„50 Garmischer vermummt aufmarschiert“: Ultras geraten aneinander – Tölzer Löwen arbeiten Vorfälle auf
Das Eishockey-Testspiel der Tölzer Löwen gegen den EC Bad Nauheim hat Folgen. Geschäftsführer Fabian Schlager zeigt sich im Interview entsetzt von den Vorfällen rund um das Spiel.
Bad Tölz – Einigen Trubel gab es am Dienstagabend rund um das Eishockey-Vorbereitungsspiel zwischen den Tölzer Löwen und dem EC Bad Nauheim. Laut Polizeibericht besprühten sieben bis acht dunkel gekleidete Männer die Faller Brücke mit der Aufschrift Nauheim und Garmisch – beide Clubs verbindet eine Fan-Freundschaft. Bereits vor dem Spiel kam es zu handgreiflichen Auseinandersetzungen. Nach dem Spiel eskortierte die Polizei die 40 „Ultras“ aus dem Gästeblock zu ihren Autos. Kurier-Mitarbeiter Patrick Staar sprach über die mit Löwen-Geschäftsführer Fabian Schlager über die Zwischenfälle.
Herr Schlager, haben Sie gesehen, wie es am Dienstag zu den Zwistigkeiten zwischen den Tölzer und Nauheimer Fans gekommen ist?
Da ging’s eigentlich nicht um Tölz und Nauheim, sondern um Garmisch. Da sind plötzlich 50 Garmischer vermummt aufmarschiert.
War Ihnen bewusst, dass es eine Fan-Freundschaft zwischen Garmisch und Nauheim gibt und dass es da Ärger geben könnte?
Wir haben gewusst, dass es da eine Freundschaft gibt. Aber dass da plötzlich 50 Vermummte bei uns dastehen – das haben wir nicht geahnt. Wild halt. Ich habe keine Ahnung, was sie dazu getrieben hat, so groß bei uns aufzumarschieren. Wir verurteilen das komplett. Diesen Leuten geht es nichts ums Eishockey. Das sind irgendwelche Depperten, die meinen, dass sie randalieren müssen. Das hat nichts bei einem Event verloren, bei dem auch Kinder und Familien da sind.
„Eine Katastrophe, das geht nicht“: Tölzer Löwen von Vorfällen rund um Testspiel entsetzt
Auch einige Tölzer sollen aus dem Stadion verwiesen worden sein...
Ich habe gehört, dass ein befreundeter Fanclub von Tölz mit den Garmischern Probleme gehabt haben soll. Die sind wohl vor dem Stadion gestanden, und da sind sie von den Garmischern angegangen worden. Dann sind wohl einige Tölzer gekommen, um ihnen zu helfen.
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Fans von einem befreundeten Fanclub und Garmischer kriegen sich beim Spiel Tölz gegen Nauheim in die Haare – klingt für Außenstehende etwas bizarr...
Das Problem für uns: Erstes Vorbereitungsspiel, du rechnest mit 600 Zuschauern, und dann kommen da die ganzen Vermummten daher. Eine Katastrophe, das geht nicht. Was man auch sagen muss: Unser Sicherheitsdienst hat super reagiert. Innerhalb von kürzester Zeit waren 25 Securitys da. Ich habe die Polizei angerufen. Die war auch sofort da. Dafür kann ich mich nur bedanken. Die Situation war stets unter Kontrolle, weil die Sicherheitsteams alle sehr schnell reagiert haben.
Meine news
Haben Sie schon mal Vergleichbares erlebt?
So etwas habe ich noch nie erlebt. In dieser Hooligan-Szene soll es normal sein, dass man gewaltbereit ist. Normalerweise treffen sie sich in irgendeinem Wald oder sonst wo, um irgendwas zu machen. Aber im Stadion war das noch nie ein Thema. Man muss sich nur mal das ausverkaufte Derby gegen Garmisch in der letzten Saison ansehen: Natürlich haben sich die Garmischer und Tölzer Fans mit Gesängen provoziert. Aber damit war es gut. Physische Gewalt geht nicht. Solche Leute werden wir nie mehr wieder ins Stadion reinlassen.
„Wir wollen keine Fans, die einfach nur da sind, um etwas kaputtzumachen
Sind Sie in Kontakt mit den Verantwortlichen des SC Riessersee?
Natürlich, solche Leute muss man identifizieren. Es gibt Bildmaterial der Polizei. Der Garmischer Manager hat mir zugesagt, dass er uns sofort hilft, wenn wir was brauchen. Er mag ja solche Leute genauso wenig im Stadion haben. Wir wollen Fans, die den Sport zelebrieren. Fans, die ihre Mannschaft unterstützen. Aber wir wollen keine Fans, die einfach nur da sind, um etwas kaputtzumachen.
Ändert sich durch die Zwischenfälle etwas für die zukünftige Planung?
Es hat sich wieder gezeigt, dass man aufpassen muss, welche Fan-Gruppierungen miteinander verbündet oder verfeindet sind. Wir verstehen uns mit Frankfurt sehr gut, und Garmisch versteht sich anscheinend mit Nauheim sehr gut. Das weiß man jetzt nach diesen Vorfällen rund um das Spiel. Was man bei der ganzen Geschichte leicht übersieht: Wir haben gegen Nauheim brutal gutes Eishockey gespielt. Im letzten Drittel haben wir sie überrannt, wir hätten das Spiel sogar gewinnen können. Wir haben gegen einen ambitionierten Zweitligisten sehr gut gespielt – das wäre doch eigentlich viel wichtiger.