Ministranten aus dem Landkreis Erding: Mit dem Papst auf Tuchfühlung

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Ein Selfie mit Franziskus schoss Florian Fürmetz aus Taufkirchen. Er war zu groß, um im Papamobil mitzufahren. © Privat

Ein unvergessliches Erlebnis hatten Ministranten aus dem Landkreis Erding in Rom: Sie erlebten Papst Franziskus in Rom hautnah, schossen Selfies und fuhren mit im Papamobil. „Er hatte wirklich ein breites Lächeln“, berichtet Julia Fürmetz aus Taufkirchen.

Landkreis Erding/Rom - Sie konnten ihr Glück gar nicht fassen: Julia Fürmetz aus Taufkirchen, Leander Maier aus Unterhofkirchen und Christoph Helmecke aus Berglern durften mit Papst Franziskus im Papamobil mitfahren (wir berichteten). „Die Kinder waren so aufgeregt und nachher fix und fertig“, erzählt Taufkirchens Pfarradministrator Pater Paul, selbst zu Tränen gerührt. Er hatte ihnen die Karten organisiert. Damit waren die drei Jugendlichen die einzigen des Erzbistums München/Freising, die diesen unvergesslichen Moment erleben durften.

Tränen der Rührung in den Augen

„Der Papst begrüßte uns mit einem Hallo. Er hat uns die Hände geschüttelt und gefragt, wo wir herkommen und wie wir heißen“, berichten Julia und Leander. Die beiden Ministranten übergaben Franziskus eines ihrer hellblauen Wallfahrt-T-Shirts, das er gerne angenommen habe. Dann verabschiedete sich der oberste Kirchenmann. Leander aus Großköchlham nutzte die Gelegenheit noch für ein Selfie. Danach nahm Kardinal Jean-Claude Hollerich Julia in den Arm, die Tränen in den Augen hatte.

Eine tröstende Umarmung von Kardinal Jean-Claude Hollerich gab es für die aufgewühlte Julia Fürmetz aus Taufkirchen.
Eine tröstende Umarmung von Kardinal Jean-Claude Hollerich gab es für die aufgewühlte Julia Fürmetz aus Taufkirchen. © Privat

Gerührt war Pater Paul auch, weil eigentlich der Taufkirchener Ministrant Florian Fürmetz (15) im Papamobil mitfahren sollte. Aber der Jugendliche war zu groß, darum wurde ihm kurzfristig abgesagt. Er verzichtete aber gern seiner 13-jährigen Schwester zuliebe auf die Mitfahrt und gab sich mit einem Selfie mit dem Papst zufrieden. „In solchen Momenten sieht man, wie die Kinder reagieren, dass einer für den anderen da ist. Das ist für mich die Bestätigung, dass sich all die Mühen mehr als gelohnt haben“, erklärt der Pfarradministrator.

Nach dem Gottesdienst durfte Julia noch mit einigen anderen Ministranten zur Bischofskonferenz gehen und über ihr Erlebnis berichten, weil die ganze Welt sich jetzt für sie und ihren Bruder Florian interessierte. Ob Vatikan-News, Antenne Bayern oder der Münchner Merkur – alle wollten über sie berichten. Dort wurde sie gefragt, wie schnell das Papamobil fährt und ob die Haare im Fahrtwind flattern.

Julia erzählte, dass ihre Hände vor der Fahrt gezittert hätten und sie sehr glücklich gewesen sei. „Er hatte wirklich ein breites Lächeln im Gesicht und hat gestrahlt“, beschrieb sie den Papst.

„Das Selfie war das Beste“

„Das Papamobil ist ja ned so schnell. Wir sind Schrittgeschwindigkeit gefahren. Gefühlt waren es nur drei Minuten, obwohl wir wahrscheinlich eine halbe Stunde herumgefahren sind. Das Händeschütteln und das Selfie zum Schluss waren das Beste“, antwortete die Taufkirchenerin.

