„Es gibt ein großes Miteinander“
Seit 40 Jahren bilden die Pfarreien in Waakirchen und Schaftlach eine Einheit. Es war der erste katholische Pfarrverband, der im Landkreis Miesbach entstand. Nun wird Jubiläum gefeiert. Auch der Abschied eines engagierten Kirchenmannes wird die Veranstaltung prägen.
Waakirchen - Der Priestermangel bei der katholischen Kirche ist heute ein großes Thema – und war es schon vor 40 Jahren. Als damals die Pfarrstellen in Waakirchen und Schaftlach relativ zeitgleich neu zu besetzen waren, kam es aufgrund fehlenden Personals zur Verschmelzung. „Meines Wissens nach war es der allererste Pfarrverband, der im Landkreis Miesbach gegründet wurde“, sagt der Waakirchner Pfarrer Stephan Fischbacher. Als Leiter übernahm Pfarrer Klaus Wernberger 1984 den frisch gegründeten Verbund.
Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach: Anfangs musste man sich einen Pfarrer „teilen“
Die Katholiken aus Schaftlach und Waakirchen mussten sich nun also einen Pfarrer „teilen“. Dem Zusammenwachsen sei aber zugutegekommen, dass die Orte seit der Gebietsreform 1978 bereits eine gemeinsame politische Gemeinde bildeten, meint Fischbacher. Zudem hätten sich die beiden Pfarreien stets eine gewisse Eigenständigkeit und auch ihr Selbstbewusstsein bewahrt. „Das ist uns wichtig bis heute“, sagt Fischbacher, der seit acht Jahren das Sagen im Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach hat.
Auch in dieser Zeit, sagt Fischbacher, sei der Pfarrverband immer weiter zusammengewachsen. „Es ist heute nicht mehr vorstellbar, die beiden Pfarreien zu trennen.“ Übergreifende Veranstaltungen wie etwa Ministranten-Aktivitäten gehören zum kirchlichen Alltag. Die Pfarrgemeinderäte Heilig Kreuz Schaftlach und St. Martin Waakirchen sowie die Kirchenverwaltungen arbeiten vor Ort zwar selbstständig, „aber es gibt auch ein großes Miteinander“, erzählt Fischbacher. Bei Entscheidungen, die den gesamten Pfarrverband betreffen, habe man noch immer einen gemeinsamen Kurs gefunden.
Auch am Tegernsee: Pfarrverbände sind heute der Normalfall
Im Gegensatz zu damals sind Pfarrverbände heute der Normalfall, sagt der Seelsorger. Wegen des Priestermangels müssen die Katholiken sogar noch intensiver zusammenrücken. Fischbacher ist ein gutes Beispiel: 2021 wurde ihm neben dem Waakirchner Verbund noch der Pfarrverband Gmund-Bad Wiessee anvertraut. Ob sich dieser Trend fortsetzt, könnte sich am Tegernsee bald zeigen: Monsignore Walter Waldschütz, Leiter des Pfarrverbands Tegernsee-Egern-Kreuth, verabschiedet sich 2025 in den Ruhestand. Wie berichtet, sorgt er sich um seine Nachfolge.
Momentan gelte es abzuwarten, ob die Erzdiözese den Posten von Waldschütz neu besetzen möchte, sagt Fischbacher. Erst dann könne man über mögliche neue Strukturen und Personalien reden. „Es gibt da keinen Automatismus“, so Fischbacher. Denkbar wäre durchaus auch ein Zusammenschluss fürs ganze Tegernseer Tal. All das ist (noch) Zukunftsmusik. Am Samstag, 22. Juni, wird der Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach gemeinsam mit der Kolpingsfamilie das 40-jährige Bestehen seines Verbunds feiern. Die Feierlichkeiten beginnen um 18 Uhr mit einem Gottesdienst am Pfarrzentrum in Waakirchen. Bei Einsetzen der Dämmerung, etwa gegen 20.45 Uhr, wird ein Johannifeuer gezündet.
40 Jahre Pfarrverband Waakirchen-Schaftlach: Verabschiedung Christoph Mädlers steht im Mittelpunkt
Zwischen diesen Programmpunkten steht einer im Mittelpunkt, der sich elf Jahre lang aufopferungsvoll für den Waakirchner Pfarrverband engagiert hat: Pastoralreferent Christoph Mädler, zuvor 26 Jahre lang in Schliersee tätig, wird in den Ruhestand verabschiedet. „Ein großer Verlust“, sagt Fischbacher. Eigentlich hätte sich Mädler schon früher zurückziehen können. „Seit Ostermontag bin ich Rentner“, sagt der 66-Jährige augenzwinkernd. Allerdings wollte er das Schuljahr zu Ende bringen. „Ich arbeite gern“, meint der Pastoralreferent. Zudem unterrichte er eine „total liebe Klasse“, die habe er nicht ohne Religionsunterricht sitzen lassen wollen. Auch die Ministranten-Wallfahrt nach Rom Ende Juli/Anfang August wolle er noch begleiten. Der Nachwuchs im Pfarrverband liegt Mädler seit jeher am Herzen. Er sei immer gerne bei Klassenfahrten mitgefahren, erzählt er. Zudem engagierte er sich als Trägervertreter für den Kindergarten St. Martin. „Das ist mir sehr wichtig“, sagt er. Mit Wehmut blickt er jetzt dem Ruhestand entgegen. Gerade bei den Glanzlichtern im kirchlichen Veranstaltungskalender werde ihm immer wieder bewusst: „Das war jetzt das letzte Mal.“
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