Müller fühlt sich von knallhartem Tuchel herausgefordert
Thomas Müller ist nicht länger der unverzichtbare Stammspieler beim FC Bayern. Seiner neuen Rolle kann er allerdings auch Gutes abgewinnen.
München – Thomas Müller als Bankdrücker: Eine Rolle, die noch immer ungewohnt scheint angesichts seiner Bedeutung für den FC Bayern. Allerdings auch ein Zustand, mit dem sich der 34-Jährige unter Thomas Tuchel abfinden muss.
Müller findet sich mit Bankplatz ab: „Sind an der absoluten Spitze der fußballerischen Nahrungskette“
Die Zeit, in der ein Trainer selbstsicher verkündete: „Müller spielt immer!“, scheint wohl endgültig vorbei zu sein. Allerdings sind seit der Amtszeit von Louis van Gaal als Bayern-Trainer auch einige Jahre vergangen ‒ genauer gesagt mehr als zwölf. Müller bekleidete in dieser Zeit immer wieder unterschiedliche Rollen: Vom degradierten „Notnagel“ unter Niko Kovac zurück zum Stammspieler unter Hansi Flick und Julian Nagelsmann bis hin zur Teilzeitarbeitskraft unter Tuchel.
Müller selbst scheint sich mit seiner „neuen“ Rolle arrangiert zu haben. „Wir sind hier beim FC Bayern an der absoluten Spitze der fußballerischen Nahrungskette. Da ist kein Platz für ’dem geht es jetzt mit der Entscheidung des Trainers nicht so gut‘“, erklärt der Nationalspieler gegenüber der Sport Bild.
Müller findet neue Rolle reizvoll und springt Tuchel mit überraschender Aussage zur Seite
Mehr noch: Müller kann sogar einen gewissen Reiz in seiner Situation erkennen. „Ich muss ehrlich sagen, manchmal geht es mir im heutigen Fußball zu weich zu. Das Knallharte hat auch seinen Reiz! Es muss ja nicht unmenschlich zugehen. Aber Trainer dürfen im Umgang mit ihren Spielern schon eine gewisse Härte an den Tag legen. Das musst du als Profi schon aushalten können, sonst kommst du als Spieler nicht weiter.“
Seiner neuen Rolle kann er auch Gutes abgewinnen: „Ich gebe zu, dass sportliche Situationen, bei denen man ein bisschen das Gefühl hat, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, sogar besonders reizvoll für mich sind. Wenn es auch mentale Widerstände zu überwinden gilt“, so Müller bei der Sport Bild.

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Tuchel über Bankdrücker Müller: „Es ist auch schmerzhaft und hart für mich“
Der 34-Jährige hat es beim deutschen Rekordmeister und in der Nationalmannschaft weit gebracht: Zwölf Meisterschaften, zwei Titel in der Champions League, sechs Pokal-Erfolge und der WM-Triumph sprechen für sich. Nun scheint Müller ganz allmählich in die letzte Kurve seiner Karriere einzubiegen. „Es ist auch schmerzhaft und hart für mich“, gab Tuchel erst kürzlich gegenüber dem US-TV-Sender ESPN auf die Frage zur geringer werdenden Spielzeit Müllers zu.
„Es ist sehr schwer, ihm Woche für Woche zu sagen, dass er nicht starten wird. Er hat nicht mehr den Körper und die Geschwindigkeit eines jungen Spielers“, sagte Tuchel, „aber er trainiert mit der Einstellung eines jungen Spielers.“
Müller zuletzt wieder häufiger in der Startelf
In der aktuellen Spielzeit kommt Müller wettbewerbsübergreifend auf gerade mal 20 Einsätze – darunter nur neun Mal von Beginn an (zwei Tore, sieben Vorlagen). Aufgrund der geringen Spielminuten ging der eine oder andere Experte bereits von einem Abschied beim FC Bayern aus. Kurz vor Weihnachten verkündeten die Münchner dann, dass Müller seinen Vertrag verlängert habe.
Und in den beiden Partien vor der Winterpause stand der Routinier in der Startelf und auch im ersten Spiel des neuen Jahres durfte er von Anfang an ran. „Ich will an die beiden Spiele vor Weihnachten anknüpfen, und dann schauen wir mal. Aber Fakt ist auch: Egal, wie der Trainer Spiel für Spiel entscheidet, beim FC Bayern wird von außen sowieso jede Kleinigkeit hinterfragt“, zeigt sich Müller im Sport-Bild-Interview motiviert.
Müller über Konkurrenzsituation bei den Bayern: „Der Druck ist natürlich schon da“
Der Konkurrenzkampf bei den Bayern, gerade in der Offensive mit Spielern wie Harry Kane, Jamal Musiala oder Leroy Sane, ist groß, das sieht auch Müller realistisch. „Der Druck ist natürlich schon da. Wir haben tolle Offensivspieler beim FC Bayern, die Konkurrenz ist groß. Aber ich denke, dass ich auch diese Saison gezeigt habe, dass ich weiterhin entscheidende Akzente setzen und auch in Sachen Spielertyp eine andere Note in unsere vordere Reihe einbringen kann.“ Eventuell bereits wieder am Sonntag gegen Bremen von Beginn an. (kus)