Einzigartiger Zugspitzwaggon wird zum mobilen Veranstaltungsort

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Dominik Albrecht und Max Diegruber restaurieren derzeit einen Waggon der Bayerischen Zugspitzbahn. © Hans-Helmut Herold

Nur einen einzigen Waggon der Bayerischen Zugspitzbahn in Privatbesitz gibt es: Wagen 11 der Zahnradbahn aus dem Jahr 1953. Er wird nun restauriert und soll als Veranstaltungswagen eingesetzt werden.

Dominik Albrecht und Max Geiger haben das gute Stück von Andreas Schuster erworben, der einst bei der Bayerischen Zugspitzbahn arbeitete und sich das Abteil offenbar als Erinnerung sichern konnte, wie sie erzählen. Seither steht der Waggon im Schongauer Industriegebiet an der Dießener Straße und ist allen Witterungsverhältnissen schonungslos ausgesetzt.

„Seit 15 Jahren überlege ich, was man damit machen könnte. Er ist einfach zu schade, dass er nur rumsteht“, erzählt Albrecht. Jetzt bekommt der fast zwölf Meter lange und 2,50 Meter breite Zugspitzwagen ein zweites Leben: Er soll ein gut ausgestatteter Veranstaltungswagen werden mit bis zu 40 Sitzplätzen und einer voll eingerichteten Küche.

Alter Zugspitzwaggon wird restauriert – Dach erneuert

Das geht natürlich nicht ohne Schweiß und Arbeit. „Das alte Holzdach war total durch“, erzählt Diegruber von den Anfängen der Arbeit vergangenen Herbst. Direkt, nachdem man am „Schongauer Sommer“ die Pläne geschmiedet hatte, gingen Albrecht, Diegruber und eine fleißige Helfertruppe an die Arbeit.

Das Dach wurde durch ein lasergeschnittenes und verzinktes Blech ersetzt und wartet nur noch auf die Abdichtung und den Anstrich. „Es passt millimetergenau auf den Fahrgastraum“, so der Schongauer Betreiber der „Blauen Traube“. Die Fahrgastkabine des Zugspitzwagens ist aus massivem Material. Dem Rost ist das Team mit einem speziellen Nadelentroster zu Leibe gerückt, der auch im Schiffsbau verwendet wird.

Blitzeblank steht er nun da. Das gesamte Innenleben wurde entfernt, ein Holzboden ist schon wieder drin, die Tische und Bänke entstehen wieder aus Eiche, aber ohne die bisherige Schräge, schließlich muss man nicht mehr dauerhaft steile Berge erklimmen mit dem Gefährt.

In der Werkstatt an der Peitinger Straße: Der einzige Wagen der Zahnradbahn in privatem Besitz ist Waggon 11 aus dem Jahr 1953.
In der Werkstatt an der Peitinger Straße: Der einzige Wagen der Zahnradbahn in privatem Besitz ist Waggon 11 aus dem Jahr 1953. © Hans-Helmut Herold

Ohne Unterstützung und weitere Köpfe und Hände kann man so ein Mammutprojekt gar nicht umsetzen. „700 bis 800 Stunden Arbeit werden es schon sein“, schätzt Diegruber. Holzarbeiten passieren überwiegend in der Schreinerei von Peter Zwerschke, in der Albrecht oft mithilft und wo das Unterfangen nach allen Kräften unterstützt wird. Helge Vogel ist als Karosseriebauer ebenso dabei wie Stefanie Forstner als Allrounderin.

Traum: Zugspitzbahn vor dem Ballenhaus

Unverzichtbarer Mann im Hintergrund für alles Organisatorische ist Silas Schmorell. „Es funktioniert nur, weil wir sehr verständnisvolle Partner und Rückhalt in der Familie haben“, bedankt sich Albrecht auch gleich noch bei seiner Ehefrau und dem Vater von Max Diegruber, Thomas Diegruber.

Alles läuft nach dem Motto „so originalgetreu wie möglich, aber nicht um jeden Preis“, erklärt Albrecht. Gerettet wurden alle Beschriftungen und Aufkleber, wenn diese auch teilweise nachgemacht werden müssen, weil sie in einem so desolaten Zustand sind. Die ursprünglichen Emaille-Schilder im Zug werden wiederverwendet, wie sie sind, aber auf neuem Holz montiert, weil die ehemalige Unterlage verrottet ist. Mit dem ehemaligen Eigentümer wurde auch geklärt, ob man die originalen Beschriftungen der Zahnradbahn verwenden darf.

Der Unterbau der Zahnradbahn wurde abmontiert und soll anderweitig Verwendung finden. Vor der Tür steht bereits ein Sattelauflieger, den das Team extra für den Transport gekauft hat. „Es gab Überlegungen, den Waggon auf eigener Achse direkt auf die Straße zu bringen, aber damit die Plakette vom TÜV zu bekommen, ist viel zu aufwendig, es müssten sogar spezielle Fenster rein“, hat sich das Team beraten lassen. Einen Zweier-Führerschein, geschweige denn den passenden Lkw für den Transport, haben Albrecht oder Diegruber aber nicht. „Da wollen wir mit Speditionen zusammenarbeiten“, ist der Plan, erzählt Diegruber.

Bergbahngondel wird gesucht

Auf diese Weise soll der Zugspitzwaggon überall dorthin transportiert werden, wo es schön ist – „ob das nun mitten im Wald ist oder an einem See“, schwärmt Albrecht. Die Nutzung stellt sich das Team vielfältig vor, für ein Betriebsfest, die Weihnachtsfeier oder für Hausmessen. Auf der Reise- und Freizeitmesse in München kann man sich das Gefährt wunderbar vorstellen, für den Hersteller von Sonnencreme etwa. „Wir haben sogar noch den Original-Aufkleber von ,Gipfelbräune‘ dazu“, lacht Albrecht. Nur die Toilettenfrage müsse noch geklärt werden. Daher suche man parallel nach einer alten Bergbahngondel.

Mit der Restaurierung des Zugspitzwagens geht es voran. In ein paar Wochen geht es zum Lackierer, über Preise wird bereits verhandelt. Erstmals präsentiert werden soll das gute Stück dann am liebsten in der Heimatstadt, direkt am Marienplatz in Schongau vor dem Ballenhaus. „Wir würden gerne ein Weißwurstfrühstück machen mit Schafkopfturnier“, verraten Albrecht und Diegruber, Sponsoren haben sie auch schon im Auge. Und einen Ehrengast: Andreas Schuster. Und zu gerne wäre man dann beim Jubiläum der Bayerischen Zugspitzbahn dabei, das zum Jahreswechsel 2026/2027 ansteht.

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