Wagen 11 der Zugspitzbahn wird restauriert: Lackierung abgeschlossen, neue Hürden
Ein Wagen der ehemaligen Zahnradbahn zur Zugspitze wird in Schongau restauriert. Ein wenig verzögern sich die Arbeiten. Dafür kommen immer wieder neue Informationen zur Historie hinzu.
Die Kabine, die Max Diegruber und Dominik Albrecht seit Monaten im Industriegebiet Ost komplett restaurieren, hatte den Weg zur Lackiererei Nagl nach Schongau West angetreten. Wie berichtet, wurde die Kabine auf einem Tieflader dorthin gebracht. In der Lackiererei hat man der betagten Dame wieder richtig Farbe verpasst, ihr Aussehen quasi salonfähig aufgepeppt. Viele Stunden waren nötig, um ihr einen „Anstrich für die Ewigkeit“ zu verpassen. „So um die 150 Stunden haben wir bestimmt reingesteckt“, erklärt Lackierer Christian Blum. So einfach mal drüberpinseln ist nicht. Wenn schon, denn schon.
Blum wird genauer, nimmt sich für die Erklärung ein paar Minuten Zeit. „Erst mussten wir alle Unebenheiten verspachteln, dann abschleifen. Das braucht Zeit. Das Ding ist ja etwas größer als ein Kotflügel.“ In weiterer Folge haben die „Farbspritzspezialisten“ die Grundierung aufgetragen, danach Epoxidharz. Und immer wieder muss mit der Schleifmaschine gewerkelt werden. „Am Schluss haben wir noch alle Fugen abgedichtet, soll ja wind- und wettertauglich werden“, setzt Blum salopp nach.
Kabine zweifarbig lackiert
Viel Arbeit, aber das dicke Ende kommt noch. Die Kabine muss zweifarbig spritzlackiert werden. Natürlich in den Farben, wie die Bahn in ihrer Glanzzeit ausgesehen hat. „Den oberen Kabinenteil haben wir im Farbton Elfenbein lackiert, den unteren Teil in dem dominanten Enzian blau“, erklärt Christian Blum, indem er mit einer Hand gefühlvoll und schon fast bedächtig über sein Werk streicht. „Bestens gelungen“, ist ihm ins Gesicht geschrieben.
Das Ding muss wieder zurück in den Heimatstall an der Dießener Straße. Alles von Max Diegruber im Vorfeld organisiert. Das Nagl-Team hat gute Vorarbeit geleistet und die Kabine aus der Lackierhalle herausgeschoben. Zentimeter für Zentimeter, alles ohne Kratzer. Dominik Albrecht hebt die Kabine per eingebauten Hubstangen nach oben, die Seitenstützen werden angebracht, damit der Tieflader ohne Probleme einfahren kann.
Freitag, der 13., und Zugmaschine defekt
Wäre da nicht Freitag der 13., der seinem Namen alle Ehre macht. Die Hiobsbotschaft überbringt Max Diegruber selbst. Seine versteinerte Mine lässt nichts Gutes ahnen. „Zugmaschine defekt.“ Mehr nicht. Aber das reicht. Was tun, sprach Zeus. Und das an einem Freitag Nachmittag. Alle möglichen Speditionen werden telefonisch abgeklappert, überall Fehlanzeige. Nichts geht mehr.
Der Lichtblick am Horizont. Über einige Ecken erreicht man eine Ansprechperson bei Stich & Schäller in Peiting. Robert Stich, Juniorchef und Leiter des firmeneigenen Fuhrparks erklärt sich bereit, am nächsten Morgen den Transport durchzuführen. Große Erleichterung, wie gesagt Wochenende.
Pünktlich auf die Minute rollt Robert Stich mit seiner Zugmaschine samt Tieflader an. Dass er ein Profi in Sachen Lenkrad und Gaspedal ist, sieht man auf den ersten Blick. Keine Rangiermanöver jenseits der Schmerzgrenze, Robert rollt einfach rückwärts unter die Kabine, das war´s. Die Hydraulikstempel werden aktiviert, die Seitenstützen abgebaut, die Stempel wieder eingefahren. Passt.
