Wallfahrer laufen über Nacht von München zum Reutberg: „Wir sind gemeinsam auf dem Weg“

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Geschafft: Die Teilnehmer der Josefs-Wallfahrt kamen am Samstagmorgen erschöpft, aber glücklich am Reutberg an. © Hias Krinner

Die Josefs-Wallfahrer gehen 38 Kilometer von München zum Reutberg. Die Wallfahrt wendet sich an den heiligen Josef, der als Schutzpatron der Familien gilt.

Sachsenkam – Erschöpft sind sie und zugleich glücklich, als sie am Samstagmorgen die Stufen zum Kloster Reutberg hinaufgehen – in München am Mangfallplatz sind sie tags zuvor um 21 Uhr losgezogen. 38 Kilometer Fußmarsch liegen hinter ihnen. Mancher unwissende Passant, der vielleicht zufällig in den späten Abend- oder frühen Morgenstunden die aus lauter Männern bestehenden Gruppe gesehen hatte, mochte sich darüber gewundert haben: Es sind die Pilger der Josefs-Wallfahrt, die abseits der Straßen den Weg aus der Stadt heraus in Richtung Reutberg nahmen.

Erste Anlaufstelle am Reutberg ist die morgendliche Messe

Zum siebten Mal sind die Josefs-Wallfahrer jetzt hier. Wie der Name schon sagt, wendet sich die Wallfahrt an den heiligen Josef, der als Ziehvater von Jesus auch als Schutzpatron der Familien gilt und dessen Gedenktag am 19. März im Kalender steht. Die erste Anlaufstelle nach der Ankunft am Reutberg ist der Besuch der morgendlichen Messe, wo die Ankömmlinge von Pfarrer Andreas Wanka und den einheimischen Gottesdienstbesuchern herzlich empfangen werden. Danach freuen sich die Teilnehmer auf das Frühstück, das Oberin Schwester Benedicta und Schwester Faustina im klösterlichen Gästespeisesaal angerichtet haben.

Während des Essens erzählen Organisator Hubert Karolak und sein Helferteam, was es mit „ihrer“ Wallfahrt auf sich hat. Vor allem in seinem Heimatland Frankreich hätten Josefs-Wallfahrten eine lange Geschichte, schildert Jean de Malliard. Deshalb seien in der Gruppe neben Deutschen auch viele Franzosen, dazu kämen noch Polen – Leute, die sich in ihren Gemeinden oder auch außerhalb zusammengefunden hätten. „Und der eine oder andere bringt einen Bekannten mit, das ergibt dann eine bunte Nationalitäten-Mischung.“

Die Pilger werden von einem Pfarrer begleitet

Es seien einzelne dabei, die nicht dem christlichen Glauben angehörten, „aber eine Verbindung suchen“, sagt Karolak. Die Wallfahrt vereine alle. „Wir sind gemeinsam auf dem Weg, erleben Natur, beten für die Familien, für die Ehen, für Schwangere – jeder hat da seine persönlichen Anliegen.“ Mit ins Gebet eingeschlossen würden ebenso das Kloster Reutberg, die Priester und der Papst.

Die Pilger werden von einem Pfarrer begleitet. Diesmal ist es der in München tätige und aus Chile stammende junge Geistliche Gaspar Brahm. Mit ihm feierten die Wallfahrer unterwegs auf ihrer Route – sie führt durch den Perlacher und Deisenhofener Forst über Altkirchen und Dietramszell nach Reutberg – während der zweiten Pause in der Nähe von Gumpertsham nachts feierliche Anbetung. „Es gibt auch die Möglichkeit, während des Gehens zu beichten“, erklärt Karolak.

Spätestens in einem Jahr sieht man sich wieder

Wertvoll seien überdies die Gespräche untereinander. „Da sieht jeder: Ich bin nicht allein.“ Diese Offenheit schätzt Stephan Bergmann aus Mohrenweis, der heuer zum zweiten Mal dabei ist, diesmal mit Sohn Jannick. Es seien alle Altersschichten vertreten, und alle hätten das gleiche Ziel. „Das ist lebendiger Glaube und ein anderes Bild unserer Kirche.“ Neue Teilnehmer sind willkommen. Wer nicht so gut zu Fuß ist, kann in Deisenhofen in den Zug einsteigen, für den Rückweg bildet man Fahrgemeinschaften.

Schwester Benedicta, Schwester Faustina und Pfarrer Wanka freuen sich, dass die Josefs-Wallfahrer den Reutberg zu ihrer „geistlichen Heimat“ auserkoren haben. Nicht weniger herzlich als die Begrüßung ist nach dem Frühstück auch die Verabschiedung. Spätestens in einem Jahr sieht man sich wieder. (Rosi Bauer)

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