Für Attacken in Russland: Ukraine enthüllt neue Mittelstrecken-Drohne – Exportschlager für die Welt?
Russland bombardiert die Ukraine täglich aus der Luft. Längst rüstet sich Kiew für Gegenschläge. Zu den neuesten Modellen zählt auch eine Raketendrohne.
Kiew – Neben Peklo, Palyanytsia und Ruta hat das ukrainische Militär nun auch Bars am Start. So lautet der Name des neuesten Drohnen-Modells, das Russland und Kreml-Chef Wladimir Putin für seinen Ukraine-Krieg bezahlen lassen soll. Wie BBC Ukraine berichtet, nannte Herman Smetanin, Minister für strategische Industrien, die offizielle Bezeichnung erstmals bei einer Veranstaltung des ukrainischen Verteidigungsministeriums am 11. April. Die anderen genannten Marschflugkörper waren bereits vorher bekannt.
Der Politiker betonte dabei auch, dass die Ukraine vor zwei Jahren mit Neptun nur über eine eigens entwickelte Rakete verfügte. „Im vergangenen Jahr hatten wir viele neue Produkte, die für ein achtmal höheres Produktionsvolumen als im Jahr 2023 gesorgt haben“, wird der 32-Jährige zitiert. Einzelheiten zu Bars verriet er demnach nicht.
Ukraine baut eigene Raketendrohne: Bars kann bis zu 800 Kilometer weit fliegen
Dem Artikel zufolge, der sich auf Quellen aus der Regierung stützt, steht hinter dem Modell ein privater Hersteller. Es handele sich um eine sogenannte „Raketendrohne“, die auf eigenem Know-how beruhe, also durch und durch ukrainisch ist.
Demnach sind darunter Kombinationen eines herkömmlichen Marschflugkörpers und einer Drohne mit einem kleinen Sprengkopf, der in der Regel 50 bis 100 Kilogramm wiegt, und einem kleinen Turbotriebwerk zu verstehen. Letzteres ermöglicht es dem Flugobjekt, schnell große Entfernungen zurückzulegen und für die Luftabwehr ein schwieriges Ziel darzustellen.

Ein weiterer Vorteil von „Raketendrohnen“: Sie können sowohl von bodengestützten Anlagen als auch von Flugzeugen aus gestartet werden. Am ähnlichsten sei Bars der Peklo-Rakete. Die Reichweite liegt der Quelle zufolge bei 700 bis 800 Kilometer, womit sie zu den Mittelstreckenraketen gezählt werde.
Raketendrohnen können Ziele in Russland angreifen: „Ziemlich leistungsstarke Waffe“
Außerdem wird hervorgehoben, dass Bars in Massenproduktion hergestellt werden kann, weshalb die Verteidigungsstreitkräfte bald auf eine „weitreichende und ziemlich leistungsstarke Waffe“ zurückgreifen könne, „die regelmäßige Angriffe tief in russisches Territorium hinein ermöglichen“ werde.
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Sollte sich das Modell bewähren, scheint auch nicht ausgeschlossen, dass es sich als Exportschlager entpuppen wird. Neben Abschüssen in Russland könnten dann auch Lieferungen an Kiews Partner anvisiert werden.
Bislang seien weder Bilder noch detaillierte taktische und technische Eigenschaften öffentlich verfügbar. Bars & Co. sind die Ergebnisse des deutlich intensivierten Raketenprogramms der Ukraine. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte im August angeordnet, zusätzliche Mittel bereitzustellen und die Produktion zu beschleunigen. Darunter fiel auch eine umfassende Modernisierung der Schiffsabwehrrakete Neptun, die nun über eine größere Reichweite verfügt und auch Bodenziele angreifen kann.
Vorangetrieben wurde auch die Entwicklung einer ballistischen Rakete. Laut BBC Ukraine wollte Oleksandr Kamyschin, Präsidentenberater für strategische Angelegenheiten, auf einer Pressekonferenz keine Einzelheiten nennen, betonte jedoch: „Wir verfügen über eine Rakete, die in Massenproduktion hergestellt und erfolgreich eingesetzt wird.“ Laut Smetanin wird sie bereits „jeden Monat“ eingesetzt.
Drohnen-Einheit „Vögel der Magyaren“: Vom Zug zu einer Kompanie angewachsen
Welchen Schaden allein Drohnen auf russischer Seite anrichten, dokumentieren die „Vögel der Magyaren“ in ihren regelmäßig veröffentlichten Videos erfolgreicher Luftschläge. Angeführt wird die Einheit von ihrem Kommandanten Robert Brovdi, der auf den Rufnamen „Madyar“ – also „Ungar“ – hört. Er begann nach der russischen Invasion als Fußsoldat, entpuppte sich jedoch als geborener Anführer und nennt die Russen „jagende Würmer“.
Laut Forbes stellen die „Vögel der Magyaren“ ihre eigenen Drohnenbomben her und wuchsen schnell von einem Aufklärungszug zu einer Angriffsdrohnen-Kompanie an. Das US-Wirtschaftsmagazin geht anhand vorliegender Zahlen davon aus, dass Brovdis Truppe – mittlerweile als 414. Separaten Brigade der ukrainischen Streitkräfte aktiv – bei jedem zweiten Angriff ein Ziel beschädigt, in 16 Prozent der Fälle sogar unschädlich macht.
In den vergangenen Monaten seien die „Vögel der Magyaren“ für sieben Prozent der vom ukrainischen Militär zerstörten Panzerfahrzeuge verantwortlich gewesen. Im März traf der Kommandant mit Selenskyj zusammen. Künftig soll die berühmte Drohnen-Einheit mit einer Vielzahl an Sensoren, Artillerie, Raketen und anderen Mitteln ausgestattet werden und sich über die gesamte Front erstrecken. (mg)