Tölzer (73) besteigt 4000er-Gipfel in der Mongolei – ein Erlebnis bleibt ihm besonders in Erinnerung

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Schauen gespannt auf ihr Pulsoximeter zur Messung ihrer Sauerstoffsättigung im Blut: (v. li.) Batdorj Ochirbat, Alois Öttl und Tsogor. Ohne Akklimatisierung an den Sauerstoffmangel in der Höhe kann es für den Körper gefährlich werden. © Privat

Der 73-jährige Alois Öttl aus Bad Tölz hat sich auf eine besondere Reise begeben. Er bestieg den Tsambagarav, den dritthöchsten Berg der Mongolei.

Bad Tölz/Ulaanbaatar – Die Mongolei im Herzen Zentralasiens mit der Wüste Gobi und dem Altaigebirge ist ein Ziel für Individualisten. Dem Tölzer Alois Öttl hat es dieses öde und dünn besiedelte Land so sehr angetan, dass er nach 2023 heuer noch einmal dorthin gefahren ist. Vergangenes Jahr hatte der 73-Jährige den zweithöchsten Berg des Landes bestiegen, den 4231 Meter hohen Munkh Khairkhan. Ähnlich schwer auszusprechen ist auch der dritthöchste, der 4208 Meter hohe Tsambagarav, den er sich in diesem Sommer vorgenommen hat.

„Weg zum Paradies“: Berggipfel in der Mongolei ist mit Schnee bedeckt

Der Name des Berggipfels habe seinen Ursprung im Tibetischen, wo „Tsamba“ für Paradies und „Garav“ für Weg stehe, erklärt Öttl. Dieser „Weg zum Paradies“ sei für ihn eine zusätzliche Motivation gewesen, den Berg zu besteigen. Der Tsambagarav ist ein mit Schnee bedeckter Berggipfel und ragt frei stehend über der weiten Ebene.

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Nach Jahrzehnten der Drangsalierung durch die Sowjetunion, die in der Zerstörung aller Klöster gipfelte, findet die Mongolei laut Öttl „wieder zurück zu seinen Ursprüngen und zum Buddhismus, zu dem sich mittlerweile wieder zwei Drittel der Bevölkerung bekennen“. Es gebe aber auch eine kleine christliche Minderheit, die Papst Franziskus im vergangenen Jahr besucht hat.

Ein kultischer Steinhaufen (Owoo) mit Gebetsfahnen, wie man ihn überall an markanten Wegpunkten vorfindet. Nach buddhistischem Ritual muss man ihn dreimal im Uhrzeigersinn umrunden.
Ein kultischer Steinhaufen (Owoo): Nach buddhistischem Ritual muss man ihn dreimal im Uhrzeigersinn umrunden. © Privat

Aus seinen Erfahrungen im vergangenen Jahr hat Alois Öttl gelernt und seine Bergtour diesmal in Begleitung eines Einheimischen unternommen, der dem „Mongolian Alpine Club“ angehört. Die Organisation hat in dem riesigen Flächenstaat mit 3,5 Millionen Einwohnern gegenwärtig ganze 90 (!) Mitglieder. Der Tölzer und sein Begleiter hatten Glück.

Traumwetter und schier endlose Fernsicht auf dem Gipfel

Bei der Akklimatisierung, also der Anpassung an die geringe Sauerstoffmenge in der Höhe, herrschte noch Dauerregen. An diesem Tag stiegen die beiden zu einem Hochlager mit Zelt auf. Doch der Gipfeltag belohnte sie dann mit Traumwetter und schier endloser Fernsicht. Zuvor musste Öttl mit seinem Bergkameraden Batdorj Ochirbat reißende Bergbäche durchwaten und stundenlang über ermüdend endlose Schutthänge und ein Gipfeleisfeld aufsteigen.

Kalte Füße gab‘s für die Alpinisten beim Durchqueren eines reißenden Bergbaches.
Kalte Füße gab‘s für die Alpinisten beim Durchqueren eines reißenden Bergbaches. © Privat

Die Reise unternahm Alois Öttl wieder zusammen mit seiner Frau Petra, die jedoch auf den Gipfel verzichtete. Ihr Begleiter war der einheimische Kraftfahrer Tsogor. Der hatte länger beim Militär gedient, ehe er sich später mit einem Geländewagen selbständig machte. Heute chauffiert er seine Gäste aus dem Ausland zu den schönsten Plätzen seines Landes, darunter auch zum Kharkhiraa-Nationalpark. Als „grenzwertig“ bezeichnet Öttl dessen Fahrstil, der öfters für Nervenkitzel sorgte: „Beim Passieren reißender Wildbäche oder ausgesetzter Hangquerungen haben wir uns schon gut festgehalten oder auf die sichere Seite des Fahrzeugs hinübergelehnt.“ 

Wenn Gäste kommen, machen die Nomaden ein Zelt für sie frei und rücken selbst enger zusammen.

Die meisten Mongolen leben als Nomaden. Sie sind reine Selbstversorger, deren Lebensgrundlage ausschließlich ihre Viehherden bilden: Pferde, Kamele, Rinder, Yaks, Ziegen und Schafe. Extrem ist auch das Klima. In der Mitte des Kontinents sind die Sommer heiß und trocken. Im bitterkalten Winter erstarrt das Land unter Schnee und Eis. Für die Menschen und Tiere geht es dann buchstäblich ums Überleben.

Weil in dieser kargen Ödnis kein Mensch alleine überleben könnte, herrscht eine „überwältigende Gastfreundschaft“, betonen die Öttls. Öfters fanden sie Unterkunft in einem Ger, einer geräumigen, heimeligen Jurte, in der die Generationen zusammen leben. „Diese Rundzelte sind nie verschlossen. Wenn Gäste kommen, machen die Nomaden ein Zelt für sie frei und rücken selbst enger zusammen. Man schläft am Boden und heizt mit getrocknetem Dung. Andere Brennstoffe gibt es nicht“, erklärt Öttl. Wer in die Mongolei reist, der taucht dort in eine andersartige Welt ein. (Rainer Bannier)

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