Direkt an der B13 entstehen Gebäude, die eine Heimat für Innovation, Forschung und Technologie bieten sollen. Am Donnerstag erfolgte der Spatenstich für den „Campus Tölz“
Bad Tölz – Drei Jahre Planungsphase liegen hinter Investor Hannspeter Schubert. „Das war aufregend, spannend, bisweilen zermürbend“, sagte der Geschäftsführer der Technologie Park Tölz Grundstücksgesellschaft mbH am Donnerstagvormittag beim offiziellen Spatenstich für den „Campus Tölz“ an der B13. „Ich freue mich jetzt auf die Umsetzung, weil ich davon ausgehe, dass das leichter wird.“
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Vier Gebäude in drei Bauabschnitten
Das Projekt, das auf dem Areal zwischen Lettenholz und dem Unternehmen SAM (vormals Sitec) realisiert wird, sei „etwas Besonderes“, betonte Schubert. Auf 25 000 Quadratmetern Grundstücksfläche entstehen in drei Bauabschnitten vier Gebäude, die Heimat für Innovation, Forschung und Technologie bieten sollen. „Wir wollen Unternehmen ansprechen, die deutlich in die Zukunft schauen wollen und ein erhöhtes Entwicklungs- und Forschungspotenzial haben“, sagte Schubert. Man könne sich vor allem Unternehmen aus der Luftfahrt, der Wasserstoffentwicklung, der Robotik und dem Bereich neue Materialien vorstellen. „Wir haben eine Liste von Wunschkandidaten, die wir gerne hier auf dem Campus sehen wollen.“
Der erste Mieter ist das Tizio der Hochschule München
Die Fertigstellung der ersten beiden Gebäude soll im zweiten Halbjahr 2025 erfolgen. Ein Mieter steht bereits fest: Die Hochschule München zieht mit dem Transfer- und Innovationszentrum im Oberland – kurz Tizio – auf den Campus. Es sei ein „Leuchtturmprojekt, ein Impulsgeber“, sagte Schubert. „Die Hochschule wird hier mit vier Laboren im Bereich additive Fertigung, Robotik, IT-Simulation und Tourismus tätig werden.“ Es sei aber kein Studienbetrieb geplant. Vielmehr bietet das Tizio den Unternehmen in der Region an, bei Forschungs- und Entwicklungsprojekten in den genannten Bereichen zusammenzuarbeiten. Vom Freistaat Bayern gibt es für die Hochschule eine Anschubfinanzierung in Höhe von 6,9 Millionen Euro. Der Landkreis und die Stadt Bad Tölz tragen die ersten fünf Jahre die Miete für die Räumlichkeiten.
Campus Tölz soll „ein Zeichen der Aufbruchstimmung“ sein
Insgesamt vier Kommunen im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hatten sich als Standort für die HM-Außenstelle beworben. Neben Bad Tölz waren das die Städte Geretsried und Wolfratshausen sowie die Gemeinde Eurasburg. Dass Tölz den Zuschlag bekam sorgte durchaus für kritische Diskussionen. Der „Campus Tölz“ sei aber für die gesamte Region – von Garmisch bis Tegernsee – eine Bereicherung, „er soll einen Akzent im gesamten Oberland setzen“, betonte Schubert. Der „Campus“ soll „ein Zeichen der Aufbruchstimmung“ in Zeiten einer eher schwierigen wirtschaftlichen Lage sein. „Ohne Bildung, ohne Innovation und ohne unternehmerisches Denken und Handeln wird es nicht gehen – egal, wie die Politik ausschaut“, betonte Schubert.
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„Einmalige Möglichkeit, heimische Wirtschaft und Forschung zusammenzubringen“
Rund 20 Millionen Euro fließen in die Planung und den ersten Bauabschnitt. Für den „Mut“, dieses Projekt umzusetzen, dankte Landtagsabgeordneter und Vize-Landrat Thomas Holz dem Investor. Es entstehe hier die „einmalige Möglichkeit für die heimische Wirtschaft – vom Handwerk bis zum Industriebetrieb – sich mit der Forschung zusammenzutun“, sagte Holz. Viele Betriebe seien im Moment dabei, ihre Arbeitsprozesse und Strukturen umzustellen – aus Kosten- oder auch aus Klimaschutzgründen. „Da bietet dieses Innovationszentrum im Oberland eine ganz hervorragende Möglichkeit“, sagte Holz.
Bürgermeister freut sich über die Arbeitsplätze, die hier entstehen
Das sieht Bürgermeister Ingo Mehner ähnlich. Er freut sich auch über die Arbeitsplätze, die auf dem Campus entstehen werden. „Uns ist es wichtig, nicht zu einer Schlafstadt zu verkommen, sondern attraktiv zu bleiben für Menschen, die hier wohnen und arbeiten wollen.“ Die Arbeitsplätze, die hier angeboten würden, „sind genau die, die wir wollen und brauchen“. Es gebe viele Menschen, „die einen Beruf mit technischer Ausrichtung haben, jeden Tag nach München pendeln, das aber eigentlich gar nicht möchten.“ Der Campus biete hier neues Potenzial.
Gebaut wird nach KfW40-Standard
Jetzt sei „genau der richtige Zeitpunkt zu investieren. Ein Zeitpunkt, an dem viele zaudern, überlegen, nicht wissen, was sie machen“, sagte Mehner. „Aber wenn irgendwann alles so weitergeht, wie wir uns das vorstellen, dann müssen auch die Räumlichkeiten dafür bereitstehen.“ Dafür brauche es jetzt „Menschen, die anpacken, persönlich investieren und bereit sind, ein Risiko einzugehen“, wandte sich Mehner an Schubert.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei dem Projekt ebenfalls eine Rolle. Die Gebäude sollen sich harmonisch in die Hanglage einfügen. Gebaut wird nach KfW40-Standard. Angeschlossen wird der Campus ans Nahwärmenetz der Stadt. Dazu kommen fassadenintegrierte PV-Anlagen, eine biodiverse Flachdachbegrünung und der Einsatz von Recyclingbeton. Die Außenanlagen werden „parkähnlich“ gestaltet, sagte Schubert. (va)