Holzbänke werden in der Schreinerei gefertigt
Die Fahrstrecke auf direktem Weg über die Lechbrücke. „Wenn es täglich Hunderte von Lkws schaffen, diese Strecke zu fahren, warum sollen wir einen großen Umweg fahren“, so Stich, der problemlos seine Fracht wieder in Diegrubers Montagehalle in der Dießener Straße abliefert.
Wie von Diegruber zu erfahren ist, werden dort im nächsten Schritt die Fenster samt nötiger Ausgleichsgewichte installiert. Auch die Küche, Strom und Wasser fehlen noch. Dann wird die Bahn erneut auf den Tieflader verladen und es geht ab nach Birkland. Dort werden in der Schreinerei Zwerschke, in der auch Albrecht arbeitet, die Holzbänke nachgebaut. Originalgetreu in Eiche bis auf die Ausrichtung. Denn die originale Sitzposition ist natürlich für die Schräglage gedacht, das will man den Gästen natürlich nicht zumuten.
Fehlt nur noch der Termin für die Einweihung. Wie das bei solchen Projekten so ist: Das verzögert sich um mindestens drei Wochen, weil Material nicht rechtzeitig geliefert werden kann, wie sie eben erfahren haben. „Jetzt ist nur nicht klar, ob wir es noch vor dem Historischen Markt schaffen, oder erst danach fertig werden“, so Diegruber. Denn auch da sind die beiden Schongauer voll eingebunden.
Zugspitzwaggons in Privatbesitz
Nach der ersten großen Berichterstattung über den Zugspitzwaggon von Max Diegruber und Dominik Albrecht hatten sich gleich mehrere aufmerksame Leser in der Redaktion gemeldet. „Dies ist nicht der einzige Zugspitzwagen in Privatbesitz, die Schongauer bilden sich das nur ein“, sagte etwa Gerhard Heiß aus Peiting. Der damalige Altbürgermeister von Polling, Dominikus Weiß, habe einen solchen in dem nach ihm benannten Museum „Minis Raritätenstadl“ gehabt. „Im Rahmen des von Helmut Schmidbauer und Klaus Gast organisierten Heimatfreundetreffens haben wir darin am 13. November 2008 Brotzeit gemacht“, erinnert sich der Peitinger. Außerdem hatte Sebastian Thiele geschrieben. „Da ich selber (als Privatperson) im Besitz eines Personenwagens der Bayerischen Zugspitzbahn bin, ist Ihr Artikel definitiv falsch“, so der Projektleiter Infrastruktur bei der Betriebsgesellschaft Umweltforschungsstation Schneefernerhaus GmbH.
Nachgeforscht bei der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn AG, nennt die dortige Pressestelle sogar eine lange Liste von Wagen in Privatbesitz. Sie bestätigt: Der ehemalige Triebwagen 4 steht in Polling bei Weilheim in „Minis Raritätenstadl“. Drei ehemalige Personenwagen (7, 12, 19) fahren beim Alb-Bähnle der Ulmer-Eisenbahnfreunde. Der Personenwagen 7 war vorher einige Jahre bei der Brohltalbahn (1988 bis 2022). Triebwagen 3 und Personenwagen 18 stehen auf Flachwagen des DB-Museums in Lichtenfels. Personenwagen 3 und 10 gingen an Privatpersonen in Garmisch und Grainau. Personenwagen 15 ging 1997 im Rahmen eines Sozialprojekts an den Christophorus-Schulverein in München. „Er wurde zwischenzeitlich weitergegeben, allerdings ist uns unbekannt wohin“, so Pressesprecherin Carolin Kunzmann. Güterwagen hingegen seien seit Existenz der Bayerischen Zugspitzbahn keine abgegeben worden.
Einen Hinweis hat die Pressesprecherin noch zum 100-jährigen Jubiläum der Bayerischen Zugspitzbahn. Gegründet wurde das Unternehmen am 18. Juni 1928. Das 100-Jährige werde aber etwas später gefeiert. „Für die Jubiläen ausschlaggebend ist in aller Regel die Eröffnung der jeweiligen Bahn.“ Die Zahnradbahn sei am 8. Juli 1930 komplett eröffnet worden, weshalb das 100-jährige Jubiläum auf 2030 (bzw. 2028-2030) datiert wird. Nähere Informationen zur Historie gibt es auf der Website unter www.zugspitze.de/de/Ueber-uns/Unternehmen/Geschichte-Meilensteine.