Putin lobt Russlands Wirtschaft - doch seine Experten widersprechen ihm

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Diktator Wladimir Putin lobte am Freitag die wirtschaftlichen Aussichten Russlands und erklärte, dass es dem Land gelungen sei, die Inflation einzudämmen und seine Abhängigkeit von Energieexporten zu verringern.

Putin lobt russische Wirtschaft - doch eigene Experten warnen

Seine optimistische Darstellung in einer Rede auf dem Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg stand im Gegensatz zu den düsteren Äußerungen einiger Mitglieder seiner Regierung, die auf der gleichen Konferenz davor warnten, dass Russland eine Rezession bevorstehen könnte. Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow hatte am Donnerstag gesagt, das Land stehe „am Rande einer Rezession“.

Doch besonders die russische Zentralbankchefin Elwira Nabiullina malte ein düsteres Bild. "Wir haben in den letzten zwei Jahren ein relativ hohes Wachstum erlebt, weil wir auf ungenutzte Ressourcen und Arbeitskräfte zurückgreifen konnten", sagte die Ökonomin. "Die Reserven sind weitgehend aufgebraucht, und viele Unternehmen sehen sich jetzt mit einem Arbeitskräftemangel konfrontiert." Zudem habe man vorhandenes Vermögen und Kapitalreserven für Investitionen genutzt. "Aber viele dieser Ressourcen sind tatsächlich erschöpft", so Nabiullina.

Westliche Investoren meiden Russland

Putin erwähnte die Rezessionswarnungen, betonte aber, dass dies „nicht zugelassen werden darf“. Er wies darauf hin, dass die verarbeitende Industrie ein stetiges Wachstum verzeichnet habe, was es dem Land ermögliche, seine Abhängigkeit von Öl- und Gasexporten zu verringern. 

„Die Vorstellung, dass die russische Wirtschaft auf Rohstoffen basiert und von Kohlenwasserstoffexporten abhängig ist, ist eindeutig überholt“, sagte Putin und fügte hinzu, dass die Wirtschaft in den ersten vier Monaten des Jahres 2025 um 1,5 Prozent gewachsen ist und die Inflation von zweistelligen Werten auf 9,6 Prozent gesunken ist.

Putin selbst nutzte das jährliche Forum, um die angebliche wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Russlands hervorzuheben und ausländische Investitionen zu fördern. Doch westliche Führungskräfte meiden die Veranstaltung wie auch Investitionen in den autoritären Staat, nachdem Moskau 2022 die Ukraine überfallen hatte.

Hohe Inflation und Zinsen - aber Regionen profitieren von Ukraine-Überfall

Die Wirtschaft, die von einer Reihe westlicher Sanktionen betroffen ist, hat laut den Angaben der russischen Behörden bisher die Prognosen übertroffen - die Zahlen werden jedoch staatlich übermittelt und gelten als unzuverlässig. Zuletzt gab es immer wieder Zweifel an der Stärke der russischen Wirtschaft. So soll das Wachstum durch hohe Verteidigungsausgaben zwar angekurbelt und die Arbeitslosigkeit niedrig gehalten worden sein - doch gleichzeitig wurde die Inflation massiv befeuert, die Zinsen der russischen Zentralbank liegen derzeit bei 21 Prozent. Derweil steigen die Preise für viele Alltagsgüter massiv.

Selbst arme Regionen haben jedoch profitiert - vor allem weil Rekrutierungsprämien für Wehrpflichtige und Sterbegelder für die in der Ukraine Gefallenen ihnen mehr Einkommen bescheren. Langfristig stellen jedoch die Inflation und der Mangel an ausländischen Investitionen eine Bedrohung für die russische Wirtschaft dar.

Stagnation droht - neue US-Sanktionen könnten ihr übriges tun

Wirtschaftswissenschaftler haben vor einem zunehmenden Druck auf die Wirtschaft gewarnt und vor der Wahrscheinlichkeit, dass sie aufgrund fehlender Investitionen in anderen Sektoren als dem Militär stagnieren wird. Zudem könnten noch heftige Sanktionen, wie sie in einem Gesetzentwurf derzeit im US-Kongress vorliegen, die russische Wirtschaft erneut empfindlich treffen.

Putin sagte derweil in St. Petersburg, das Wachstum der Militärindustrie habe zur Entwicklung neuer Technologien beigetragen, die nun auch dem zivilen Sektor zur Verfügung stünden. Er versprach, die Modernisierung des Militärs fortzusetzen und sich dabei auf die Erfahrungen aus den Kämpfen in der Ukraine zu stützen. „Wir werden die Fähigkeiten der russischen Streitkräfte erhöhen, die militärische Infrastruktur modernisieren und die Truppen mit modernster Ausrüstung ausstatten“, sagte Putin.