Nun ist es raus: Nach acht Jahren Planung, Umplanung und Abriss der ehemaligen Wiedemann-Klinik-Ruinen will das KWA aus dem Seniorenstift-Projekt in Ambach aussteigen.
Münsing - Das Kuratorium Wohnen im Alter (KWA) will aus dem Projekt Seniorenwohnstift in Ambach aussteigen. Das geht aus einem Schreiben von Vorstand Dr. Johannes Rückert an Münsings Bürgermeister Michael Grasl hervor, das auch den Gemeinderäten vor ihrer Sitzung am Dienstagabend vorlag.
KWA: „Haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“
In dem Brief vom 10. Oktober heißt es, der KWA-Aufsichtsrat habe den Beschluss zum Ausstieg am 27. September gefällt. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, lässt Rückert den Rathauschef und die Mandatsträger wissen. Man habe zuvor zwei Studien bei Experten in Auftrag gegeben. Im Januar habe die Agentur Interbrand in Köln die Marktfähigkeit des in Ambach geplanten Vorhabens und die Zahlungsbereitschaft des Zielpublikums analysiert.
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Im Juli habe das Büro Henn Architekten aus München dann die bisherigen Planungen auf ein für den Standort angemessenes Optimierungspotential hin untersucht und die interne Baukostenberechnung vom KWA „kritisch gewürdigt“. Wie berichtet hatte Rückert im Frühjahr angekündigt, man wolle umplanen, um mit modernster technischer Ausstattung zu punkten, auf die die ältere Generation von heute Wert lege.
Fazit der beiden Untersuchungen sei nun jedoch, dass das geplante Wohnstift mit der von der Gemeinde festgelegten Maximalanzahl von 79 Apartments „schlicht über zu wenig vermietbare Wohnfläche verfügt“, um die Anlage mit Restaurant, Schwimmbad, Gemeinschaftsräumen und Tagespflege rentabel betreiben zu können. Normalerweise baue KWA Seniorenheime mit 120 bis 150 Apartments. Das wollten der Gemeinderat und die Bevölkerung in dem kleinen Ortsteil Ambach jedoch auf keinen Fall.
Acht Jahre hat der Investor somit in den Sand gesetzt mit Architektenwettbewerb, Planung, Umplanung, Abriss der ehemaligen Wiedemann-Klinik-Ruinen auf dem Grundstück am Simetsbergweg, Untersuchungen und Aufschub des Baubeginns.
Star-Architekt sollte „Vorzeigeobjekt“ am See bauen
Der Mailänder Star-Architekt Matteo Thun sollte am Starnberger See ein „Vorzeigeprojekt“ bauen, wie es bis zum Schluss hieß. Doch auch für die Gemeinde Münsing war „die ganze Arbeit für den Aktenschrank“, wie Bürgermeister Michael Grasl am Dienstagabend auf Anfrage unserer Zeitung kurz vor der Gemeinderatssitzung sagte: „Das ist schon sehr ärgerlich“. Wie es mit dem Gelände, das ausdrücklich nur für den „Sanatoriums- oder Kurbetrieb“ bestimmt ist, weitergeht, weiß der Rathauschef noch nicht: „Es soll aber keine verbrannte Erde werden.“
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Ein Funken Hoffnung auf eine sinnvolle Nutzung des Areals besteht laut Grasl noch. An diesem Mittwoch wird er sich mit Dr. Rückert treffen, um, wie der KWA-Chef schreibt, „die verfahrene Situation möglicherweise einvernehmlich und im Interesse aller Beteiligten auflösen zu können“. Den Münsingern war vor allem eine Tagespflege für ältere Bürger immer wichtig.
Auf KWA vertrauend hatte die Gemeinde keine eigenen Pläne in dieser Richtung verfolgt. Wie man juristisch mit der Situation umgehe – es gibt einen Durchführungsvertrag mit dem Investor – werde nun geprüft und beide Seiten sicher noch länger beschäftigen, so Grasl.
Die KWA war am Dienstag nicht für unsere Redaktion erreichbar. Von Tanja Lühr