Hagn fasst bei Bürgerversammlung heiße Eisen an – Statement zum talweiten Hallenbad
Eine spannende Bürgerversammlung erlebten die Tegernseer am Donnerstag (28. November) im Quirinal. Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) fasste einige heiße Eisen an und hielt mit Kritik nicht hinterm Berg. Besonders beim Thema Hallenbad.
Tegernsee - Rund zweieinhalb Stunden lang legte Bürgermeister Johannes Hagn alle Karten auf den Tisch. Umfangreich bezog er vor allen Dingen zu jenen Fragen Stellung, die vorab schriftlich von Bürgern im Rathaus eingereicht worden waren. Eine Tegernseerin beispielsweise wollte wissen, warum es in Sachen Hallenbad, das bekanntlich von allen Talgemeinden gemeinschaftlich errichtet werden soll, keine Fortschritte gebe.
Jüngster Hallenbad-Beschluss fiel nicht einstimmig aus
Hagn legte nicht nur dar, dass aktuell ein Sportbad mit Kinderbecken und Textilsauna als favorisierte Lösung im Gespräch sei, sondern machte auch die Schwierigkeiten deutlich. Der jüngste Beschluss sei etwa gegen die Stimme einer Gemeinde gefasst worden, die lieber ein Freizeitbad realisieren wollte. Allerdings hätten die Befürworter dieser Variante keinen Vorschlag geäußert, wie man diese Idee finanzieren wolle, monierte Hagn. „Demokratie dauert“, sagte er mit Blick auf das Gemeinschaftsprojekt und den langwierigen Prozess. Der Vertrag, so betonte der Tegernseer Rathauschef, werde erst dann unterschrieben, wenn „jeder Haken und jede Öse“ geprüft sei.
Hallenbad: Hagn pocht auf eine verlässliche Kostenermittlung
Hagn erinnerte in diesem Zusammenhang an den „Handschlagvertrag“ zur Spielbankabgabe. Damals sei vereinbart worden, dass die Gemeinde Bad Wiessee 46 Prozent der Abgabe erhalte, die vier anderen Gemeinden 54 Prozent. „Heute kassiert Bad Wiessee 97 Prozent, und wir dürfen uns die restlichen Brotkrumen teilen“, monierte Hagn und erklärte mit Blick auf die Gründungskosten für das neue Hallenbad, die aktuell mit 20 Millionen Euro netto veranschlagt seien: „Wir brauchen eine verlässliche Kostenermittlung.“
Hagn: „Es ist juristisch und wirtschaftlich sehr schwierig“
Verständnis zeigte Hagn für die Gemeinde Kreuth, die angekündigt hatte, nur einen geringeren Anteil zur Finanzierung des Gemeinschaftsbads beizutragen. Kreuth müsse weiterhin seine Pflichtaufgaben erfüllen, weil die Gemeinde nur dann Zuweisungen durch den Staat erhalte, betonte Hagn. Der Tegernseer Bürgermeister rechnete vor: Falls die Gemeinde Gmund, die ihren Beitrag auf 4,2 Millionen Euro gedeckelt habe, nicht davon abweiche, ergebe sich bereits jetzt eine Lücke von drei Millionen Euro. Zudem wies Hagn auf den Sanierungsbedarf in Höhe von zwei Milliarden Euro für öffentliche Schwimmbäder in ganz Bayern und die damit verbundenen geringeren Aussichten auf eine Förderung des Hallenbads am Tegernsee hin. „Es ist juristisch und wirtschaftlich sehr schwierig“, sagte Hagn. Man habe sich künftig insbesondere mit Kreuth und Waakirchen auseinanderzusetzen, deren Vereine das künftige Bad auch ohne Beitrag ihrer jeweiligen Gemeinde nutzen möchten.
Sterne statt Bäumchen: Debatte zur Weihnachtsbeleuchtung
Die Gemüter bewegt hat bei der Versammlung auch die Anfrage einer Anliegerin aus der Rosenstraße, welche die diesjährige Weihnachtsbeleuchtung der Stadt betraf. In der Rosenstraße präsentiere sich heuer nur ein einziger Stern statt der gewohnten Bäumchen, nach dem Kalterer Platz werde es finster. Die Erklärung von Frank Thinnes, Technischer Leiter beim E-Werk Tegernsee, dass die Bäumchen stets an die privaten Wohnhäuser montiert waren und die Sterne an den stadteigenen Laternen angebracht werden, löste eine Grundsatzdiskussion zum Thema Nachhaltigkeit aus.
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Hagn machte deutlich, dass die insgesamt 82 Bäumchen aus der Vergangenheit viel aufwendiger zu schmücken waren und zudem entsorgt werden mussten, während die Sterne zwar aus Plastik seien, aber wiederverwendet werden könnten. Unterstützung bekam er von Monsignore Walter Waldschütz: Der Pfarrer hielt die Sterne, die auf Weihnachten hindeuten, auch aus theologischer Sicht für geeigneter, während ein Christbaum nur am Weihnachtsfest selbst leuchten sollte. Mit der Aufforderung, nicht immer nur Dinge zu monieren, sondern dem Bürgermeister, dem Stadtrat und der Verwaltung auch für deren hervorragende Arbeit zu danken, befriedete er nicht nur diese Diskussion.
Flugblatt-Verfasser kommen nicht zu Wort
Waldschütz zielte damit auch auf die forsch von den beiden anwesenden Flugblatt-Initiatoren – einer davon kein Tegernseer Erstwohnsitzler und somit nicht frageberechtigt – gestellte Anfrage ab, was denn nun mit dem Hompossplatz passiere. Die Anfrage hatte Bürgermeister Hagn zuvor kurzerhand abgewiesen. Nicht nur, weil keine – bei so einem komplexen und Vertragsinfos betreffenden Thema notwendige – schriftliche Anfrage eingereicht worden war, sondern weil er über die Berichterstattung der Zeitung bereits Stellung bezogen habe. Das Flugblatt kursiert seit Tagen in Tegernsee. Indirekt wird darauf ein Grundstückskauf der Stadt für die Bauhof-Erweiterung als Mauschelei kritisiert.
ak