Erste Straßensanierung seit vielen Jahren
Die Stadt Starnberg will erstmals seit Jahren eine Straße sanieren lassen. Finanziellen Spielraum dafür hat sie sich durch die Sparbeschlüsse der vergangenen Sitzungen erarbeitet. Ob es tatsächlich dazu kommt, steht aber noch unter Vorbehalt.
Starnberg – Die Josef-Fischhaber-Straße in Starnberg soll die erste Straße seit Jahren werden, die die Stadt sanieren lässt. Dafür hat sich der Bauausschuss des Stadtrats in seiner Sitzung am Donnerstagabend einstimmig ausgesprochen. Planung und Ausführung sollen nach Möglichkeit noch in diesem Jahr erfolgen, gegebenenfalls aber auf zwei Bauabschnitte aufgeteilt werden. Eine erste grobe Schätzung des Rathauses geht von brutto 1,4 Millionen Euro Kosten für 4536 Quadratmeter Straßenraum aus.
Auf den ersten Blick mag sich der eine oder andere Starnberger verwundert die Augen reiben: In zwei aufeinanderfolgenden Sitzungen hatte der Stadtrat zuletzt Beiträge erhöht, Steuern angehoben und Zuschüsse gekürzt, um seinen Haushalt für das laufende Jahr in den Griff zu bekommen und erste Schritte hin zu einer strukturellen Verbesserung der Finanzen zu gehen. Und dann soll ausgerechnet eine Straße saniert werden?
Dr. Franz Sengl (Grüne) formulierte am Donnerstag genau dieses vermeintliche Unbehagen. „Wir haben relativ harte Einschnitte gemacht. Jetzt viel Geld für eine Schlagloch-Ausbesserung in die Hand zu nehmen, macht da vielleicht einen falschen Eindruck“, sagte er. Bürgermeister Patrick Janik sah es genau anders. „Wir haben ekelhafte Sachen gemacht, um Spielraum zu haben“, erklärte er. Umso wichtiger sei es nun, dass die Bürger auch sehen würden, dass etwas gemacht werde. „Wir haben einen Riesen-Sanierungsstau“, betonte Janik.
118 Millionen Euro in zehn Jahren nötig
Der ist sogar beziffert – auf gigantische 118 Millionen Euro hatte eine Fachfirma vor ziemlich genau drei Jahren den Sanierungsbedarf geschätzt, der allein dafür erforderlich ist, das Starnberger Straßennetz innerhalb von zehn Jahren auf Vordermann zu bringen. Zuvor war die Firma Eagle Eye das gesamte Straßennetz abgefahren und hatte den Zustand dokumentiert. Sanierungsarbeiten hat es seitdem jedoch keine gegeben, weil der Stadt das Geld dafür fehlte.
Nun legte die Verwaltung eine Liste mit 26 Straßen vor, die auf den Erkenntnissen von damals basierte. Vier davon – Klenzestraße, Bozener Straße, Fuchsgraben und Erlenweg – fielen in die Schadenskategorie acht, die schlechteste Klasse überhaupt. Diese ist definiert mit „Schwellenwert überschritten, sehr schlechter Zustand, Maßnahmen überfällig“, wie Bauamtsleiterin Regina Lechner erklärte.
22 weitere gehörten der Zustandsklasse sieben an, was „Warnwert überschritten, schlechter Zustand, Maßnahmen dringend planen“ bedeutet: Luitpoldstraße, Andechser Straße zwischen Hausnummern 45 bis 51, Ludwigstraße, Altostraße bei den Hausnummern 13 und 15, St.-Michael-Straße außerorts Richtung Taubenhüll, Wangener Straße zwischen Hausnummern 14 und 45, Mühlbergstraße, Otto-Gaßner-Straße, Alpspitzstraße, Pöckinger Straße, Waldspielplatz, Riedener Weg, Fichtenweg, Heimatshauser Straße, Josef-Fischhaber-Straße, Lindenweg, Ludwig-Thoma-Weg, Max-Emanuel-Straße und Wildmoosstraße sowie die Gehwege von Enzianstraße und Großglocknerstraße. Die Reihenfolge war angelehnt an die Art der Straße und deren städtebauliche Bedeutung, also ob sie zum Beispiel dem ÖPNV dient, ein Schulweg ist oder zu Einrichtungen wie Sportstätten oder Friedhöfen führt.
Anliegerstraßen fliegen von der Liste
Die Anliegerstraßen waren relativ schnell aus dem Rennen. „Ich bitte darum, aus der Bozener Straße keine Rennstrecke zu machen, sondern nur die kleinen Löcher zu stopfen“, sagte Rudolf Zirngibl (CSU), der dort wohnt und damit das aussprach, was wohl viele Anwohner denken: je schlechter der Zustand, desto langsamer die Verkehrsteilnehmer.
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Bei der Andechser Straße spreche die nach wie vor ungeklärte Übernahmeregelung mit dem Staatlichen Bauamt dagegen, erklärte Patrick Janik. Die Alpspitzstraße sei zwar eine Kandidatin, erklärte er. Dort muss aber offenbar der Abwasserverband ins Boot geholt werden, der kaum freie Kapazitäten hat. „Der Waldspielplatz hätte es zwar dringend verdient, aber erst nach dem Geschosswohnungsbau am Wiesengrund“, so Janik.
So fiel die Wahl auf die Josef-Fischhaber-Straße, wofür nach Ansicht Janiks deren Zustand und Verkehrsbedeutung sprach. Dr. Thorsten Schüler (UWG) schlug zwei Bauphasen vor, weil der Zustand in Richtung Hanfelder Straße schlechter sei als der in Richtung Söckinger Straße. Janik brachte daraufhin ins Spiel, die Sanierung gegebenenfalls auf die Jahre 2024 und 2025 zu strecken. Ob es tatsächlich dazu kommt, entscheiden der Haupt- und Finanzausschuss und der Stadtrat im Zuge der weiteren Haushaltsberatungen.