Ein Papst zum Anfassen: Ganz nahe kamen die Ministranten aus Taufkirchen und Berglern dem Kirchenoberhaupt.
Ein Papst zum Anfassen: Ganz nahe kamen die Ministranten aus Taufkirchen und Berglern dem Kirchenoberhaupt. © Privat

Der 14-jährige Leander hatte unserer Zeitung vor der Abfahrt in Moosen erzählt, dass er den Papst noch nie live gesehen hatte und er eigentlich vor der Reise noch ein bisschen Italienisch lernen wollte. „Das hat nicht mehr geklappt“ – sonst hätte er sich mit dem Papst unterhalten können.

Auch die anderen Ministranten aus dem Pfarrverband Taufkirchen und Berglern sahen Franziskus hautnah, als ihn seine Mitarbeiter im Rollstuhl direkt an ihnen vorbeischoben und er ihnen freundlich zulächelte und eine Hand ausstreckte. Pater Paul war beseelt und überglücklich von diesen Ereignissen am vergangenen Dienstag.

Verkabelt im Schlussgottesdienst

An den darauffolgenden Tagen war Entspannen für die 22 Jugendlichen ab 13 Jahren und ihre elf erwachsenen Begleiter angesagt. Die Gruppe fuhr nach Ostia zum Baden und Eis-Essen, ging Shoppen und Postkarten kaufen, um den Familien, Freunden und Sponsoren zu schreiben. Der einzige offizielle Termin am Freitag war noch der Abschluss-Gottesdienst mit Kardinal Marx für alle in der Paulus-Basilika.

Gelassen konnte Pater Paul am Freitag ins Bett gehen und durchschlafen. Vor der Abfahrt nach Rom war das Gegenteil der Fall gewesen. Er hatte sich Sorgen gemacht, ob alles klappen würde, erzählte er rückblickend im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch danach war noch einiges zu erledigen.

Bei der Abfahrt in Moosen hatte auch ein Fernsehteam der BR-Rundschau vorbeigeschaut, um Pater Paul und einige der Minis zu interviewen. In Sachen Fernsehaufnahmen sind die Taufkirchener Jugendlichen in den vergangenen Tagen schon kleine Profis geworden. Denn ein Team von TV Bayern live drehte eine Reportage über die gesamte Reise. Dafür wurde Julia sogar für den Gottesdienst verkabelt, wo die 13-Jährige die Fürbitten vortragen durfte.

6000 Euro Zuschuss

Pater Paul hatte sich im Vorfeld noch sehr viel mehr engagiert: Er hatte sich bis Juli noch als Taxi-Pfarrer (wir berichteten) eingebracht, um Geld zu verdienen, damit es sich auch alle Familien leisten konnten, ihre Kinder auf die Fahrt nach Rom mitzuschicken. In den sieben Monaten seines ganz besonderen Außeneinsatzes hat er als Mini-Jobber 3584 Euro verdient. Taxi-Unternehmer Manfred Lechner legte am Ende noch eine Spende von 538 Euro obendrauf. Und beim Taxifahren selbst hatte der Seelsorger ein Spendenschwein aufgestellt, in das seine Fahrgäste insgesamt rund 650 Euro hineinwarfen. Hinzu kamen weitere 2300 Spenden, nicht zuletzt wegen des Aufrufs in unserer Zeitung, erzählte der Geistliche dankbar. „Somit kamen die gewünschten 6000 Euro zusammen, damit die Kinder so wenig wie möglich zahlen mussten“, sagte er strahlend. „Ohne den Taxiunternehmer Manfred Lechner wäre das nicht möglich gewesen“, betonte er und dankte auch Heike Aul, die die Idee zu der Aktion hatte. Das Taxifahren empfand Pater Paul als „sehr schöne Zeit. Ich habe hauptsächlich Krankentransporte gemacht und ganz viele Leute kennengelernt, die mich in verschiedenen Stationen ihres Lebens begleitet haben, die trotz ihres Schicksals voller Hoffnung waren“. Mit vielen sei er ins Gespräch gekommen. Manche hätten ihn auch gleich als Taxi-Fahrer erkannt. „Einem habe ich sogar die Beichte abgenommen.“ Schließlich ist er rund um die Uhr im Einsatz, wenn es nötig ist.

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