Nach AfD-Erfolg in Brandenburg: Lehrerverbände fordern Konsequenzen an Schulen
Bei Jungwählern kommt die AfD in Brandenburg, aber auch in Thüringen und Sachsen gut an. Nun werden Forderungen nach besserer Medienbildung immer lauter.
Potsdam – Nach dem Wahlerfolg der AfD bei Jungwählern in Brandenburg fordern Lehrerverbände eine bessere Medienbildung an deutschen Schulen. „Soziale Medien können gerade zu Beginn einer Radikalisierung wie ein Katalysator wirken“, sagte der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). So gerieten junge Leute „schnell in einen Sumpf aus gefährlicher Weltanschauung und Selbstbestätigung“. Die Medienbildung an Schulen, aber auch durch Eltern, sei hier gefragt, solche Mechanismen zu erklären und davor zu warnen, sich zu einseitig zu informieren.
Dazu mahnte Brand aber auch eine bessere Ausstattung der Schulen an. „Wenn aber in zehn Prozent der deutschen Schulen noch immer keine Klassensätze an digitalen Endgeräten vorhanden sind und der Digitalpakt 2.0 momentan noch in der Schwebe steckt, brauchen wir uns nicht wundern, wenn Schule das nicht leisten kann“, kritisierte der Verbandschef.
AfD-Erfolg auch in Brandenburg: Rechte finden über Medien Zugang zu Jugendlichen
„Soziale Medien begünstigen häufig Extreme“, sagte auch Susanne Lin-Klitzing, die Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands, dem RND. Es sei unerlässlich, dass Medienbildung an Schulen eine wichtige Rolle spiele und Schüler befähigt würden, Informationen kritisch zu hinterfragen. Dafür müssten die Lehrkräfte entsprechend geschult werden. Für Weiter- und Fortbildung stehe ihnen allerdings zu wenig Zeit und Geld zur Verfügung, klagte die Verbandschefin.
Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, beklagte eine „fehlende politischen Kommunikation auf Augenhöhe“ gerade in sozialen Medien. Nur der AfD gelinge es, Jugendliche in den Medien zu adressieren, sagte er dem RND. Krüger forderte einen „nachhaltigen Fokus auf die Interessen der jungen Generation in Deutschland sowie eine offensive Jugend- und Bildungspolitik“.
„Verunsicherung unter jungen Menschen“: AfD kann bei Wahlen profitieren
Die Vielzahl von Krisen und Problemen wie Kriege, Energieknappheit, Inflation oder Klimawandel, stimmten die Jugendlichen in ihrem Allgemeinbefinden ernster und besorgter denn je, konstatierte Krüger. Es herrscht zudem eine „beträchtliche Verunsicherung unter jungen Menschen durch die schwer einzuschätzende Migrationsdynamik und die dadurch angestoßene Zunahme von Rassismus und Diskriminierung“. Viele junge Menschen erlebten die aktuelle Politik „als sehr weit weg“, stellte der Leiter der Bundeszentrale fest.
Nach Angaben des Landeswahlleiters kam die AfD in Brandenburg auf 29,23 Prozent und landete damit hinter der SPD auf Platz zwei. Der Verfassungsschutz stuft den AfD-Landesverband als rechtsextremen Verdachtsfall ein. Auch bei Jungwählern kommt die Rechtsaußenpartei auf etwa 30 Prozent.
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Bei der Landtagswahl in Thüringen am 1. September wurde die AfD mit 32,8 Prozent stärkste Kraft, in Sachsen mit 30,6 Prozent zweiter hinter der CDU. (lrg/dpa)