Flügel kommen mit dem Schiff: Endmontage der drei Windräder beginnt

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Bereit für die Endmontage: In den nächsten Wochen werden einige nächtliche Schwertransporte mit verschiedenen „Großkomponenten“ auf den drei Windkraft-Baustellen im Hofoldinger Forst eintreffen. Das Otterfinger Windrad (unser Bild) soll noch vor Ostern fertig sein. © THOMAS PLETTENBERG

Nach kurzer Winterruhe werden dem Bürgerwindpark im Hofoldinger Forst bald Flügel wachsen. Um die Endmontage angehen zu können, treffen auf den drei Baustellen demnächst nächtliche Schwertransporte ein. Ende Februar wird das erste Windrad zu voller Höhe aufgewachsen sein – und das sind noch einmal 80 Meter mehr als die 86 Meter hohen Betonrümpfe.

Otterfing – Ein Windrad zu bauen, ist nicht zuletzt eine Sache des Transports. Die Anlieferung der Rotorblätter, der Gondeln, Naben, Generatoren und der tonnenschweren Stahlsegmente bedarf eines logistischen Kraftakts. Für den kleinen Windpark der Gemeinden Otterfing, Sauerlach und Aying im Hofoldinger Forst, mit je einer Anlage pro Gemeinde, steht diese Phase jetzt an.

In den nächsten drei Wochen erwartet Martin Sterflinger, Geschäftsführer der Bürgerwind Hofoldinger Forst GmbH, die Ankunft nächtlicher Schwertransporte. Einige Teile werden vor Ort am Boden zusammengebaut; für die Montage braucht es jedoch einen riesigen Spezialkran, der tonnenschwere Lasten bis zur Nabenhöhe (166,60 Meter über Grund) hieven kann. „Allein für den Aufbau des Krans ist an jedem Standort etwa eine Woche eingeplant“, sagt Sterflinger.

Wenn der Kran Ende Februar zunächst am Standort Sauerlach eintrifft, sollen die noch fehlenden „Großkomponenten“ der Anlagen schon an den drei Bauplätzen bereitliegen. Ein besonderer Aufwand ist nötig, um die insgesamt neun, jeweils 80 Meter langen Rotorblätter aus Deutschlands Norden ins Voralpenland zu transportieren. „Vom Hersteller in Norddeutschland geht es mit dem Schiff über Rhein und Main-Donaukanal auf die Donau bis Regensburg“, erklärt Sterflinger.

Im Regensburger Hafen werden die Rotorblätter für die Anlagen in Otterfing und Sauerlach auf spezielle Lkw für den Weitertransport auf der Autobahn verladen. Diese Tieflader sind 90 Meter lang und kommen damit nicht um jede Kurve. „An der Autobahn haben wir extra zwei Behelfsausfahrten angelegt“, berichtet Sterflinger. An den regulären Autobahn-Ausfahrt in Hofolding oder Holzkirchen hätten sonst große Schilderbrücken und sogar Ampelanlagen aus dem Weg geschafft werden müssen – eine zu teure und zu aufwendige Alternative.

Über die Behelfsausfahrt in Richtung Süden (südlich der Markwegbrücke) erreichen die Schwertransporte aus dem Norden die beiden Bauplätze westlich der A 8 in Sauerlach und Otterfing. Aber wie gelangen die langen Rotorblätter zum Standort in Aying, der östlich der Autobahn liegt? „Wir haben kaum eine Chance, mit dem langen Transport irgendwo umzudrehen“, sagt Sterflinger. Also werden die drei Rotorblätter für Aying auf dem Wasserweg weiter donauabwärts bis Linz verschifft (Sterflinger: „Auf dem Wasser ist der Transport unproblematisch“) und dort via Spezialtransport auf die Autobahn verfrachtet, um aus Richtung Süden an den Ayinger Bauplatz zu gelangen.

Damit der Verkehrsfluss auf den Autobahnen nicht gestört wird, dürfen die Tieflader mit ihrer Spezialfracht nur nachts zwischen 22 und 6 Uhr unterwegs sein. Wann genau die Rotorblätter und die anderen Großkomponenten eintreffen, kann Sterflinger deswegen nicht genau sagen – und will das auch nicht. Denn an den drei prominenten Windkraft-Baustellen im Hofoldinger Forst – die Betonrümpfe sind weithin zu sehen – greift neuerdings ein verschärftes Sicherheitskonzept.

Hintergrund ist die ungeklärte Brandstiftungs-Serie auf „kritische Infrastruktur“ wie Bahnlinien, Stromtrassen, Energie-Anlagen und Sicherheits-Einrichtungen im Großraum München, die seit sechs Jahren einem gewissen Muster folgt. Nach dem Brandanschlag in München-Untermenzing am vergangenen Wochenende auf Dienstfahrzeuge der Polizei stehen auch die drei Windräder im Hofoldinger Forst unter besonderer Beobachtung und gelten offenbar als potenzielle Ziele.

Wie Sterflinger berichtet, entschloss sich der Windkraft-Hersteller Enercon, „seine“ Baustellen in Otterfing, Sauerlach und Aying rund um die Uhr bewachen zu lassen. „Auch die Polizei fährt regelmäßig Patrouille“, sagt der Bürgerwind-Geschäftsführer. Vor diesem Hintergrund würden die drei Gemeinden vorerst auch auf Besichtigungstouren verzichten. „Wenn im Mai alle Teile fertig montiert sind, werden wir Termine anbieten“, verspricht Sterflinger.

Der Zeitplan sieht vor, dass Ende Februar das erste Windrad in voller Höhe zu sehen sein wird; es bleibt dabei, dass zunächst Sauerlach, dann Otterfing und Aying an der Reihe sind. Das Otterfinger Windrad sollte demnach kurz vor Ostern fertig sein. Im Mai könnte der Windpark ans Netz gehen. Ehe die Gondeln und die 80 Meter langen Karbonfaser-Flügel montiert werden, bekommen die Türme drei, jeweils 25 bis 30 Meter lange Stahlsegmente aufgesetzt, die sich bis zur Nabenhöhe (166,60 Meter) konisch verjüngen. Stehen die Rotoren im Betrieb senkrecht, erreichen die Spitzen eine Höhe von 246,60 Meter.

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