wirkliche weibliche Lust zu verbreiten. Sie konnte schon Zehntausenden Frauen und Männern zu sexuellem Glück verhelfen. Mehr unter www.befree-tantra.de.

Diese sexuell übertragbaren Krankheiten gibt es – und sie sind nicht selten

STIs sind so vielfältig wie das Liebesleben selbst. Einige sind harmlos, andere können richtig Ärger machen, wenn man sie ignoriert. Hier ein Überblick über die wichtigsten Verdächtigen:

  1. Chlamydien: Die heimlichen Stars unter den STIs – weil sie oft gar nichts sagen. Keine Symptome, aber große Wirkung: unbehandelt kann’s bei Frauen zur Unfruchtbarkeit kommen.
  2. Gonorrhö (Tripper): Alt, aber alles andere als out. Brennen beim Pinkeln, Ausfluss, Schmerzen – klingt nicht sexy? Ist es auch nicht.
  3. HPV (Humane Papillomviren): Manche Typen verursachen harmlose Feigwarzen, andere können zu Krebs führen. Deswegen: Impfung nicht vergessen!
  4. Herpes genitalis: Wenn’s plötzlich kribbelt und brennt im Intimbereich – hallo, Herpes. Einmal eingefangen, bleibt’s im Körper.
  5. Syphilis: Klingt nach 19. Jahrhundert, ist aber wieder auf dem Vormarsch. Der „Chamäleon“ unter den STIs – kann sich als Hautausschlag oder sogar als neurologisches Problem tarnen.
  6. HIV: Dank moderner Therapien zwar kein Todesurteil mehr, aber dennoch eine ernste Erkrankung. Schutz ist hier besonders wichtig.
  7. Hepatitis B & C: Greifen die Leber an und werden auch sexuell übertragen. Auch hier gibt’s Impfschutz.

Und das ist nur die Kurzfassung. STIs sind keine Kuriositäten aus dem Biobuch – sie kommen häufiger vor, als man denkt.

Wie kann man sich anstecken?

Klarer Fall: Sex. Aber nicht nur der „klassische“ Verkehr ist riskant. STIs lieben Körperflüssigkeiten – Sperma, Vaginalsekret, Blut. Und manchmal reicht schon Hautkontakt:

  1. Oralverkehr? Auch hier kann man sich anstecken.
  2. Petting? Wenn dabei Flüssigkeiten im Spiel sind – ja.
  3. Sexspielzeug? Unbedingt reinigen oder mit Kondomen benutzen – sonst wechseln nicht nur die Hände, sondern auch die Viren.

Viele denken: „Wir kennen uns doch, der/die sieht gesund aus!“ Aber STIs kann man niemandem ins Gesicht schreiben. Vertrauen ist gut – aber Tests sind besser.

Welche Symptome weisen auf STI hin?

Manche STIs sind wie schlechte Gäste – sie bleiben lange, ohne sich bemerkbar zu machen. Andere sind eher vom Typ „Drama Queen“:

  1. Brennen beim Wasserlassen
  2. Jucken oder Rötungen im Genitalbereich
  3. Ungewöhnlicher Ausfluss (Farbe, Geruch, Menge – alles was du nicht kennst, checken lassen)
  4. Schmerzen beim Sex
  5. Geschwüre, Bläschen oder Warzen an den Genitalien
  6. Fieber, Müdigkeit oder Lymphknotenschwellung

Aber Achtung: keine Symptome heißt nicht keine Infektion. Viele Menschen merken über Monate oder Jahre nichts – und stecken trotzdem andere an.

Wie kann man vorbeugen und sich schützen?

Safer Sex ist keine Anti-Lust-Kampagne, sondern eine Einladung zu verantwortungsvoller Freude. Und nein – ein Kondom ist kein Lustkiller, sondern ein Gesundheitsschützer deluxe.

  1. Kondome und Lecktücher: Die Basics. Nicht nur gegen Schwangerschaft, sondern auch gegen viele STIs.
  2. HPV- und Hepatitis-B-Impfung: Gibt’s, hilft, sollte Standard sein.
  3. Regelmäßige Tests: Besonders bei wechselnden Partnern. Lieber einmal zu viel testen als einmal zu spät.
  4. Offene Kommunikation: Sagen Sie Ihrem Gegenüber, was Sache ist. Ja, es kostet manchmal Überwindung. Aber Sie wollen doch nicht nur nackte Körper, sondern auch ein bisschen Respekt, oder?

Wo kann man sich Hilfe holen?

Wer den Verdacht hat, sich was eingefangen zu haben, sollte nicht googeln bis zur Panikattacke, sondern handeln:

  1. Hausärzte oder Gyn/Urologen – erste Anlaufstelle für Beratung und Tests
  2. Aids-Hilfen oder Gesundheitsämter – bieten oft kostenlose und anonyme Tests an
  3. Pro Familia oder andere sexualmedizinische Beratungsstellen – kompetent, diskret, wertfrei
  4. Online-Selbsttests – gibt’s auch, aber bitte auf Qualität achten und lieber mit Profi-Rücksprache halten

Und ganz wichtig: Sollte ein Test positiv sein – keine Panik. Viele STIs lassen sich gut behandeln oder zumindest kontrollieren. Verantwortung bedeutet nicht, perfekt zu sein – sondern ehrlich und umsichtig zu handeln.

Fazit:

Sex ist toll. Intimität ist kostbar. Und Verantwortung ist kein Spielverderber – sondern das Fundament für echte, entspannte Lust. Also: Redet miteinander, schützt euch und geht regelmäßig zum Check-up. Euer Körper – und eure Partner – werden es euch danken.

Lesetipp (Anzeige)

"Frauen im Kommen. Der weibliche Weg zu sexuellem Glück." von Regina Heckert

Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.