Alarmierende Zahlen - Hoffnung auf Wetterwende: Die Mega-Dürre, die uns jetzt droht

Während die Sonne strahlt und vielerorts Frühlingsgefühle weckt, bahnt sich unter unseren Füßen eine beunruhigende Entwicklung an. Seit Februar hat es kaum geregnet, und die Trockenheit nimmt stetig zu. Besonders in Nord- und Westdeutschland leiden die Böden bereits jetzt, am Frühlingsanfang, unter „außergewöhnlicher Dürre“.

Laut dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung ist die Trockenheit im Oberboden – den obersten 30 Zentimetern der Erde – bereits extrem. In vielen Regionen hat der Boden bereits den sogenannten Welkepunkt erreicht: Ein Zustand, in dem Pflanzen kein Wasser mehr aufnehmen können. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, drohen nicht nur vertrocknete Felder, sondern auch gravierende Auswirkungen auf Wasserversorgung und Ökosysteme.

Der UFZ-Dürremonitor Ende März
Der UFZ-Dürremonitor Ende März UFZ

Besonders Landwirte und Wälder betroffen

„Seit fast zehn Jahren treten Trockenperioden immer häufiger und intensiver auf, wiederholt auch zu Beginn der landwirtschaftlichen Vegetationsperiode von März bis Mai“, erklärt Hydrologe Dietrich Borchardt vom Helmholtz-Institut für Umweltforschung gegenüber FOCUS online Earth. Die aktuelle Trockenheit sei besonders alarmierend, da sie trotz einer eigentlich feuchten Phase wieder deutlich zugenommen habe.

Neben der Landwirtschaft trifft die Trockenheit auch die Wälder: Der Deutsche Wetterdienst (DWD) stuft das Waldbrand-Risiko in vielen Regionen bereits als hoch ein. „Wenn es in den kommenden Wochen weiter trocken bleibt, verschärft sich die Situation massiv“, warnt Waldbrandschutzbeauftragter Raimund Engel im Nachrichtensender ntv.

Der Grund für die aktuelle Trockenheit ist ein hartnäckiges Hochdruckgebiet, das seit Wochen jeglichen Regen fernhält. Sorgen müsse man sich aber erst machen, wenn es auch in den nächsten Monaten so trocken bleibe. "Ein nasser April oder Mai könnte die Lage schnell wieder entspannen", so Borchardt.

Das Gute: Nach einem außergewöhnlich trockenen März gibt es Hoffnung auf eine Wetterwende. Die aktuellen Prognosen deuten darauf hin, dass April und Mai deutlich nasser ausfallen könnten. Sollte sich diese Vorhersage bewahrheiten, könnte der dringend benötigte Regen die Böden wieder durchfeuchten und eine extreme Sommerdürre abwenden, erklärt Jan Schenk, Meteorologe von „The Weather Channel“. („The Weather Channel“ ist Teil des Medienunternehmens BurdaForward, zu dem auch FOCUS online gehört.)

Welche Folgen drohen im Sommer?

Sollte der Regen allerdings ausbleiben, droht Deutschland im Sommer eine Extremdürre, warnen Schenk und Borchardt. Mit fatalen Folgen: 

  • Sinkende Grundwasserspiegel gefährden die Trinkwasserversorgung in einigen Regionen.
  • Einschränkungen für Haushalte wie Verbote für Rasenbewässerung oder Poolfüllungen könnten notwendig werden.
  • Niedrigwasser in Flüssen würde die Schifffahrt und Energieversorgung beeinträchtigen.
  • Die Wälder und Ökosysteme geraten weiter unter Stress, mit langfristigen Folgen für Flora und Fauna.

Was Deutschland jetzt schon gegen die Dürre tut

Die zunehmenden Dürreperioden sind kein zufälliges Wetterphänomen, sondern Teil eines größeren Trends: der Klimawandel. „Das Pendel schlägt immer extremer aus – mal erleben wir Starkregen und Hochwasser, mal extreme Trockenheit", sagt Hydrologe Borchardt. Die Häufung dieser Extreme sei in den letzten Jahren deutlich spürbar geworden.

Dagegen können die Kommunen allerdings Maßnahmen ergreifen, so Borchardt – etwa im Rahmen von Deutschlands Wasserstrategie. „Schon jetzt wurden einige wichtige Schritte unternommen, wie das Erschließen zusätzlicher Wasserquellen, um die Wasserversorgung auch in schwierigen Zeiten zu sichern“, sagt der Dürre-Experte. „Außerdem wurde dafür gesorgt, dass benachbarte Regionen ihre Wasserressourcen besser miteinander teilen können.“ 

Wie Deutschland die Wasser-Probleme lösen kann

Grundsätzlich müsse Deutschland aber auch langfristige Maßnahmen ergreifen, um den Wasserhaushalt zu stabilisieren, sagt Borchardt.

  • In der Landwirtschaft könnte die Einführung wassersparender Anbaumethoden wie Tröpfchenbewässerung den Wasserverbrauch deutlich senken.
  • Städte wiederum können durch Entsiegelung, Dachbegrünung und Schwammstadtkonzepte den Wasserrückhalt verbessern und Überschwemmungen vorbeugen.
  • Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Renaturierung von Feuchtgebieten, Mooren und Flüssen, die nicht nur Wasser speichern, sondern auch CO2. 

Aber hat es Überschwemmungen und Dürren nicht auch schon früher gegeben? Ja, sagt Borchardt, aber: „Früher war Deutschland durch einen ausgeglicheneren Wasserhaushalt geprägt, trotz der schon immer aufgetretenen Hochwässer oder Dürreperioden. Doch diese Häufung von extremen Wetterereignissen scheint eine neue Entwicklung zu sein.“

Eine Entwicklung, auf die Deutschland derzeit noch unzureichend vorbereitet zu sein scheint. Bei Borchardt, dem Fachmann, löst das Verwunderung aus: „Jedes Mal überrascht es uns aufs Neue."