Demo gegen Rechtsextremismus: 2000 Bürger zeigen in Murnau Flagge - Kabarettist Christian Springer hält AfD den Spiegel vor

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Menschenauflauf am Ödön-von-Horváth-Platz: Die Bürger protestieren friedlich gegen Rechtsextremismus. © Lory

Es war möglicherweise die größte Demonstration, die es in Murnau je gegeben hat: Rund 2000 Bürger nahmen am Sonntagnachmittag am Ödön-von-Horváth-Platz an einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus teil. Das Motto lautete „Nie mehr ist jetzt! – Demokratie braucht keine Alternative!“.

Murnau – Der Kabarettist Christian Springer hatte vor zehn Tagen einen Auftritt im Kultur- und Tagungszentrum. Dort bekam er mit, dass in Murnau eine Demonstration gegen Rechtsextremismus geplant ist. Er sagte sich: „Ich komme.“

Springer war also der Überraschungsgast am gestrigen Nachmittag am Ödön-von-Horváth-Platz, wo das Werdenfelser Bündnis gegen Rechtsextremismus unter dem Leitsatz „Nie mehr ist jetzt! – Demokratie braucht keine Alternative!“ eine Kundgebung veranstaltete. Laut Polizei und Veranstalter kamen rund 2000 Menschen.

Überraschungsgast ist der Kabarettist Christian Springer.
Überraschungsgast ist der Kabarettist Christian Springer. © Lory

Springer ist bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Der Kabarettist hielt eine flammende Rede, betonte dabei unter anderem: „In der Geschichte der Welt ist noch nie ein Staat zugrundegegangen, weil er sich vernünftig um seine Bedürftigen und seine Flüchtlinge gekümmert hat.“ Leider seien „wir inzwischen so weit, dass sogar Politiker aus der so genannten Mitte, dass Politiker auch aus der Regierung immer wieder das befeuern, für das die Rechten stehen. Das ist eine Sauerei für alle anderen und dieses Land.“

Der AfD hielt er den Spiegel vor: „Die Kriminalitätsrate unter AfD-Abgeordneten in Deutschland beträgt fast 20 Prozent.“ Damit sei die Partei „mehr als doppelt so kriminell wie alle Flüchtlinge in diesem Land“. Springer warb dafür, ehrlich zu sein mit jungen Erwachsenen. Man müsse ihnen sagen: „Demokratie schützen ist notwendig, aber macht ihnen nicht vor, dass Demokratie toll ist, Demokratie ist nicht sexy, kommt nicht im knappen Minirock daher.“ Und weiter: „Sagt die Wahrheit: Demokratie ist zach. Sie dauert lang.“ Sie sei nicht befriedigend, aber das Beste, was es gebe. „Wir müssen es den Kindern vorleben, nicht morgen, sondern jetzt.“

Springer erinnerte zudem an einen „wunderbaren Mitkämpfer, da guade, oide Gustl Bayrhammer“, bekannt als Darsteller des Meister Eder. Bayrhammer tat 1992, als in Deutschland Asylbewerberheime brannten und Menschen dabei starben, privat kund: „Meine Angst, dass diese ganze braune Scheiße wiederkommt, und zwar vorbereitet von jetzigen sogenannten Demokraten. Wehret den Anfängen.“

Beuting: „Einmaliges Bild“

Nicht nur Springer, auch Bürgermeister Rolf Beuting (ÖDP/Bürgerforum) zeigte sich begeistert angesichts der Menschenmenge. „Das ist ein einmaliges Bild, das hat es wahrscheinlich noch nicht gegeben.“ Beuting stufte dies als „tolles Zeichen“ ein. Der Rathauschef klagte über die „Dummheit, die sich derzeit in unserem Land breitmacht“. Diese bedrohe „unseren Wohlstand und unsere Freiheit“. Der Bürgermeister machte deutlich: „Wir stellen und schützend vor Mitbürger mit ausländischen Wurzeln, jüdische Mitbürger und vor all jene, deren vermeintliches Anderssein die Rechtsextremisten nicht ertragen.“ Beutings Fazit: „Handeln wir, bevor es zu spät ist.“

Auch der evangelische Pfarrer Andreas Fach ergriff das Wort. Er warnte: „Wenn wir uns als Demokratinnen und Demokraten streiten, dann ist das der Nährboden für Extremisten.“ Der Geistliche warb dafür, einander zuzuhören und kennenzulernen.

Jonathan Süßenbach (Fridays For Future) forderte ein AfD-Verbot. „Das verschafft uns Zeit für den zivilgesellschaftlichen antifaschistischen Kampf.“ Damit sei dann auch „Zeit für alle bürgerlichen Parteien, sich aus ihrem Politikversagen zu befreien“. Mduduzi Khumalo vom Plusxkollektiv aus München rief die Anwesenden auf, „Alle zusammen gegen den Faschismus“ beziehungsweise „Alle zusammen gegen den Rassimus“ zu skandieren, was viele Teilnehmer dann auch taten.

Thomas Wagner, der dem Interimsvorstand des Werdenfelser Bündnisses angehört, hatte zu Beginn deutlich gemacht, welche Folgen es hätte, würden „Remigrations“-Pläne Rechtsextremer umgesetzt. „Das würde Ausfälle in der gesamten Wirtschaft bedeuten.“

Irgendwelche besonderen Vorkommnisse gab es laut Murnaus Polizeichef Joachim Loy nicht. Die Veranstaltung sei „völlig störungsfrei“ abgelaufen.

Eine weitere Demo soll am Sonntag, 3. März, um 14 Uhr in Garmisch-Partenkirchen stattfinden.

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