Ebersbergs erster Kiffer-Club in den Startlöchern - es gibt nur ein Problem
Der „Cannabis Social Club Ebersberg“ ist als Verein längst eingetragen. Allerdings fehlt derzeit noch ein Ort, an dem die Droge angebaut werden kann.
Ebersberg – Heimliche Vorreiter der Cannabis-Clubs in Bayern kommen aus dem Raum Ebersberg. Schon vor über einem Jahr hat eine Freundesclique aus dem Raum Aßling und Ebersberg den „Cannabis Social Club Ebersberg“ ins Vereinsregister eintragen lassen. Einer der Mitgründer ist Clemens Kellerhoff (35) aus Ostermünchen, unweit der südlichen Landkreisgrenze. Der Ex-Aßlinger sagt: „Wir hatten den Plan, ganz vorne mit dabei zu sein.“
„Du kannst nicht irgendeinen Stall nehmen“: Club sucht nach passendem Anbauort für Cannabis
Während die bis 1. April noch verbotenen Pflänzchen im „Chillout Club“ im nahen Aschheim (Kreis München) schon schlagzeilenbegleitet ihre markanten fünffingrigen Blätter entfalten, suchen die Hanffreunde vom CSC Ebersberg noch nach einem Anbau-Ort. „Du kannst nicht irgendeinen Stall nehmen“, sagt Kellerhoff über strikte Abstandsvorgaben etwa zu Kinderbetreuungseinrichtungen – und notwendigen Umbauten und Sicherheitsvorkehrungen. Vermutlich laufe es auf einen ländlichen Standort hinaus, idealerweise mit einem Vermieter, der dem Anliegen gewogen sei.
Es ist ein anspruchsvolles Projekt, das sich die Vereinsvorstände und eine Handvoll Mitstreiter, die schon Mitglied sind, vorgenommen haben: den ersten Cannabis-Anbau-Club des Landkreises heranzuzüchten. Nur so, ohne Gewinnorientierung, ist die gemeinschaftliche Marihuana-Kultivierung nun erlaubt. Ob Amtsgericht, Notar oder Finanzamt: „Wir waren überall der Präzedenzfall“, sagt Clemens Kellerhoff. Er merke, dass so manchem, der grundsätzlich Interesse am Mitmachen hätte, ein bisschen mulmig beim Ausfüllen des Mitgliedsformulars sei: „Viele haben Angst, bei den Behörden auf dem Schirm zu sein.“
Mitgliederwerbung bisher nur über Mundpropaganda
Schließlich hat die Landesregierung angekündigt, es der Droge in Bayern so schwer wie möglich zu machen. „Wer mit dem Thema Cannabis glücklich werden will, der ist woanders besser aufgehoben“, ließ Ministerpräsident Markus Söder (CSU) jüngst verlauten. Die Ebersberger „Social Club“-Gründer hätten deshalb anfangs gezielt den Ball flach gehalten. „Man möchte sich doch keine Zielscheibe auf den Rücken malen.“
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Entsprechend karg ist die Website gestaltet. Die E-Mail-Adresse, an den man den Mitgliedsantrag (Jahresbeitrag: 90 Euro) schicken kann, muss man länger suchen. Eine Postadresse gibt es noch nicht. Und im Logo fehlt dem Wort „Cannbis“ noch ein A. A, wie Anfangsphase. Bisher sei die Mitgliederwerbung vor allem über Mundpropaganda gelaufen.
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Rund um Anbauort darf nicht gekifft werden: „Eigentlich bräuchten wir zusätzlich noch ein Vereinsheim“
Dass es noch kein Vereinsheim gibt und der geplante Mitgliederdeckel von 100 weit entfernt ist, hat einen weiteren Grund: So ein Hobby-Anbauverein macht viel Arbeit. Es fehlen helfende Hände. „Bei uns sind alle in Vollzeit berufstätig und viele haben Familie“, sagt der 35-jährige Vereinsvorstand. Da sei es schwer, die Zeit freizuschlagen, um die umfangreichen Dokumentationspflichten für den legalisierten Anbau, die Mitgliederverwaltung und die ordnungsgemäße Cannabis-Ausgabe zu erfüllen – und dann noch, die Vereinsfinanzen jonglierend, nach passenden Räumlichkeiten zu suchen.
Warum tun sie sich das an? „Das frage ich mich manchmal auch“, sagt Clemens Kellerhoff und lacht. Sie hätten es sich einfacher vorgestellt. So darf rund um den Verkaufs- und Anbauort nicht gekifft werden, was ein Vereinsleben erschwert. „Eigentlich bräuchten wir zusätzlich noch ein Vereinsheim. Eine reine Anbauvereinigung war nicht das Ziel.“ Er selber konsumiere Cannabis „nur noch sehr, sehr moderat, schon weil die Zeit nicht da ist“. So sei es bei vielen aus der Gründungsmannschaft.
Vorstand des „Cannabis Social Club Ebersberg“ hält Legalisierung für richtigen Schritt
Der Ostermünchner betont, dass er die Legalisierung der Droge für den richtigen Schritt halte und „Teil dieser Pionierarbeit sein möchte“. Auch mit dem verlotterten Kifferklischee will der Verein hörbar aufräumen. „Wir wollen das Thema aus der Schmuddelecke in die Öffentlichkeit bringen, die Bevölkerung aufklären und einen offenen Umgang und legalen Zugang schaffen.
Cannabiskonsum sei bislang ein gesellschaftliches Tabuthema. „Ganz, ganz fatal“, findet das der 35-Jährige. „Wir reden hier immer noch über eine Droge“, wirbt er für Mäßigung und Aufklärung. „Der potenzielle gesellschaftliche Schaden, der durch Schweigen, Wegschauen, Verteufelung entsteht, ist um ein Vielfaches höher, als wenn man aufklären und informieren würde“, findet er.
Präventionsbeauftragter bei Cannabis-Club zwingend nötig
„Wenn wir Alkohol so handhaben würden wie Cannabis, wäre das eine andere Hausnummer“, sagt er auch. Schließlich verlange niemand eine Vereinsmitgliedschaft, damit man maximal 50 Bier im Monat kaufen könne, die mit niemandem geteilt werden dürfen.
Ein Cannabis-Club muss zudem zwingend einen Präventionsbeauftragten ernennen. Den gebe es beim CSC Ebersberg bereits, auch wenn die Behörden bislang nicht erklären könnten, was genau er leisten müsse.