Auch Rudolph Moshammer lebte in Pulling

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Pullinger Nachwuchs: Auch dem Schulleben im Ort widmet sich die Chronik von Josef Pellmeyer. Das Bild zeigt eine Volksschulklasse aus dem Jahr 1949. © Pellmeyer

In jahrelanger Arbeit hat Josef Pellmeyer eine Chronik über Pulling erstellt. Pünktlich zum Jubiläum ist sie fertig. Sie enthält verblüffende Ortsanekdoten, in der sogar der Münchner Modezar Moshammer und der Bruder von Sissi eine Rolle spielen.

Pulling – Endlich hält er sie in Händen. Mehr als zwei Jahre hat Josef Pellmeyer an seiner Chronik für Pulling gearbeitet. Die vergangenen Monate, so lässt sich mit Fug und Recht sagen, hat der 70-Jährige für sie gelebt. „Seit Januar habe ich fast jeden Tag bis Mitternacht daran gearbeitet und bin um 5 Uhr morgens aufgestanden und habe mich wieder an den Schreibtisch gesetzt.“ Ein Wettlauf mit der Zeit, denn schließlich sollte das Geschichtswerk bis zum großen Jubiläum des Orts, zur 1000-Jahrfeier, fertig sein. Er hat es geschafft.

412 Seiten umfasst das Werk. Es beinhaltet die Ortsgeschichte von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 1024 bis heute. Von den ersten Siedlungsformen bis zur Gebietsreform. Kriegszeiten finden ebenso Platz wie Überschwemmungen und der Wirbelsturm von 1946, der in den angrenzenden Wald eine 600 Meter breite Schneise gerissen hat. Eine Chronik prallvoll mit „Geschichte und Geschichten von Pulling“, so auch der passende Untertitel.

„Es macht mir viel Spaß, zu recherchieren und in die Vergangenheit zurückzugehen“, sagt Pellmeyer. Dieses tiefe Interesse für Geschichte war eine der Energiequellen für sein Großwerk. Es ist nicht seine erste Chronik. Warmgeschrieben hat er sich bereits zuvor mit einer Chronik über die eigene Landwirtschaft, den Eggertshof. Seine tiefe Verwurzelung in Pulling war die zweite Antriebsfeder. „Heimat ist mir wichtig, dieses Gefühl, sich an einem Ort wohlzufühlen.“

Umso wichtiger war es ihm, den gesellschaftlichen Strömungen des Ortes in der Chronik gerecht zu werden. „Mir war es sehr wichtig, die Vereine mitzunehmen“, sagt er. Gleichzeitig führte er viele Einzelgespräche, etwa mit den Vertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Pulling eine neue Heimat fanden. Die politische, die kirchliche und die landwirtschaftliche Entwicklung, das alles findet sich auf den 412 Seiten. Geschichte eben.

Vor allem aber lebt die Chronik von ihren illustren Geschichten. Wie die von Carl Theodor, der Bruder von Kaiserin Sisi. Der bayerische Herzog pflegte enge Verbindungen zu Pulling, im wahrsten Sinne, wie Pellmeyers Recherchen ergaben. „Er hatte eine Jagd hier im Ort, sein Jagdhaus existiert immer noch“, berichtet er. „Um bequemer von München nach Pulling zu kommen, hat er sich um die Wende des 19. und 20. Jahrhunderts sehr dafür eingesetzt, dass der Bahnhof in Pulling gebaut wurde.“

Josef Pellmeyer mit seiner Chronik für Pulling
Der Meister und sein Großwerk: Josef Pellmeyer hat eine 412 Seiten dicke Chronik über seinen Heimatort Pulling geschrieben und dabei in jahrelanger Arbeit unzählige spannende Geschichten gesammelt. © LEHMANN

Neben dem bayerischen Herzog verbrachte auch ein Münchner Modezar einen Teil seines Lebens in Pulling, Zweiteren zwang aber die Not dazu. „Rudolph Moshammer hat als Kind drei Jahre in Pulling gelebt“, berichtet Pellmeyer. „Seine Mutter war mit ihm im Zuge des Zweiten Weltkriegs aus dem ausgebombten München nach Pulling geflüchtet und dort von Bekannten aufgenommen worden.“

Pellmeyers Lieblingsanekdote handelt aber von einem Pfarrer. Alfons Bittinger war ein Geistlicher, der selbst viel Spaß daran hatte, Anekdoten zu erzählen. Er berichtet, dass ihn einst der Pullinger Hans Filsner mit dem Rad besucht hatte und das vor dem Pfarrhof abstellte – just dort, wo der Ablegeplatz für Sperrmüll war.

Möglicherweise befreit von Sünden, war Filsner bei der Rückkehr zum Parkplatz definitiv befreit von seiner Fahrgelegenheit. Denn ein Passant hatte die beiden Reifen abmontiert. „Die waren halt noch was wert“, berichtet Pellmeyer und lacht. Immerhin gelang es Filsner noch, den Passanten einzuholen und ihm die Sachlage zu erklären. Der Mann entschuldigte sich und gab bereitwillig die Reifen zurück. Als Filsner erleichtert zum Pfarrhof zurückkehrte, hatte in der Zwischenzeit das Sperrmüllfahrzeug sein Radgestell mitgenommen. Schimpfend ging er zu Fuß nach Haus.

Jagdhaus in Pulling
Illustres Jagdhaus: Sisis Bruder Carl Theodor lebte hier, wenn er zur Jagd in den Ort kam. © LEHMANN

Die Chronik „Die Geschichte und Geschichten von Pulling“ wird im Rahmen des Jubiläums zum Preis von 39 Euro verkauft. Erhältlich ist sie auch bei Getränke Setzwein oder bei Autor Josef Pellmeyer per E-Mail, jp@eggertshof.de.

Buntes Jubiläumsprogramm

Party und Public Viewing, Pulling und Patrozinium: Drei Tage lang von Freitag, 5., bis Sonntag, 7. Juli, feiert Pulling sein 1000-jähriges Bestehen mit jeder Menge Highlights im Ort. Los geht es am Freitag um 13 Uhr mit einem mehrstündigen Rahmenprogramm für Kinder inklusive Tanz und Zauberer. Abends wird das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien übertragen (Anpfiff: 18 Uhr). Um 20 Uhr startet die Pullinger Jahrtausend-Party. Am Samstag erwarten die Besucherinnen und Besucher unter anderem spannende Wettkämpfe beim Traktor Pulling (20 bis 16 Uhr), Theater und ein Feuerlösch-Training. Um 20 Uhr sorgt die Bayern-1-Band für Live-Musik. Ein Gottesdienst mit Patrozinium findet am Sonntag um 10.15 Uhr statt, zuvor gibt es einen Kirchenumzug (ab 9.30 Uhr). Im Anschluss an die Messe folgen die Reden der politischen Vertreter. Um 16 Uhr endet das Fest. An allen drei Tagen ist zudem die Ausstellung zur Chronik „Geschichte und Geschichten von Pulling“ in der Mehrzweckhalle zu sehen. Alle Infos gibt es auf der Jubiläumshomepage www.1000jahrepulling.de.

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