SPD bereit für harten Wahlkampf

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Benedikt Klingbeil ist am vergangenen Mittwoch einstimmig zum neuen SPD-Kreisvorsitzenden gewählt worden.

Erding – Benedikt Klingbeil ist der neue Kreisvorsitzende der SPD. Die 32 Delegierten, die sich am Mittwochabend im Gasthaus zur Post versammelt hatten, wählten den 20-Jährigen einstimmig. Damit hat der Kreisverband mit seinen knapp 300 Mitgliedern eine Verjüngung an der Spitze, wenngleich auf einem für die Partei ungewöhnlichen Niveau. Der scheidende Chef ist auch erst 40 Jahre alt.

Er könne den Posten nicht mehr gemäß seiner eigenen Ansprüche ausfüllen, auch aus beruflichen Gründen, erklärte Kern. Auch habe es in den zehn Jahren seiner Amtszeit durchaus Meinungsverschiedenheiten gegeben. „Aber das ist ja ein bissl die DNA der SPD“, meinte der Gemeinderat aus Buch.

Sozialpolitik für die Bedürftigen

Sozialdemokratischen Widerspruchsgeist legte vor allem Manfred Slawny an den Tag. Er sei seit 28 Jahren SPD-Ortsvorsitzender in Taufkirchen, mit einer so schlechten Stimmung sei er aber noch nie in einen Wahlkampf gegangen. Die Debatte über die Kanzlerkandidatur von Olaf Scholz sei sehr schädlich gewesen. „Er ist ein Bundeskanzler, der im Endeffekt gescheitert ist“, erklärte Slawny. Die SPD werde den nächsten Kanzler nicht stellen, sagte er voraus. „Es geht jetzt nur darum mitzuhelfen, dass die sozialen Grundsätze nicht runterrauschen.“

Bei den Wahlen herrschte allerdings große Einmütigkeit. Keiner der vom Kreisvorstand vorgeschlagenen Kandidaten kassierte eine Nein-Stimme. Höchstens gab es mal minimal geringere Zustimmung wie bei den Stellvertretern von Klingbeil: Ulla Dieckmann (31 Stimmen) und Leon Kozica (28).

Der Vorsitzende trat in seiner Rede dafür ein, das Positive in Deutschland hervorzuheben: freie Meinungsäußerung, Sicherheit, Frieden und ein „weltweit einmaliges soziales Sicherungsnetz“. Im Rahmen seines dualen Studiums bei der Stadt München arbeite er derzeit im Jobcenter in Berg am Laim. Er sehe jeden Tag Menschen in schwierigen Situationen – mit psychischen Erkrankungen oder alleinerziehend ohne Kinderbetreuung –, die gerne arbeiten würden, es aber nicht können. Das sei die überwältigende Mehrheit.

Von Tür zu Tür und auf Tiktok

Die politische Debatte über das Bürgergeld erwecke aber genau den gegenteiligen Eindruck. „Wir sollten das System nach denen ausrichten, die arbeiten wollen und einfach nicht können – und nicht umgekehrt“, forderte der junge Genosse. Wer von „Grundschul-Paschas“ spreche, so Klingbeil über CDU-Chef Friedrich Merz, „hat als Bundeskanzler nichts verloren“.

Gleichwohl müsse sich die SPD unangenehmen Diskussionen stellen: „Wir müssen auch auf die AfD-Wähler zugehen und mit ihnen sprechen“, erklärte der Erdinger. Innerparteilich sei derzeit der Appell zu Geschlossenheit zu hören. Das sei nicht der Weg, meinte Klingbeil: „Wir dürfen als Basis nicht aufhören, laut zu sein.“

Dieses Potenzial will auch Marco Mohr heben. Er sehe viel Kompetenz in den Ortsvereinen. „Es ist eine große Stärke, dass wir so viele verschiedene Meinungen haben“, meinte der SPD-Bundestagsdirektkandidat aus Ebersberg. Mithilfe der Mitglieder wolle er Positionen formulieren. Hier kamen im Nebenzimmer des Gasthauses Zweifel auf.

Angesichts schlechter Umfragewerte könne man nicht Wahlkampf machen wie immer, meinte Nicole Schley, Bürgermeisterin von Ottenhofen. „Tür-zu-Tür-Wahlkampf“ sei in der 90 Tage kurzen Zeitspanne im Winter die richtige Strategie, sagte Mohr. „Diese Hausgespräche werden anstrengend angesichts des Ampel-㈠Bashings“, prophezeite Schley.

„Wir sollten bei den Neuen Medien verstärkt einsteigen“, forderte August Groh aus Wartenberg. Mohr widersprach nicht, sagte aber: „Wir sind da zehn Jahre zu spät dran.“ So lange sei die AfD bereits auf Tiktok aktiv.

Seppo Schmid plädierte für den Fokus auf Inhalte. Viele SPD-Ideen seien von anderen Parteien gekapert worden, meinte der Dorfener. Man müsse Themen wie Gerechtigkeit herausstellen, denn: „Die meisten Leute denken sozialdemokratisch. Sie wissen‘s bloß nicht.“

Gemeinsam für die SPD (v.l.): Martin Kern, Sarah Berndt, Heiner Müller-Ermann, Leon Kozica, Ulla Dieckmann, Benedikt Klingbeil, Nicole Schley und Georg Bauernfeind mit Bundestagskandidat Marco Mohr.
Gemeinsam für die SPD (v.l.): der Kreisvorstand mit Martin Kern, Sarah Berndt, Heiner Müller-Ermann, Leon Kozica, Ulla Dieckmann, Benedikt Klingbeil, Nicole Schley und Georg Bauernfeind sowie mit Bundestagskandidat Marco Mohr. © Timo Aichele

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