Israel jagt Hamas-Anführer: Aufnahmen sollen Sinwar auf der Flucht durch Gaza-Tunnel zeigen
Sein Tod ist erklärtes Kriegsziel von Israels Militär. Noch ist Hamas-Anführer Sinwar auf der Flucht, doch es scheint Spuren zu geben.
Chan Junis – Das israelische Militär rückt immer weiter in den Gazastreifen vor, doch ein Ende des Krieges scheint noch lange nicht in Sicht. Mit dem weiteren Vorrücken steigt auch die Zahl der zivilen Opfer an, wegen derer Israel teils starke Kritik von Verbündeten erfährt.
Während oben die Menschen Gazas leiden, verstecken sich laut Israel in den weitläufigen Tunneln die Hamas-Anführer. Dies zumindest legt vom israelischen Militär veröffentlichtes Videomaterial nahe. Im Blickpunkt: Der von Israel gejagte Hamas-Anführer Jihia Sinwar.
Vermeintlich erste Bilder von Sinwar seit dem 7. Oktober
Mit dem Überfall der Hamas auf Israel tauchten viele Führungspersonen der terroristischen Vereinigung unter. Auch Jihia Sinwar, der die Geschicke der Gruppe im Gazastreifen leitet und als Hauptplaner des Überfalls auf Israel am 7. Oktober gilt. Nun veröffentlichten die IDF (Israelische Verteidigungsstreitkräfte) mutmaßliche Videoaufnahmen von Sinwar.
Das Video soll den Hamas-Führer gemeinsam mit drei seiner Kinder, seiner Ehefrau und seinem Bruder Ibrahim zeigen, wie sie am 10. Oktober 2023 durch einen Tunnel unter der Stadt Bani Suheila „fliehen“, so die IDF-Lesart. Allerdings ist nur der Bruder von Jihia Sinwar von vorne zu sehen, alle weiteren Personen nur von hinten. Anhand der Silhouette, der großen Ohren und unter Zuhilfenahme künstlicher Intelligenz will das israelische Militär den mächtigsten Hamas-Mann in Gaza jedoch identifiziert haben.
Betrachtet man das vom IDF während einer Pressekonferenz gezeigte Video, so ist zumindest keine große Hektik zu erkennen. Selbstverständlich widerlegt diese Beobachtung nicht zweifelsfrei die Einschätzung einer Flucht, könnte sich Sinwar und seine Familie auch einfach nur sehr sicher fühlen und in diesem Moment keine Eile geboten gewesen sein.
IDF spricht von weiteren Material über Hamas-Führer
Das Videomaterial selbst stammt wohl von einer Überwachungskamera der Hamas. Während ihres Vorrückens und der Durchsuchung mehrerer Tunnelanlagen sei das israelische Militär auf die Videodatei gestoßen, so IDF-Sprecher Daniel Hagari.
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Hagari sagt zwar, dass „ein Video mehr oder weniger“ nicht das sei, „was wirklich zählt“, wichtige Erkenntnisse würde man aus diesen jedoch trotzdem ziehen. Dabei geht es neben der Jagd auf die hochrangigen Hamas-Mitglieder auch um den Aufenthaltsort der israelischen Geiseln.
Nicht ganz klar ist, warum die IDF ausgerechnet zum jetzigen Stand solches Material veröffentlicht. Es liegt jedoch nahe, dass man sowohl der eigenen Bevölkerung ein Gefühl der Kontrolle vermitteln mag als auch ein Zeichen in Richtung der Hamas senden will. Wirklich aussagekräftige Bilder wird die IDF aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin erst dann veröffentlichen, wenn Sinwar gefasst sein wird. Dazu passt auch die Aussage eines israelischen Beamten, der gegenüber Channel 12 sagte, dass man über deutlich aktuellere Videodateien von Sinwar verfüge.
Hamas-Führer Sinwar auf Tauchstation
Momentan ist der Aufenthaltsort von Jihia Sinwar zumindest für die Öffentlichkeit ein Rätsel, aber auch dessen eigene Leute haben wohl keinen Kontakt zu ihm. Wie israelische Medien berichteten, soll es zwischen Sinwar und den Hamas-Mitgliedern schon seit Wochen keinen Kontakt mehr gegeben haben. So reagierte er auch nicht auf einen internationalen Vermittlungsvorschlag über ein Geisel-Abkommen.
Dabei könnte dessen Ergreifung eine gewichtige Rolle bei einem möglichen Kriegsende spielen. „Es ist noch ein langer Weg, bis wir die Kriegsziele erreichen können“, sagt Israels Generalstabschef Herzi Halevi bei einer Pressekonferenz am Dienstagabend (13. Februar). Ein erklärtes Kriegsziel sei es, so Halevi, noch weitere Befehlshaber der Hamas auszuschalten, allem voran Jihia Sinwar. (sch)