Aus Neugier in Königsdorf gelandet: Dr. Marion Bauer ist neue Rektorin - ein Thema ist ihr besonders wichtig

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Neues Gesicht in der Schule: Dr. Marion Bauer ist in Königsdorf die neue Rektorin. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Dr. Marion Bauer ist neue Rektorin in Königsdorf. Im Interview verrät sie, warum es sie nach Königsdorf verschlagen hat, wofür sie an der Schule kämpfen will – und warum sie es wichtig findet, als Rektorin bayerisch zu können.

Königsdorf - Seit August hat die Grund- und Mittelschule in Königsdorf eine neue Chefin: Rektorin Dr. Marion Bauer ist die Nachfolgerin von Judith Rupp. Im Interview mit unserer Zeitung verrät die 50-jährige Niederbayerin, warum es sie ausgerechnet nach Königsdorf verschlagen hat, wofür sie an ihrer neuen Schule kämpfen möchte – und warum sie es so wichtig findet, als Rektorin bayerisch zu können.

Frau Dr. Bauer, Sie sind gebürtige Niederbayerin, arbeiteten zuletzt viele Jahre in München – wieso sind Sie jetzt ausgerechnet in Königsdorf gelandet?

Also grundsätzlich hat es mich in die Schulleitung verschlagen. Davor habe ich in München viele Jahre lang als Seminarleiterin gearbeitet und Lehrkräfte ausgebildet. Dadurch kam ich plötzlich mit dem Münchner Umland und seinen Vollschulen – also Grund- und Mittelschule in einem Haus – in Berührung. Mich hat das total interessiert. Solche Schulen entsprechen quasi dem alten Ideal des Volksschullehrers. Als die Stelle in Königsdorf ausgeschrieben wurde, dachte ich mir: Das probiere ich mal aus! Die Vorstellung, in einer richtigen Volksschule zu arbeiten, fand ich charmant. In solchen Einrichtungen herrscht eine ganz andere Atmosphäre.

Solche Schulen entsprechen quasi dem alten Ideal des Volksschullehrers.

Inwiefern?

Wahrscheinlich liegt es daran, dass Vollschulen vor allem auf dem Land existieren. Dort geht es bodenständiger und ruhiger zu – alles läuft ein Stück weit entspannter ab, als in der Stadt.

In der Königsdorfer Bürgerversammlung sagten Sie kürzlich: „Jetzt ist es wieder an der Zeit für eine Schule mit Kindern.“ Warum?

(lacht) Den ersten Impuls setzte tatsächlich meine Tochter Anna. Sie sagte mal zu mir, sie vermisst, wie ich von der Schule und den Kindern erzähle. Ich stellte fest, dass mir der Alltag mit den Schülern genauso fehlte. An sich arbeitete ich sehr gerne als Seminarleiterin. Aber irgendwann habe ich nur noch mit den angehenden Lehrkräften über Kinder gesprochen, die ich selber gar nicht kannte. Das wollte ich wieder ändern.

Eins kann ich immer nur wiederholen: Königsdorf liegt einfach wunderschön. Auch von den Leuten hier wurde ich sehr warmherzig und mit offenen Armen empfangen.

Das ist Ihnen nun ja geglückt. Wie waren denn Ihre ersten Eindrücke von Königsdorf, von der Schule und den Menschen?

Eins kann ich immer nur wiederholen: Königsdorf liegt einfach wunderschön. Von den Leuten hier wurde ich sehr warmherzig, mit offenen Armen empfangen. Und die Schule ist sehr gut ausgestattet. Man merkt: Es ist der Gemeinde wichtig, dass die Schule läuft.

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Wollen Sie trotzdem frischen Wind in die Grund- und Mittelschule bringen?

Wie heißt es so schön: Never change a running system. Bei Sachen, die gut laufen – wieso sollte ich daran etwas ändern? Allerdings habe ich bei der Gemeinde bereits beantragt, dass wir den Schulmanager – unser Kommunikations- und Verwaltungstool – ausbauen. Ansonsten finde ich, muss man als Führungsperson nicht sofort alles auf den Kopf stellen. Dafür gibt es aber noch ein anderes Schulthema, welches mir sehr am Herzen liegt.

Und das wäre?

Was mir wirklich ein Anliegen ist – und ich glaube, in Königsdorf stößt man da auf offene Ohren: die Bedeutung der Mittelschule. Ich bin wirklich eine überzeugte Mittelschullehrerin. Doch in unserem Alltag erleben wir zum Teil die Situation, dass es zwar viele Architekten gibt, die Häuser planen – aber niemanden mehr, der sie baut. Da läuft doch irgendetwas gewaltig schief. Ich finde, dass Mittelschüler genauso wertvoll für die Gesellschaft sind wie ein Abiturient oder Studienabgänger. Deshalb möchte ich dafür kämpfen, dass die Mittelschule wieder mehr an Ansehen gewinnt.

Ich finde, dass Mittelschüler genauso wertvoll für die Gesellschaft sind wie ein Abiturient oder Studienabgänger.

Was war denn bisher Ihr schönster Königsdorf-Moment?

Gute Frage. Ich glaube, die Einschulung. In der Aula herrschte ein Tohuwabohu, ein Mädchen wusste nicht so genau wohin. Ich sagte zu ihm: „Komm, ich bring‘ dich nach vorne.“ Mit welchem Vertrauen die Schülerin daraufhin meine Hand schnappte, da dachte ich mir einfach nur: „Wow.“ Wobei, so gesehen war das nicht der schönste Königsdorf-Moment, in meine Biografie geht der vermutlich als einer der tollsten Lehrermomente überhaupt ein. Den schönsten Königsdorf-Moment erlebte ich erst vor ein paar Tagen.

Ich bin gespannt...

An der Schule gab es einen Probe-Feueralarm. Zusammen mit den Kindern und meinen Kolleginnen und Kollegen liefen wir den Weg zum roten Platz hinunter. In diesem Augenblick hatte ich alle Schüler und Lehrkräfte um mich herum, dazu hinter mir das herrliche Alpenpanorama. Da ging mir durch den Kopf: Du hast alles richtig gemacht! (lacht)

Abschlussfrage: Verstehen Sie als Niederbayerin überhaupt die Königsdorfer?

(lacht) Sagen wir so: Ich bin sehr froh, dass ich des Bayerischen mächtig bin. Niederbayerisch und Königsdorferisch unterscheiden sich tatsächlich gar nicht so sehr. (grinst) Außerdem lassen sich Emotionen im Bayerischen oft besser vermitteln als im Hochdeutschen. Gerade bei den großen Lackeln in der achten oder neunten Klasse. Wenn man da einen bayerischen Spruch raushaut, funktioniert das oft besser, als wenn ich lang auf Hochdeutsch erkläre. (lacht) kof

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