„Die Eigenheiten von Holz reizen mich“
Zur 20. Kunstwoche in Lenggries: Angelika Rauchenberger (24) besucht die Meisterschule für Holzbildhauer
Lenggries - „Jedes Holz hat seine Eigenheiten. Das reizt mich“, sagt Angelika Rauchenberger über ihre Kunst. Die 24-jährige Lenggrieserin absolvierte die Staatliche Berufsfachschule für Holzbildhauer in Oberammergau und besucht derzeit die Meisterschule für das Holzbildhauer-Handwerk in München. Im kommenden Jahr macht sie ihren Abschluss.
Angelika Rauchenberger hatte zuvor den Sozialen Zweig der Fachoberschule besucht. „Ich habe länger gesucht, was ich eigentlich machen will“, erzählt die 24-Jährige. „Dann habe ich entdeckt, dass was Künstlerisches in mir steckt. Denn ich zeichne sehr gern. Und ich habe festgestellt, dass ich gern mit Holz arbeite.“
Fachschule für Holzbildhauer war „genau mein Ding“
Doch eine Ausbildung zu beginnen, etwa als Schreinerin, sei ihr „zu wenig kreativ“ gewesen. Durch Zufall stieß sie im Internet auf die Schule in Oberammergau, bewarb sich und stellte fest: „Das ist genau mein Ding.“ Holz sei so ein vielfältiger Werkstoff, schwärmt die 24-Jährige. Auf der Fachschule lernte sie unter anderem, Modelle zu entwickeln und in Formen zu gießen, den Umgang vom Messer bis zur Kettensäge und natürlich intensives Zeichnen. „Auch Kunstgeschichte stand auf dem Lehrplan.“ Außerdem lernte sie Grundzüge der Stein- und Metallbearbeitung.
Infos zur Kunstwoche
Die Künstlervereinigung Lenggries veranstaltet in diesem Jahr zum 20. Mal die Kunstwoche – eine Ausstellung, die weit über die Grenzen des Tölzer Lands bekannt ist. Organisiert wird die große Schau, die heuer vom 6. bis 29. September wieder in der ehemaligen Kaserne stattfindet, von neun Künstlerinnen und Künstlern aus Lenggries und Umgebung. Der Tölzer Kurier stellt sie aus Anlass des Jubiläums in einem Porträt vor. Bereits erschienen: Günter Unbescheid, Sophie Frey und Jürgen Dreistein.
Nach der Schule arbeitete Rauchenberger ein Jahr freiberuflich und entschied sich dann, auf die Meisterschule in München zu gehen. Diese dauert zwei Jahre. „Hier wird alles noch mal intensiviert, man bekommt neuen Input und lernt verschiedene Arbeitsweisen kennen.“ Dazu gehörten zum Beispiel auch intensives Aktzeichnen sowie Modellieren. „Und man wird darauf vorbereitet, als freischaffender Künstler zu arbeiten“, sagt die Lenggrieserin. Das ist das, was sie auch am liebsten machen möchte – auch wenn sie weiß, dass der Weg schwer ist.
„Jedes Holz verhält sich anders“
Fragt man sie nach ihrem Lieblingsbaum oder -holz, muss Rauchenberger lächeln. Festlegen könne sie sich nicht, sagt sie: „Jedes Holz verhält sich anders, es gibt eine große Bandbreite an Härte und Farben.“ Ein weiches Stück Lindenholz sei „sehr angenehm“ zu bearbeiten, „aber ich mag auch gern Eiche.“ Sie gehe stets aufgeschlossen durch die Natur, betrachte Bäume und Pflanzen wertschätzend.
Ihre künstlerische Stilrichtung beschreibt sie als „wild romantisch“ und legt Wert auf zwei Wörter, die man getrennt voneinander betrachten solle. Wichtig sei ihr „die große Form“: „Es muss stimmig sein, ich gehe nicht so sehr ins Detail.“
Bei der Kunstwoche zum Thema „Dialog“ wird Angelika Rauchenberger unter anderem zwei Aktfiguren aus Lindenholz zeigen. Das Geschlecht lässt sie offen. „Die Sexualität spielt hier keine Rolle“, sagt sie. Die beiden Figuren blicken sich an, stehen in Dialog. Rauchenberger geht es dabei um die Reflexion, um die Konzentration und um die Offenheit – was mit der Akt-Darstellung symbolisiert wird. Außerdem hat sie ein vierfach vergrößertes Ohr gemacht. Die Kunst des Zuhörens sei entscheidend für einen Dialog, sagt die Künstlerin. Ein weiteres Werk bei der Kunstwoche ist eine große, grafische Arbeit auf einer Stele mit dem Titel „Zwischen den Worten“.
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Angelika Rauchenberger ist erst seit heuer Mitglied der Künstlervereinigung Lenggries. Vor zwei Jahren stellte sie noch als Gastkünstlerin aus. Mit 24 Jahren ist sie die Jüngste im Boot. „Der Verein darf nicht aussterben“, begründet sie ihre Motivation, sich zu engagieren. „Außerdem ist der Austausch mit Gleichgesinnten schön.“