Der FC Bayern-Kosmos wartet sehnsüchtig auf die Rückkehr seiner Spieler-Legenden
Das Thema Identifikation ist beim FC Bayern nach dem Abgang von Thomas Müller größer geworden. Ein emotionaler Push wird benötigt. Michels Meinung.
München – Der Kern von vielen Diskussionen rund um den FC Bayern dreht sich darum, dass viele Fans sich nach Identifikation und Emotion sehnen. Wer ersetzt die leichtfertig verjagte Ikone Thomas Müller und wo sind die Talente aus der Region? Das sind nur zwei von vielen diskutierten Themen rund um den deutschen Rekordmeister.
Auf dem Spielermarkt hat der FC Bayern zumindest die Option, zahlreiche bayerische Spieler oder Talente von einst relativ günstig für die Kaderplätze 13 bis 17 zurückzuholen, was er aber nicht realisiert. Aber nicht nur auf Spielerebene wird nach Identifikation gesucht.
Lahm berät den VfB Stuttgart
Es geht um zahlreiche Legenden, die zum FC Bayern auf Funktionärsebene zurückkehren könnten. Einige von ihnen deuten sogar die Bereitschaft dazu an oder lassen es subtil an ihren Handlungen erkennen. Philipp Lahm ist zum Beispiel Berater des Vorstands beim VfB Stuttgart. Jedem dürfte aber klar sein, dass Lahm gerne für einen anderen Verein arbeiten würde, wenn die Voraussetzungen stimmen.
So lautet Michels Meinung: Genau vier Legenden des FC Bayern müssen so schnell wie möglich in den Klub zurückkehren, um eine größere Emotion und höhere Identifikation mit dem Verein herzustellen. Die Legenden im Überblick:
Franck Ribéry: Der Flügelstürmer begeisterte die Fans des FC Bayern zwischen 2007 und 2019 mit seinen Dribblings auf dem Flügel, seinen legendären Toren und seinem erfrischenden Humor. Der Franzose wohnt in der Nähe von München, sein Sohn Seif spielt in der Jugend des deutschen Rekordmeisters.
Ribéry strebt eine Trainer-Karriere an, derzeit würde er sich laut eigener Aussage mit einer Stelle als Jugendtrainer oder Co-Trainer bei einer guten Profi-Mannschaft zufrieden geben, da er noch verschiedene Ausbildungen durchläuft. Die Lage ist klar: Ribéry gehört an den FC Bayern-Campus und dann als Co-Trainer zu den Profis befördert. Der emotionale Schub für den Verein wäre enorm.
Bastian Schweinsteiger: Elfmeter im „Finale Dahoam“ 2012 verschossen, dann aber Triple-Sieger 2013 und Weltmeister 2014 geworden: Der Mittelfeld-Stratege, der ab 1998 in der Jugend des FC Bayern spielte und von 2002 bis 2015 für die Profi-Mannschaft auflief, war ein absoluter Liebling der Bayern-Fans.
Vor zwei Tagen sagte Schweinsteiger sinngemäß, dass er derzeit mit seinen Nebentätigkeiten (TV-Experte, Präsident Deutschland der Kings League) sehr zufrieden sei, aber künftig könne sich eine Rückkehr in den Fußball durchaus ergeben. In seinem Fokus sind vor allem der FC Bayern und die deutsche Nationalmannschaft. Schweinsteiger zum Beispiel als Sport-Direktor in München mit engem Kontakt zu den Profis dürfte sicherlich dem Bayern-Umfeld einen Push geben. Die Frage ist: Wann könnte dies geschehen?
Philipp Lahm: Der gebürtige Münchner weist eine perfekte Vita auf. Philipp Lahm durchlief die Jugend des FC Bayern, war ab 2002 bei den Profis und stieg zum Kapitän der Münchner und der deutschen Nationalmannschaft auf. Er blieb skandalfrei und griff dennoch in entscheidenden Situationen beherzt ein.
Unter anderem sprach er Trainer Louis van Gaal sein Vertrauen aus, als alle den Niederländer schon nach wenigen Wochen aus München verjagen wollten. Und Lahm sägte Kapitän Michael Ballack in der deutschen Nationalmannschaft ab, ohne dass ihm jemand böse war. Eine Meisterleistung!
Lahm war bereits rund um das Jahr 2018 als Funktionär beim FC Bayern im Gespräch. Gerüchten zufolge war ihm aber noch die Machtfülle der Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß zu groß, um frei im Job agieren zu können.
Nun berät Philipp Lahm den VfB Stuttgart, dem er als Leihspieler zwischen 2003 und 2005 sportlich viel zu verdanken hat. Allerdings: Das Fußball-Herz von Lahm gehört dem FC Bayern. Doch greift Lahm immer nach den größtmöglichen Zielen. Unter dem Posten als Sport-Vorstand würde er es wahrscheinlich beim Rekordmeister nicht machen. Präsident Herbert Hainer hat jedenfalls Lahm bereits ein Zeichen für eine mögliche Rückkehr gegeben.
Michels Meinung – ungefiltert, ehrlich und fundiert
Daniel Michel ist einer der erfahrensten Fußball-Journalisten Deutschlands. In „Michels Meinung“ schildert er seine Eindrücke und Erfahrungen, die sich aus über 40 Jahren Leidenschaft für den Fußball speisen.
Michel hatte zwar bereits in der F-Jugend seine Mario-Gomez-Momente, wenn er aus drei Metern das leere Tor nicht traf. Dafür gewann er schon damals alle Fußball-Quiz-Spiele gegen Erwachsene und gilt heute als wandelndes Fußballlexikon.
Der geborene Münchner veröffentlichte in den vergangenen Jahren mehr als zehn Bücher, darunter den Bestseller „Unnützes Wissen über den FC Bayern“. Er war zudem an der Entwicklung einer großen Fußball-App im Newsbereich beteiligt, arbeitete für zahlreiche Sport-Online-Portale und einen Datenanbieter für Sportanalysen.
Als Schieds- und Linienrichter brachte er es auf über 1000 Spielleitungen und in der Fankurve seines Lieblingsklubs war er acht Jahre aktiv. International drückt er den „Crocos“ von Nîmes Olympique die Daumen.
Thomas Müller: Womöglich wartet Lahm auch darauf, bis er gemeinsam mit seinen Fußball-Freunden Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller in den Klub zurückkehren kann. Müller glaubte bis ins Frühjahr hinein noch, der FC Bayern wolle mit ihm den Vertrag um ein Jahr verlängern. Es kam anders.
Die Münchner verjagten ihre 35 Jahre alte Ikone nach 25 Jahren aus dem Verein. Die Wogen sind allerdings geglättet. Nun geht Müller noch für zwei Jahre in der MLS für die Vancouver Whitecaps auf Torejagd. Aber bereits jetzt soll Müller angedeutet worden sein, er könne später als Funktionär zum FC Bayern zurückkommen. Uli Hoeneß sagte unlängst, Müller würden für eine Rückkehr „alle Türen“ offenstehen.
Michels Meinungsfazit: Lahm als Sport-Vorstand, Müller als Vorstandssprecher (so nennt sich auch ein Vorstand bei Eintracht Frankfurt), Schweinsteiger als Sport-Direktor und Ribéry als Co-Trainer: Der FC Bayern hätte in Fußball-Europa eine neue Aura und würde seinen Wunsch nach einem familiären, emotionalen Klub wieder deutlich sichtbarer machen.