„Brutal anstrengend“: Kreisfischer kämpfen gegen Sturmschäden am Spiegelweiher
Mit vereinten Kräften hat der Kreisfischereiverein die Sturmschäden am Spiegelweiher beseitigt. 480 Stunden waren die Mitglieder dafür im Einsatz.
Grafing – Abgebrochene Äste treiben im Wasser, umgestürzte Bäume hängen mitten im See. Am Uferrand klaffen metertiefe Löcher im Boden. Die sich auftürmenden Erdballen reichen einer Spaziergängerin bis zur Hüfte. Nur mit Mühe schlängelt sie sich zusammen mit ihrem Hund an entwurzelten Bäumen und herabhängenden Ästen vorbei. Der einstige Weg entlang des Spiegelweihers ist kaum mehr zu erkennen.
Mehrere Monate prägt dieses Bild die Weiherkette in Elkofen. Heftiger Schneefall hatte dort im Dezember vergangenen Jahres für Zerstörung gesorgt. Zwei weitere Stürme rissen im Frühjahr wieder zahlreiche, völlig entkräftete Bäume aus der Erde. Für Spaziergänger, Wanderer und die dortigen Fischer war ein Durchkommen lange nahezu unmöglich.
Fischerverein beseitigt Sturmschäden am Spiegelweiher
Gleicher Ort, ein halbes Jahr später: Bei wolkenlosem Himmel und sommerlichen Temperaturen spaziert Walter Koppitz, Obmann des Kreisfischereivereins, durch die mittlerweile sattgrün eingefärbte Baumallee. Auf Höhe des Krautweihers bleibt er plötzlich stehen. Mit dem Finger zeigt er auf einen abgesägten Fichtenstamm am Wegrand. „Da hat’s angefangen“, sagt er. „Kreuz und quer lagen hier die Bäume. Ab dann sind wir nur noch gekraxelt.“

Als Pächter der Weiherkette kümmern sich die Kreisfischer in Elkofen sowohl ums Wasser als auch um die Wege. In Arbeitseinsätzen schaufeln sie schubkarrenweise Laub aus dem See, reinigen Wasserabläufe, sogenannte Mönche, und sammeln von Wanderern hinterlassenen Müll ein. Auch Sturmschäden beseitigen die Mitglieder hin und wieder. Eigentlich obliegt diese Aufgabe dem Eigentümer, Graf Max Emmanuel von Rechberg, der im Schloss Elkofen zu Hause ist.
Entwurzelte Bäume liegen im Wasser - Fischer müssen auf Paddelboot Stämme zersägen
„Der Graf hat aber weniger Interesse, die Wege rund um die Weiherkette zu pflegen“, erklärt Franz Garhammer, Vize-Vorsitzender der Kreisfischer. „Also machen wir das.“ Doch das verheerende Ausmaß des Schneedrucks bringt die Fischer heuer erstmals an ihre Grenzen. Den Grafen bitten sie um Hilfe für die Aufräumarbeiten. „Das war aber alles eher schlecht miteinander abgesprochen“, resümiert Walter Koppitz die holprige Kommunikation mit dem Eigentümer. „Wir hatten Druck, weil wir Fische einsetzen mussten, und der Graf hätte erst viel zu spät Arbeiter bekommen.“

Anfang April rücken die Fischer also erst einmal allein zu Arbeitseinsätzen am Spiegelweiher aus. Um dort aber überhaupt an die entwurzelten Bäume im See zu kommen, muss das Wasser weitgehend abgelassen werden. „Wir hatten keine großen Geräte und haben dann einfach mit der Kettensäge die Bäume noch im Wasser zerkleinert“, erzählt Koppitz. „Am Spiegelweiher sind wir dafür sogar mit dem Paddelboot rausgefahren.“
Meine news
Löcher im Waldboden mit Kies wieder zugeschüttet
Mit reiner Muskelkraft ziehen die Fischer die zerstückelten Stämme anschließend mittels einer Seilwinde ans Ufer. „Dort haben wir sie als Stütze an der Böschung wieder aufgeschichtet“, sagt der Kreisfischer-Obmann und zeigt auf die frisch gestapelten Baumstämme an der Promenade. „Für die ganz großen Dinger hat uns dann später der Graf mit seinem Harvester geholfen“, berichtet Koppitz. „Bei denen hätten wir keine Chance gehabt.“

Die riesigen Löcher im Boden schütten die Fischer wieder eigenständig mit Kies aus dem Auffangbecken zu. Ganze vier Stunden war allein ein Mitglied der Kreisfischer damit beschäftigt, die kleinen Steine mit dem Schubkarren vom nördlichen Ufer ans andere Ende des Sees zu schippen. „Er ist den ganzen Tag nur hin und her gelaufen, elf Kilometer waren es am Ende“, lobt Amberger seinen Fischer-Kollegen.
„Das habt ihr gut gemacht“: Eigentümer Graf Rechberg lobt Kreisfischer
480 Stunden werkeln die Fischer insgesamt, um den Rundweg am Spiegelweiher wieder begehbar zu machen. „Das war brutal anstrengend“, sagt Walter Koppitz. „Das ging alles nur, weil wir so eine bärige Gruppe sind.“ Was die Gemeinschaft der Fischer bewirkt hat, wird erst jetzt deutlich: An den Schneedruck erinnern nur noch vereinzelte Baumstämme am Ufer sowie einige sorgfältig aufgeschichtete Äste am Wegrand.
„Viele Leute bedanken sich bei uns, dass wir das gemacht haben“, betont Koppitz und schaut sich zufrieden um. Auch der Graf, der mit beiden Händen in der Hosentasche am Uferrand steht, findet lobende Worte: „Das habt ihr gut gemacht“, sagt zu den Helfern. Kürzlich hat er den Fischern eine Pachterhöhung angekündigt.
Fischer haben schlimme Befürchtung: Bäume mit Pilzbefall drohen noch umzufallen
„Wir sind halt nicht nur Fischer, wir sind Landschaftspfleger“, sagt Walter Koppitz. Dass die Landschaftspflege in Zukunft wohl einen immer größeren Aufgabenbereich der Kreisfischer einnehmen wird, macht der Blick auf die übrigen Bäume am Spiegelweiher deutlich. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die alle fliegen“, sagt Fischer Markus Amberger, während er mit der Hand auf die bröslige Rinde einer Esche klopft.
Der Grund: Nahezu der gesamte Baumbestand an der beliebten Weiherkette ist von einem Pilz befallen. Die Befürchtung der Fischer, die Sturmschäden vom vergangenen Dezember könnten nur ein Anfang gewesen sein und sich schon bald wiederholen, ist berechtigt.