Ein Paradies für Geschichtsliebhaber: Der Museumsstadel in Kreut
Karl Fliegauf träumte ein von einem Lechrainer Bauernmuseum, das Gerätschaften alter Handwerkskunst zeigt. Der Wunsch wurde Wirklichkeit.
Karl Fliegauf träumte ein Leben lang von einem Lechrainer Bauernmuseum, das Gerätschaften alter Handwerkskunst zeigt. Mit der Eröffnung des Museumsstadl am Schallhammerhof in Kreut wurde dieser Wunsch des 2009 verstorbenen ehemaligen Ortschronisten und Bürgermeisters jetzt Wirklichkeit.„Hier ist alles im Originalzustand erhalten, was in früherer Zeit zu einem autarken Bauernhof gehörte“, freut sich Hans Wörnzhofer von den Peitinger Heimatfreunden. Der Museumsstadel in Kreut sei eine ideale Ergänzung zum Museum im Klösterle in Peiting. „Wir werden künftig eng zusammenarbeiten und Schulklassen bei Führungen auf dieses einzigartige Museum verweisen“, versichert auch Klaus Hilgner. In der Tat ist der Schallhammerhof in idyllischer Lage ein lohnendes Ziel für einen Wandertag. Da können die Kinder auf dem Arche-Noah-Hof noch alte Rassen wie die Werdenfelser Rinder auf der Weide, Hühner, Schafe und einiges mehr bewundern.
Zur Historie: Es war ein Glücksfall, dass die Familie Zahn im Jahr 2002 den seit 1400 nachgewiesenen Hof erwarb. Volker Zahn, ein leidenschaftlicher Bewahrer der Historie, hatte sich sofort in das 1726 von Hans Shalhamer – in der Gravur am Deckenbalken noch so geschrieben – errichtete Nebengebäude mit Werkstatt und Getreideboden im ersten Stock verliebt.
Historie des Gebäudes
Im Jahr 1942 wurde das Gebäude von Peter Kees renoviert, und unter dem Erdgeschoss entstand ein gemauerter Keller. Nach 1945 war eine Werkstatt im Erdgeschoss für Traktoren und große Maschinen notwendig, die noch bis 1998 benutzt wurde.
Dominikus Weiß aus Polling, leidenschaftlicher Sammler historischer Geräte, war bis zu seinem Tod 2016 häufig in der Werkstatt und konnte die Funktionen und einheimischen Namen der Gerätschaften benennen. Er hat die Werkstatt als einzige so im Original erhaltene in ganz Oberbayern eingeschätzt. Im vergangenen Halbjahr archivierte nun Volker Zahn unter fachkundiger Mitarbeit von Jakob Leicher und Josef Ried (von Langenried) die über 1100 Gerätschaften. Auch wurde die Treppe in den ersten Stock stabilisiert und mit einem Geländer versehen.
Über 1100 Gerätschaften
Zur Eröffnung hatte Volker Zahn nun das ehrenamtliche Team des Museums im Klösterle und Werner Schmitt geladen, der zurzeit die Wassergeschichte von Kreut und Schongau erforscht. „Beim Schallhammer hat man alles können, außer dem Wegwerfen“, hob Jakob Leicher bei der Führung hervor und zeigte sich erfreut, dass alles aus dem Hof stammt. Ein früherer Hofbesitzer, Georg Kirchbichler, hat sein Werkzeug gar brandgestempelt. Der eiserne Brandstempel ist noch erhalten.
Erhalten ist auch der Tiefbrunnen mit zwölf Metern Tiefe, den einst Ludwig Wolf noch lokalisieren konnte. Beim Betreten sticht dem Besucher neben dem „Sautrog“ gleich ein Fahrrad ins Auge, dessen Scheinwerfer eine Kerze als Lichtquelle besaß.
Oben gelangt man zunächst in die Metallwerkstatt, ehe man die Holzwerkstatt mit ihren Raritäten betritt. Nichts wurde weggeworfen, sondern versucht, aus allem etwas zu machen, und arbeitete auf Bevorratung. Ein Zeugnis alter Handwerkskunst sind die Schälbohrer, die man zum Herstellen der hölzernen Deichel und Dachrinnen brauchte. Das Beil zum Behauen der Balken ist heute wieder gefragt bei historischen Renovierungen.
Schätze in der Rumpelkammer
Beim Eintritt in den ehemaligen Getreideboden fällt einem unweigerlich das Gedicht „In Neinas Rumplkommr“ des Mundartdichters Arthur Lesina Debiasi aus Naturns ein. „Wir haben alles bewusst so gelassen, wie wir es vorfanden, nur gereinigt. Wir wollten kein geschlecktes Museum“, beteuert Jakob Leicher.

So findet man dort alles querbeet vom Butterfass über den Kinderschlitten, Wiegen, Dreirad, Spielzeug, Schuhmacherwerkzeug, Bienenwaben, Brothängeregal, Nähmaschinen, Kochgeschirr, Marderfallen und Ochsenjoch bis hin zum Rosskummet.
Zu finden sind dort oben ebenfalls die ersten in Peiting hergestellten Skier. Der „Danner Martl“ berichtete in der Festschrift „50 Jahre Ski Club Peiting“ im Jahr 1982 dazu: „Meine ersten Ski waren aus Eiche, und gefertigt hat die der Schallhammer Peter, Peter Kees, von Kreut.“ Diese will Volker Zahn nach seinem Tode als Schenkung ins Skimuseum im Klösterle geben.
Wer weiß, vielleicht findet auch das Uhrwerk mit Klanguhr vom alten Heringer-Hof einmal einen würdigen Platz in der Kreuter Kapelle.
Platz gefunden haben in Kreut auch Schlafzimmerbilder aus dem jeweiligen Zeitalter. Darunter auch die Bitte „Gott schütze meinen lieben Mann im Felde Weltkrieg 1914-1915“ und die Ehrenurkunde des Pferdezuchtverbandes Oberbayern für Xaver Kees für 48 Jahre Treue. Damals waren die Rösser und Ochsen noch treue Helfer auf den Bauernhöfen.