Schlagstock-Attacke in Poing: 29-Jähriger wegen versuchten Mordes angeklagt

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Vor dem Landgericht München II hat ein Prozess gegen einen 29-jährigen Bauhelfer begonnen. Vorwurf: Versuchter Mord. © Stefan Puchner/dpa

Mit einem Teleskopschlagstock soll ein Mann (29) in Poing auf einen Bekannten eingeschlagen haben. Am Münchner Landgericht räumt er die Vorwürfe ein – bestreitet aber, in Raubabsicht gehandelt zu haben.

Poing - Mittwoch, 26. April 2023, kurz nach 20 Uhr: Tobias K. (Name geändert) sitzt auf einer Parkbank in der Nähe der Dreifachturnhalle an der Plieninger Straße. Ein Mann nähert sich von hinten und schlägt ihm mit einem Teles-kopschlagstock „mit voller oder nahezu voller Kraft auf den Hinterkopf“. So steht es in der Anklage. Obwohl der Angreifer sieht, dass Tobias K. benommen zu Boden sinkt, lässt er ihn liegen und flieht mit einem Taxi. Der 34-jährige K. zieht sich eine Fraktur am Hinterkopf zu und wird gerade noch rechtzeitig ins Krankenhaus gebracht.

Der 29-jährige Angreifer, der am Donnerstag vor Gericht als Beruf Bauhelfer angegeben hat, hat nach Angaben seines Anwalts nicht nur den Tatablauf, sondern auch eingeräumt, dass er die Tat begangen hat, um Tobias K.’s Handy zu zerstören. K. hatte nämlich vorher mit dem Handy ein Video gestreamt, in dem er einer Bekannten des Bauhelfers gedroht hat, dafür zu sorgen, dass ihr ihr Sohn weggenommen wird. Auch den Angreifer selbst hat er in dem Video provoziert: Er werde dessen Freundin in Polen „einen Besuch“ abstatten. Darüber war der Pole so erzürnt, dass er mit dem Schlagstock von München mit der S-Bahn nach Poing gefahren ist.

Zwei weitere Angeklagte

Die Staatsanwaltschaft hat nicht nur den 29-Jährigen wegen versuchten Mordes angeklagt, sondern auch die 25-jährige Bekannte und deren 21-jährigen Verlobten. Die beiden müssen sich wegen Beihilfe verantworten – allerdings nicht zum versuchten Mord, sondern nur zu einer einfachen Körperverletzung. Laut Anklage haben sie den Hauptangeklagten zwar bestärkt, die Tat zu begehen, und das Fluchttaxi bestellt. Von dem Schlagstock und davon, dass der 29-Jährige mit Tötungsvorsatz zuschlagen würde, haben die beiden aber wohl nichts gewusst.

Die drei aus Polen stammenden Angeklagten kennen sich schon länger. Als K. aus seiner Poinger Wohnung fliegt, nimmt ihn die mitangeklagte Frau auf. In deren Münchner Wohnung ist es drei Wochen vor der Tat in Poing schon einmal zu einer Auseinandersetzung gekommen: Im Streit hat der Hauptangeklagte Tobias K. mehrfach mit der Faust ins Gesicht geschlagen.

Gericht bestellt mehrere Sachverständige

Das Gericht hat sechs Verhandlungstage angesetzt und mehrere Sachverständige bestellt. Im Falle einer Verurteilung dürfte es für die Strafhöhe auch darauf ankommen, ob der Hauptangeklagte die Tat nur begangen hat, um Tobias K.’s Handy zu zerstören. Für eine Verurteilung wegen versuchten Mordes würde das reichen: Ein versuchter Totschlag wird nämlich bereits dann zum versuchten Mord, wenn der Täter eine Sachbeschädigung ermöglichen will.

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Allerdings steht nach einem Hinweis des Gerichts im Raum, dass der Bauhelfer Tobias K. auch deshalb niedergeschlagen hat, um 950 Euro aus seiner Tasche zu stehlen. In dem Fall könnte die Ermöglichung eines Raubes als zusätzliches Mordmerkmal in Betracht kommen. Vor allem aber könnte eine zusätzliche Verurteilung wegen besonders schweren Raubes die Strafe deutlich verschärfen.

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