Statistik-Student zählt Verspätungen der Münchner S-Bahn: 27 Stunden Wartezeit in einem Jahr
Felix Schweikl, ein Statistik-Student, hat im Jahr 2023 insgesamt 27 Stunden auf verspätete Züge gewartet. Er hat sogar eine 35-seitige Präsentation mit Fahrlisten und Diagrammen erstellt.
München – Die S-Bahn hat Felix Schweikl (24) mehr als einen Tag gestohlen. Genau gesagt: 27 Stunden und 38 Minuten. So lange wartete der Student im Jahr 2023 auf verspätete Züge. Schweikl weiß es genau: Er hat es gezählt, und das kann er gut. Gerade macht er an der LMU seinen Master in Statistik.
Seit sechs Jahren fährt er mit der S2 von St. Koloman im Landkreis Erding zum Marienplatz. 2019 fing Schweikl an, Verspätungen zu notieren. „Ich stand mal wieder am Bahnsteig und wartete auf die S-Bahn, die nicht kam.“
S-Bahn-Verspätung: Im November ist‘s besonders schlimm
2023 war bisher das schlimmste Jahr, sagt Schweikl. An 205 Tagen fuhr er 419 Mal mit der S-Bahn. „Davon waren 142 Fahrten mit Verspätung, was einem Anteil von 33,9 Prozent unpünktlicher Fahrten entspricht“, sagt er. Unpünktlich bedeutet bei ihm: mehr als vier Minuten Abweichung vom Fahrplan. Für die Deutsche Bahn ist ein Zug erst ab sechs Minuten Abweichung verspätet.

Da Schweikl auch Fahrten seiner Schwester, seiner Mutter und eines Kumpels statistisch erfasste, weiß er: Alle vier hatten 2023 ganze 86 Stunden und 50 Minuten Verspätung.
Der Statistik-Profi hat eine 35 Seiten lange Präsentation erstellt, mit Fahrlisten und Diagrammen. Da steht drin, dass die meisten S-Bahnen von Oktober bis Dezember verspätet waren – mehr als 40 Prozent, im November gar 58,5 Prozent der Züge! Im August lief es am besten (weniger als 20 Prozent verspätete Bahnen). Der schlimmste Wochentag ist statistisch gesehen der Donnerstag (43,2 Prozent verspätete Züge), der beste Sonntag mit 13 Prozent.
S-Bahn München: An diesen Zeiten gibt es die meisten Kontrollen
Auch Totalausfälle zählte Schweikl: Im April und Juli fielen mit 13 und 12 Prozent die meisten Bahnen aus, die meisten ab 23 Uhr. Sogar Ticket-Kontrollen hat er vermerkt: Im Januar, April und Juni gab‘s die meisten. Vor allem mittwochs, von 9 bis 12 Uhr. Vor 6.30 Uhr wurde nie kontrolliert. Vielleicht aber auch, weil er da kaum Richtung München fuhr.
Meine news
(Unser München-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus der Isar-Metropole. Melden Sie sich hier an.)
Insgesamt war die S2 auf Schweikls Abschnitt nur zu 80 Prozent pünktlich. Die Bayerische Eisenbahngesellschaft gibt einen Wert von 87,7 Prozent an (s. Grafik). Wie erklärt er den Unterschied? „Das kommt daher, dass die Bahn Zugausfälle nicht als Verspätung zählt“, sagt Schweikl. Er schon, weil: Als Fahrgast kam er erst recht zu spät.

So oder so: Die S2 Ost ist laut Bahn die unpünktlichste im ganzen Netz. Gründe laut Bahn: schlechte Infrastruktur, äußere Einflüsse wie Personen im Gleis und Fahrzeugstörungen. Dazu Extra-Probleme, weil Regionalzüge die Gleise nutzen – und es viele eingleisige Abschnitte gibt, an denen die S-Bahn öfters warten muss.
Für 2024 schaut‘s übrigens nicht besser aus, sagt Schweikl:. „Wenn es so weitergeht, wird es zu einem weiteren Rekord kommen.“