Wer die Perspektive wechselt, kann helfen
Die Hebertshausener Behindertenbeauftragte Tanja Patti hat in den vergangenen zwei Jahren viel bewegt. Jetzt zieht sie Bilanz.

Hebertshausen – Wer mit dem Rollator oder im Rollstuhl unterwegs ist, kann die Gemeindeverwaltung jetzt bequem und ohne fremde Hilfe erreichen – mit einem Behindertenparkplatz direkt am Gebäude und dem in diesen Tagen aktivierten Seiteneingang mit Öffnungsautomatik. Orientierende Hinweise in Braille-Schrift und eine Lautsprecheransage im Aufzug unterstützen im Rathaus Menschen mit Sehbehinderung. Und wer sich schwer tut mit komplizierten Texten, erhält auf Wunsch alle Briefe der Gemeinde in verständlicher Sprache. Auch an Wahlen können Menschen mit Einschränkungen eigenständig teilnehmen, denn alle Wahllokale in Hebertshausen sind barrierefrei.
Viele Projekte in den vergangenen Jahren
Das sind nur einige der Maßnahmen, die Tanja Patti als Behindertenbeauftragte der Gemeinde angeregt hat. Ein Blick in ihren Tätigkeitsbericht für die beiden zurückliegenden Jahre, den sie gerade veröffentlicht hat, zeigt die Vielfalt der Projekte: Von Ortsbegehungen mit Experten, Austausch mit Betroffenen, konkreten Verbesserungsvorschlägen bis hin zu großen inklusiven Veranstaltungen, die auch außerhalb der Gemeinde viel Aufmerksamkeit bekommen haben.
Schmankerldinnerder besonderen Art
Wie etwa im vergangenen Dezember das „Schmankerl-Dinner der besonderen Art“, bei dem Menschen mit und ohne Handicap gemeinsam ein tolles Event auf die Beine gestellt haben. „Das war rückblickend natürlich ein Highlight“, so Patti.
Das Miteinander soll selbstverständlich werden
Das Engagement der Behindertenbeauftragten zielt nicht allein darauf ab, den Alltag von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Vielmehr geht es ihr auch darum, dass das Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap mehr und mehr zu einer Selbstverständlichkeit wird. In diesem Sinne kümmert sie sich um die individuelle Beratung von Behinderten, aber auch von Vereinen oder Organisationen.

Thema Inklusionim Fokus
Weiter organisiert Patti eine intensive Öffentlichkeitsarbeit, um das Thema Inklusion stärker in den Fokus zu rücken und mehr Verständnis für die Belange behinderter Menschen zu erreichen. „Social Media ist dabei enorm wichtig, damit bekommt die Aufmerksamkeit eine große Breite.“ Vor allem erreiche sie so auch Menschen, die persönlich mit dem Thema Behinderung nicht konfrontiert sind.
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Mehr Verständnis dank besserer Information
Durch die von ihr verbreiteten Informationen entwickeln die Menschen ein tieferes Einfühlungsvermögen und Verständnis für die Herausforderungen, denen Menschen mit Handicap täglich begegnen. Das Lieblingsbeispiel von Tanja Patti sind nicht gestutzte Hecken und Fallobst auf dem Gehweg. Wuchernden Äste peitschen sehbehinderten oder blinden Menschen ins Gesicht, weil sie auch mit Blindenstock das Hindernis in Kopfhöhe nicht wahrnehmen können.
Und Rollstuhlfahrer, die durch zerquetschtes Obst fahren müssen, werden anschließend wegen der süßen Obstreste an den Reifen ihres Rollstuhls aggressiv von Wespen verfolgt. Wer diese Hintergründe kennt, wird seine Äpfel aufklauben und die Hecke zurückschneiden, davon ist Patti überzeugt.
Veränderungen dank Perspektivwechsel
Und genau deshalb engagiert sie sich für einen Perspektivenwechsel. „Denn es sind Menschen aus dem Ort, die diese Probleme tatsächlich haben.“ Öffentliche Aufmerksamkeit für Inklusion möchte die Behindertenbeauftragte auch mit besonderen Veranstaltungen schaffen. Wie eben dem Schmankerl-Diner im vorigen Dezember, das mit prominenten Mitwirkenden große öffentliche Resonanz erfuhr.
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Inklusives Reitturnier am Bürgerfest
Fürs Bürgerfest der Gemeinde hat sie schon wieder eine Idee entwickelt. Auch bei anderen Veranstaltungen im Ort berücksichtigen die Organisatoren inzwischen oft automatisch auch Menschen mit Handicap, wie etwa bei einem geplanten inklusiven Reitturnier.
Wenn so ganz ohne ihr Zutun das Miteinander von Menschen mit und ohne Handicap langsam selbstverständlich wird im Ort, sagt Tanja Patti, „dann freut mich das am allermeisten“.
Den Sach- und Tätigkeitsbericht wird Behindertenbeauftragte Tanja Patti in der Gemeinderatssitzung am kommenden Mittwoch, 28. Februar, vorstellen. Online ist das Dokument bereits auf der Homepage der Gemeinde abrufbar.
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