Neue Details im Block-Prozess: Alarmknopf dokumentiert Panik der Kinder

Im Prozess um die gewaltsame Entführung von zwei Kindern der Familie Block waren sie immer wieder Gesprächsthema: sogenannte Alarmknöpfe, die die Kinder Klara und Theodor bei sich trugen, damit sie in Notfällen die Polizei verständigen können.

Die Vorsichtsmaßnahme hatte der Vater der beiden Kinder, Stephan Hensel (51), in Abstimmung mit der Polizei getroffen. Hensel lebte in ständiger Angst, dass seine bei ihm in Dänemark wohnenden Kinder möglicherweise nach Deutschland entführt werden könnten.

Er hatte Klara und Theodor 2021 bei sich behalten und nicht, wie vereinbart, zu seiner Ex-Frau Christina Block (52) nach Deutschland zurückgebracht. Seitdem tobte zwischen beiden Elternteilen ein erbitterter Streit. 

Angst vor Entführung: Vater stattete Block-Kinder mit Alarmknöpfen aus 

Hensel fürchtete, die Steakhaus-Unternehmerin könnte die Kinder gewaltsam zurückholen. Deshalb installierte er ein ausgeklügeltes Sicherheits- und Überwachungssystem, wozu auch die Alarmknöpfe gehörten. Diese sendeten den jeweiligen Standort der Kinder direkt an die dänische Polizei. Außerdem wurden sämtliche Geräusche aufgezeichnet.

In der Silvesternacht 2023/24 trat das vom Vater befürchtete Szenario tatsächlich ein: Ein Kommando maskierter Täter kidnappte die Kinder und verschleppte sie von Dänemark nach Deutschland, wo sie schließlich auf ihre Mutter trafen.

Im Prozess gegen Christina Block, die die Entführung laut Staatsanwaltschaft beauftragt und finanziert haben soll (was sie bestreitet), wurden die Alarmknöpfe mehrfach thematisiert. 

Jetzt hat die „Bild“-Zeitung die Audio-Aufnahmen analysiert, die in der Nacht der Entführung entstanden sind. In den dramatischen Stunden hatte Theodor den Knopf nämlich mehrmals aktiviert. Die Aufnahmen gingen direkt zur Polizei und wurden dort protokolliert.

Jetzt werden erschütternde Inhalte der Audio-Aufnahmen bekannt

Demnach drückte Theodor Hensel erstmals um 0.16 Uhr aus dem Auto der Entführer heraus den an seiner Halskette angebrachten Alarmknopf. Die dabei entstandene Aufnahme ist knapp 11 Minuten lang. Zu hören sind neben Motorenlärm und Fahrgeräuschen auch Gesprächsfetzen zwischen den beiden Kindern und den Entführern. 

Die Kinder sollen in den auf Englisch geführten Gesprächen mehrmals bekundet haben, dass sie wieder zurück zu ihrem Vater wollten.

Die „Bild“-Zeitung zitiert aus dem Aufnahme-Protokoll: „Theo spricht Englisch mit einem Entführer, erkundigt sich, was mit seinem Vater passiert sei. Der Entführer weist ihn an, jetzt nicht zu sprechen. Und erklärt ihm, dass seine Schwester und er nun zurück zu seiner Mutter Christina gebracht würden.“

Theo habe auf diese Ankündigung „wütend reagiert“, so die Zeitung. „Er schreit, dass er das nicht wolle und beginnt zu weinen. Der Entführer herrscht ihn an: Er solle den Mund halten, wenn er wolle, dass es ihm weiter gut gehe.“ Dann endet die Aufnahme abrupt.

Im Lauf der Entführung soll der damals zehn Jahre alte Theodor seinen Alarmknopf noch insgesamt neun weitere Male unauffällig aktiviert haben. 

Die „Bild“-Zeitung berichtet über eine Aufnahme, die 0.29 Uhr beginnt. „Schritte sind zu hören, erneut sagt der Entführer: ‚You are going to deine Mama.‘ Eines der Kinder versucht zu sprechen, offenbar wird ihm der Mund zugehalten.“

Täter kündigten an, man werde Kinder zu Mutter Christina Block bringen

Wenige Minuten später, die Entführer sind mit den Kindern offenbar zu Fuß in einem Wald unterwegs, habe eine Männerstimme schroff gerufen „Ruhe!“. Anschließend höre man „Weinen und gedämpfte Schreie“. Um 1.06 Uhr habe der Notfallknopf noch einmal einen „Hilfe!“-Schrei an die Leitstelle der Polizei gesendet, so die „Bild“-Zeitung.

Die letzte Aufzeichnung startete angeblich um 1.10 Uhr und dauerte knapp 17 Minuten. Zu hören sind „Nein“-Rufe von Klara Hensel sowie flüsternde Entführer. Schließlich sei das Signal abgerissen. Offenbar passierten die Entführer zu diesem Zeitpunkt die Grenze zu Deutschland. Der Alarmknopf funktionierte nämlich nur in Dänemark.

Nach dem Durchqueren des Grenzzauns sollen sich die Entführer mit den Kindern kurzzeitig in einem Schuppen versteckt haben. Dort sollen die Täter an Theodors Hals die Kette mit dem Alarmknopf entdeckt und abgerissen haben. 

Im Prozess, der derzeit am Landgericht Hamburg stattfindet, hat Christina Block mehrfach versichert, dass sie die Entführung weder beauftragt noch finanziert hat. Die in der Anklage erhobenen Vorwürfe gegen sie und weitere mutmaßlich Beteiligte lauten: schwere Entziehung Minderjähriger, gefährliche Körperverletzung, Freiheitsberaubung sowie schwere Misshandlung von Schutzbefohlenen. 

Für alle Angeklagten gilt die Unschuldsvermutung.