Domina-Rollenspiele: Chef im Büro, Sub im Bett – das Geheimnis des Femdom-Booms
Was versteht man unter Femdom?
Femdom ist die Praxis, die klassische Geschlechterrollen auf den Kopf stellt. Männer geben ihre Führungsrolle ab, um damit ihr sexuelles Erleben zu befreien und zu erweitern. Femdom ist die Abkürzung des englischen Begriffs Female Domination und bezeichnet die Ausübung dominanter sexueller oder psychologischer Kontrolle durch eine Frau gegenüber einem Mann.
Über Beatrix Roidinger
Beatrix Roidinger ist Autorin, Sexualberaterin und klinische Sexologin mit Spezialisierung auf männliche Sexualität. Sie ist Gründerin von "Best Lover", einem Zusammenschluss aus Sexualberatern, Sexologen und Urologen.
Femdom entsteht in der BDSM-Subkultur
In den 1980er- und 1990er-Jahren fanden sich in der entstehenden BDSM-Subkultur erstmals Gleichgesinnte zusammen, um über ihre Vorlieben zu sprechen. Seitdem steht Femdom als Kürzel für weibliche Dominanz – ein Gegenentwurf zur Erwartung, der Mann müsse beim Sex immer „das Kommando“ haben. Heute boomt das Thema: Auf der Online-Plattform FetLife sind über 8 Millionen Profile registriert, knapp ein Drittel davon gibt „Female Domination“ als Vorliebe an.
Vorurteile: Die hartnäckigen Mythen über Femdom
1. „Das ist pervers und gewalttätig."
Wie in allen Bereichen des BDSM so herrschen auch gegenüber der Femdom Praktiken hartnäckige Vorurteile, die sowohl die Männer als auch die Frauen als pervers und gewalttätig diffamieren.
Femdom basiert, wie BDSM insgesamt, auf konsensuellen Absprachen unter Erwachsenen. Jede Grenze kann per Safeword sofort gestoppt werden. Eine groß angelegte Studie in Amerika zeigte, dass BDSM-Praktizierende im Durchschnitt genauso psychisch stabil sind wie Menschen ohne diese Vorlieben.
2. „Submissive Männer sind unmännlich.“
Hingabe erfordert Mut. Viele Männer sehen im Rollentausch eine Chance, Neugier und Verspieltheit auszuleben – ohne Leistungsdruck.
3. „Submissive Männer sind willenlos.“
Der devote Part legt Wünsche und Grenzen fest („topping from the bottom“). Dadurch tragen beide Seiten Verantwortung für ein sicheres, lustvolles Setting.
Warum Männer ein Femdom-Spiel genießen
- Auszeit von Verantwortung Wer täglich Entscheidungen trifft, genießt es, den Kopf abzugeben und geführt zu werden.
- Sinnes‑Boost Ohne Planungsdruck nehmen Männer Berührung, Rhythmus und Vibration intensiver wahr.
- Tabu‑Kick Das bewusste Überschreiten gesellschaftlicher Erwartungen kann eine starke Erregung auslösen.
- Emotionale Entlastung Rituale wie Fessel‑ oder Demütigungsspiele reduzieren Stresshormone und fördern das Gefühl von Flow.
Was passiert in einer Femdom-Session?
- Demütigung (verbal / non-verbal): Kniehaltung, Blicksenkung, Rollenbefehle, Orgasmuskontrolle
- Spiel mit den Sinnen: Augenbinde, Fesselung, kontrollierte Berührung.
- Lustvoller Schmerz: Klatschen aufs Gesäß, Nippelklemmen, Schlaginstrumente.
- Rollenspiele: Der ungeschickte Lehrling, der faule Schüler, der säumige Autofahrer – alles erlaubt, solange vereinbart.
SSC (safe, sane, consensual) und Aftercare sind Pflicht: Nach intensiven Femdom-Spielen folgt eine Phase zum Runterkommen, Kuscheln, Reden.
Femdom & Beziehung: Mehr Vertrauen, bessere Kommunikation
Wenn Männer Verantwortung abgeben, entsteht ein neuer Raum für neues Spüren. Viele Paare berichten, dass der Rollentausch nicht nur das Liebesleben, sondern auch die alltägliche Kommunikation verbessert: Wer sich im Spiel vertrauen kann, spricht im Alltag offener über Bedürfnisse und Grenzen.
Fünf Tipps für den Einstieg
- Reden, reden, reden – Wünsche, Limits, Safeword klären.
- Soft‑Start – leichte Fesselung oder Augenbinde statt gleich harte Praktiken.
- Equipment light – ein Schal, ein Gürtel, ein Holzlöffel: Haushaltssachen genügen für die ersten Versuche.
- Aftercare planen – Decke, Wasser, ruhige Zeit zu zweit.
- Langsam steigern – Intensität lieber Schritt für Schritt erhöhen.
Fazit
Femdom ist keine krankhafte Abweichung, sondern eine Variante einvernehmlicher Erotik, die Rollenklischees sprengt und Lust neu erlebbar macht. Wer sich traut, Verantwortung abzugeben, kann Intimität vertiefen, Stress abbauen und den eigenen „Autopiloten“ für einen Moment ausschalten – ganz ohne Tabu und Scham.
Lesetipp (Anzeige)
"Best Lover: So spürst du mehr, steuerst besser deine Lust und fühlst dich freier beim Sex" von Beatrix Roidinger
Dieser Beitrag stammt aus dem EXPERTS Circle – einem Netzwerk ausgewählter Fachleute mit fundiertem Wissen und langjähriger Erfahrung. Die Inhalte basieren auf individuellen Einschätzungen und orientieren sich am aktuellen Stand von Wissenschaft und Praxis.